Technische Finesse schlägt alte Schule

(Motorsport-Total.com) - Nach dem spannenden Saisonauftakt auf dem Hockenheimring scheint die DTM in einen kollektiven Freudentaumel über die Neuerungen im Reglement verfallen zu sein. Auf 'ServusTV' schließen sich dem Lob für das motorsportliche Machwerk der Verantwortlichen auch Timo Scheider und David Coulthard an. "Wir haben eine gute Zukunft vor uns", freut sich der Meister von 2008 und 2009 und ergänzt mit Blick seinen neuen A5 und sein frühes Ausscheiden: "Die Autos machen eine Menge Spaß. Es hätte bei mir ein bisschen länger gehen dürfen."

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Timo Scheider (links) und David Coulthard freuen sich über die DTM-Neuerungen

Zwei der wichtigsten Neuerungen begrüßt Scheider ausdrücklich: die Einführung einer Schaltwippe am Lenkrad und den Einstieg von BMW. "Wir wissen alle, wie wichtig dieser Hersteller für die DTM ist", betont der Audi-Pilot, der im Cockpit weniger Handgemenge und mehr technische Finesse beobachtet. "Die Arbeit ist etwas leichter geworden. Die Wippenschaltung ist zeitgemäß, es war ein Entwicklungsstand, den man haben musste." Trotzdem mochte Scheider auch den langen Schalthebel neben dem Sitz: "Die alte Schule des Tourenwagenfahrens mit sequentiellem Getriebe war etwas Besonderes."

Reifen spielen wichtige Rolle

Wie auch in der Formel 1 schreibt Scheider dem Thema Pneus eine große Bedeutung zu. "Hankook hat dieses Jahr einen ganz guten Reifen gebaut", bemerkt er. Durchaus mit Unterschieden zum Vorjahr: "Andere Dimension, andere Mischung, anderes Fahrverhalten, andere Herangehensweise für uns", bringt es Scheider auf den Punkt und erklärt: "Das ist so ein Geheimnis für sich. Man spricht ja oft vom schwarzen Gold und das muss man richtig behandeln." Ganz besonders galt das für den Auftakt in Hockenheim. "Wir hatten extreme Temperaturen, unter denen wir zuvor noch nie gefahren sind. Aber das macht die ganze Sache spannend."

Coulthard ist froh, dass alle Fahrzeuge in der Startaufstellung standen. "Es war eine große Herausforderung für die Hersteller, die neuen Autos zusammenzuzimmern", erklärt er. Die Differenzen zwischen seinem C-Klasse Coupé, dem A5 und dem M3 sieht der Mercedes-Pilot in zwei Komponenten: "Den Unterschied machen der Motor und das Aerodynamikpaket aus", so Coulthard, der nach Rang acht beim Auftakt in diesem Machtgefüge selbst nicht so schlecht positioniert zu sein scheint - obwohl er schon im Frühjahr tiefstapelte. "Ich habe gedacht, ich entschuldige mich lieber schon bevor es ans Testen geht", schmunzelt der smarte Schotte.

Eine andere Welt als die Formel 1

Dem Vergleich zwischen Formel 1 und DTM will Coulthard kein abschließendes Fazit abgewinnen. "Theoretisch sollte es einfacher sein. Aber in der Realität siehst du dich mit den schnellsten Fahrern für diese Art von Rennen konfrontiert", insistiert der 41-Jährige, der einen anderen Anspruch hegt als noch zu seinen Zeiten in der Königsklasse. "Ich gehe nicht mit den gleichen Erwartungen wie in der Formel 1 heran." Konkret heißt das: Ich will schauen, ob ich mich noch verbessern und etwas über die Autos lernen kann - die sind nämlich ganz schön schwierig zu fahren."

Für Scheider hat es die Karriere in der Beltage des Grand-Prix-Sports nicht gegeben: "Wenn ich behaupten würde, dass ich den Traum von der Formel 1 nie gehabt hätte, würde ich lügen", so der heutige Tourenwagen-Spezialist, der zu seiner Formel-3-Zeit Mitglied des Benetton-Nachwuchsprogramms war. "Aus verschiedenen Gründen hat es nicht funktioniert. Aber der Wunsch, mal so ein Auto zu bewegen, war immer da. Irgendwo im Hinterkopf ist das ein Wermutstropfen", klingt die Sehnsucht durch. Der letzte Monoposto, in den Scheider klettterte, war ein A1GP-Bolide.