• 29.06.2012 16:28

Schumacher: "Jeder musste Fahrstil anpassen"

Mercedes-Pilot Ralf Schumacher spricht im Interview über seine besondere Liebe zum Norisring und die Leistungsdichte in der aktuellen DTM-Saison

(Motorsport-Total.com/SID) - Frage: "Dein Teamkollege Gary Paffett führt nach vier Rennen mit deutlichem Vorsprung die DTM-Gesamtwertung an, Jamie Green liegt auf Rang drei, bei dir lief es dagegen bislang noch nicht wie gewünscht. Warum tust du dich in diesem Jahr so schwer?"
Ralf Schumacher: "Zunächst einmal freue ich mich darüber, dass wir mit Gary als Führenden und Jamie auf Platz drei aktuell sehr gut in der Meisterschaft vertreten sind. Was meine Leistung dieses Jahr betrifft, so war der Saisonstart in Hockenheim für mich eigentlich ganz vielversprechend."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher gilt als Spezialist für den Starßenkurs in Nürnberg

"Ich hatte einen guten Speed. Und wenn diese Durchfahrtsstrafe nicht gewesen wäre, dann hätte es für mich auch noch weiter nach vorn gehen können als Platz sieben. Auf dem Lausitzring konnte ich nach einem verpatzten Qualifying immerhin noch von Platz 16 in die Punkte fahren. Doch Brands Hatch und Spielberg waren wirklich schwere Rennen für mich. Wie gesagt, unser Mercedes C-Coupé hat einen sehr guten Speed, doch leider steckte ich nach Problemen im Qualifying bei den Rennen im Verkehr fest. Und dann ist es wirklich schwer, nach vorn zu kommen. Mein Ziel muss es für diese Saison sein, meine Qualifying-Performance zu verbessern."

Frage: "Wie groß war für dich die Umstellung auf die neuen Autos? Konntest du noch auf die Erfahrungen der letzten DTM-Jahre zurückgreifen? Oder sogar auf die aus deiner Formel-1-Zeit? Musstest du deinen Fahrstil wieder ändern?"
Schumacher: "Jeder Fahrer musste dieses Jahr seinen Fahrstil anpassen, da es für alle ein neues Auto ist. Die größten Unterschiede betreffen die aerodynamische Balance und den Grip der Reifen. Die Größe der Reifen ist anders als in den vorhergehenden Jahren und somit hat sich auch der mechanische Grip ein wenig verändert. Auch bei der Aerodynamik gibt es Neuerungen - der Heckflügel, der Diffusor und der Unterboden unterscheiden sich zum Vorjahr. Aus Fahrersicht ist der größte Unterschied, dass die Autos jetzt ein Schaltpaddel besitzen - ähnlich wie die Formel-1-Autos."

Frage: "Jetzt steht das Rennen auf dem Norisring vor der Tür. Dort hast du dich in den letzten Jahren sehr wohlgefühlt, 2010 die erste Pole Position in der DTM geholt. Freust du dich auf das Rennen und glaubst du, dass dort der Knoten platzen wird?"
Schumacher: "Der Norisring war für mich oft ein gutes Pflaster. Das Qualifying ist hier besonders entscheidend. Und hier liegt in diesem Jahr noch meine Schwäche. Ich hoffe sehr, dass sich das am Norisring ändert. Aber es ist schwierig Vorhersagen zu treffen, da alle Hersteller durch die neuen Autos und das neue Reglement kaum Referenzen und Erfahrungen aus der Vergangenheit übertragen können."

Frage: "Der Norisring ist der einzige Stadtkurs im DTM-Kalender. Was macht dieses Rennen so besonders?"
Schumacher: "Der Norisring ist eine meiner Lieblingsstrecken. Zum einen fahren wir ähnlich wie in der Formel 1 beim Großen Preis von Monaco dicht entlang der Leitplanken, zum anderen ist die Atmosphäre bei einem Stadtrennen einmalig. Ich habe gehört, dass an dem Wochenende 140.000 Zuschauer erwartet werden. Jetzt ist es an uns, eine gute Show zu bieten."

Frage: "In deiner Formel-1-Zeit hast du lange Zeit mit BMW zusammengearbeitet. Hättest du BMW einen so guten Einstieg bei der Rückkehr in die DTM zugetraut? Wie beurteilst du die aktuelle Leistungsdichte in der DTM?"
Schumacher: "Die Leistungsdichte dieses Jahr ist wirklich sehr hoch. Gerade im Qualifying geht es dieses Jahr ganz, ganz eng zu. Zum Beispiel gab es dieses Jahr in Brands Hatch und Spielberg die Situation, dass zwei Fahrer eine bis auf die Tausendstelsekunde identische Zeit im Qualifying gefahren sind."


Fotos: DTM am Norisring


"Wenn man das mit anderen Rennserien vergleicht, ist das nicht selbstverständlich. Hier wurde von allen Beteiligten ein sehr guter Job bei der Entwicklung des neuen Reglements gemacht. Audi und BMW sind zwei sehr starke Konkurrenten um den DTM-Titel. Alle drei Marken haben in den ersten vier Rennen mindestens einen Sieg und eine Pole Position geholt. Das verspricht Spannung bis zum Schluss. Und das ist auch exakt das, was die Fans sehen möchten."

Frage: "Dein Bruder Michael hat in der Formel 1 am vorigen Sonntag endlich sein erstes Podium für Mercedes erreicht, seine erste 'silberne' Pole Position hatte er schon in Monaco erkämpft - auch wenn er sie dann durch eine Strafe nicht antreten durfte. Damit hat er in der familien-internen Mercedes-Wertung zu dir aufgeschlossen. Welcher Schumacher wird denn jetzt im Rennen um den ersten Mercedes-Sieg die Nase vorne haben?"
Schumacher: "Spätestens seit seiner Bestzeit im Qualifying in Monaco war jedem klar, was für Michael in dieser Saison mit Mercedes möglich ist. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Michael auf das Podium fährt. Und ich bin auch davon überzeugt, dass er dieses Jahr noch siegen wird."