Wehrlein: DTM unter dem Sitz, Formel 1 unter dem Kopfkissen

(Motorsport-Total.com/SID) - Pascal Wehrlein dachte nicht an die Zukunft, als er zum ersten Mal Rennsportluft schnupperte. Fünf Jahre war er alt, die Sonne brannte über dem Hockenheimring, und die Formel-1-Boliden dröhnten durch das Motodrom. Es sollte das Schlüsselerlebnis werden für eines der größten deutschen Motorsport-Talente, das am Sonntag am gleichen Ort aufsteigt zum jüngsten DTM-Piloten aller Zeiten - doch an jenem Julitag des Jahres 2000 hatte Wehrlein noch ganz andere Sorgen.

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Pascal Wehrleins Debüt wird in der DTM mit großer Spannung erwartet Zoom

"Ich will eigentlich gar nicht darüber reden", sagt er heute lachend, "Mika Häkkinen hat damals nicht gewonnen - ich hab' geheult." Der erste Ausflug zur Königsklasse lief gar nicht nach Wunsch für Wehrlein, und dennoch, er sollte sich lohnen. "Seitdem habe ich den Traum, Formel-1-Fahrer zu werden", meint der schmächtige junge Mann. Der Sprung in die DTM soll der nächste Schritt sein auf dem Weg in die Königsklasse. Am Sonntag, beim Saisonauftakt, ist Wehrlein 18 Jahre und 188 Tage alt.

Nie gab es einen jüngeren Piloten in der Tourenwagen-Serie. Bei Mercedes hält man große Stücke auf den Rookie. "Er hat einen schweren, schweren rechten Fuß", erklärt Motorsport-Chef Toto Wolff, gefragt nach Wehrleins Qualitäten. Die bewies er zuletzt im vergangenen Jahr in der Formel-3-Euroserie, als Einsteiger holte er gleich den Vizemeistertitel. Das machte Eindruck. Nach diesem Erfolg, so Wolff, habe man sich entschieden "ihn schon in diesem Jahr in die DTM zu hieven. Er wird mit Sicherheit das ein oder andere Highlight setzen."

Wehrleins Ziel: DTM-Titel in fünf Jahren

Der Blick auf Wehrleins Karriere schürt Erwartungen, denn wo der Sigmaringer antrat, fuhr er schnell vorne mit. Im Kart gewann er vier nationale Meisterschaften, 2010 belegte er als Debütant beim Formel Masters Gesamtrang sechs, ein Jahr später stand er auch hier ganz oben. 2012 folgte gleich zum Einstieg Rang zwei in der Formel 3. In Expertenkreisen galt Wehrlein schon früh als Kandidat für die Königsklasse, und auch er selbst machte öffentlich keinen Hehl aus dem Fernziel Formel 1.

In diesen Tagen klingt das anders. Wehrlein weiß, was von ihm erwartet wird in der DTM. "Klar", sagt der Teenager, "die Formel 1 ist die Königsklasse. Aber die DTM ist die Königsklasse im Tourenwagen-Sport." Er will nicht abgelenkt wirken, jetzt, wo Mercedes ihm die Chance im professionellen Rennsport eröffnet. "Ziele, Wünsche, Träume", klar habe er die: "In fünf Jahren würde ich gerne die DTM-Meisterschaft gewonnen haben." Dennoch, der Traum von der Formel 1 lebt. Im Wechsel aus dem Formel- in den Tourenwagen sieht Wehrlein keinen Umweg.

Zumindest nicht in dieser Konstellation. "Vor allem bei Mercedes", glaubt er, "hat man doch die Möglichkeit, den Weg in die Formel 1 zu gehen. Das ist genau die richtige Wahl für mich." Zumal die DTM für die Stuttgarter in diesem Jahr mehr denn je zur Ausbildungsserie wird. Fünf der sechs Piloten sind jünger als 25. Die "Stars von morgen" sollen hier reifen, und sicher, erläutert Wolff, "wir können die Jungs dann in die Formel 1 schleusen, wenn sie das Niveau haben." Zunächst steht für Wehrlein, der neben Häkkinen auch Michael Schumacher und Lewis Hamilton zu seinen Idolen zählt, jedoch der Start in die DTM an. In Hockenheim, dort, wo vor 13 Jahren alles begann.