• 09.12.2011 13:38

  • von Roman Wittemeier

Häkkinen-Einsatz wirklich nur zum Spaß?

Kolumne: 'Motorsport-Total.com'-Redakteur Roman Wittemeier über die neuesten Gerüchte - Warum lässt Mercedes einen Mika Häkkinen überhaupt testen?

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Gerüchte um Mika Häkkinen: Kehrt der Finne noch einmal in die DTM zurück?

Liebe Freunde des fliegenden Finnen,

war es nicht herrlich, Mika Häkkinen mal wieder im aktiven Rennsport erleben zu dürfen? Ich persönlich habe mich sehr gefreut. Ich hatte sogar zwischenzeitlich das Gefühl, als würde mein lebensgroßer Mika-Pappaufsteller von 1999 kurz zwinkern. Zugegeben, da war vielleicht der Wunsch Vater dieser Einbildung. Aber zumindest hat es mich dazu veranlasst, über die Möglichkeit eines Häkkinen-Comebacks ernsthaft nachzudenken. Was soll ich sagen? Die Pro-Argumente überwiegen aus meiner Sicht.

Mit einer erneuten Verpflichtung von Mika könnte Mercedes aus meiner Sicht einen genialen Schachzug im Wettbewerb um die Aufmerksam in der DTM vollführen. Wie eine Umfrage auf 'Motorsport-Total.com' vor wenigen Tagen eindeutig zeigte, sehen viele Fans die Stuttgarter bezüglich des Potenzials im aktuellen Fahrerkader klar hinter der Konkurrenz von Audi und BMW. Es überwiegt offenbar der Eindruck, dass ein Titelgewinn mit den Herren Paffett, Green, Schumacher und Co. eher unwahrscheinlich ist.

Wie sollte ein Mika Häkkinen im Alter von 43-Jahren da weiterhelfen? Der Finne hat kürzlich bei seinem Renncomeback im AMG SLS GT3 im Rahmen des ILMC-Finales in Zhuhai eine sportlich einwandfreie Leistung geboten. Dieser Auftritt war der Beweis, dass er sicherlich noch ordentlich Gas im Fuß hat. Gerüchte besagen, dass HWA-Frontmann Gerhard Ungar als Augenzeuge dieses Auftritts schwer begeistert war.

Dass Häkkinen am Dienstag dieser Woche im - wohlgemerkt neuen und längst nicht ausgereiften - DTM-Mercedes des Jahrgangs 2012 testen durfte, ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass man in Stuttgart nicht nur menschlich eine hohe Meinung vom "fliegenden Finnen" hat. Was hätte ein solcher Test in dieser Phase der Fahrzeug-Entwicklung gebracht, wenn Häkkinen womöglich überhaupt nicht in einem solchen Fahrzeug zurechtgekommen wäre? Leistet man sich einen solchen Spaß?

¿pbvin|1|4237||0|1pb¿Ich gehe fest davon aus, dass mehr hinter diesem Testeinsatz steckte als man von Seiten Mercedes zugeben möchte. Häkkinen bekam einen vollen Testtag im neuen C-Klasse Coupé, absolvierte 109 Runden in Monteblanco. Dies entspricht einer Gesamtdistanz von über 360 Kilometern - an Fitness mangelt es offenbar auch nicht. Über die Rundenzeiten an diesem Dienstag in Spanien ist nichts bekannt. Aber Mika hat sich nach eigener Aussage "sehr wohl gefühlt".

Wie wäre das Empfinden eines Vollblut-Racers, wenn der Speed gefehlt hätte? Sicherlich nicht so gut. Man hätte sich eine Aussage verkniffen, das Thema in bewährter PR-Manier geschickt umschifft. "Ich fühle mich fit, motiviert und bin mit einem breiten Lachen in meinem Gesicht aus dem Auto ausgestiegen", gab der Finne nach seinem Einsatz zu Protokoll. Warum sollte er Aussagen zum Stand seiner Motivation tätigen, wenn diese Fahrt nur ein einmaliges Gimmick war?

"Einmal Racer, immer Racer: Mika hat sich in unserem C-Coupé pudelwohl gefühlt und ist viele Runden auf einem guten Niveau gefahren - der Test hat ihm und uns genutzt", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Test seines langjährigen Schützlings. Beim Schwaben, der natürlich alle Gerüchte um ein mögliches Comeback dementieren wird, war offenbar die Bestätigung dessen eingegangen, was sich viele erhofft hatten: Der Mika kann's noch.

Lance David Arnold, Congfu Cheng, Mika Häkkinen

Häkkinen präsentierte sich bei seinem Auftritt im AMG SLS GT3 bärenstark Zoom

Im Falle Mika Häkkinen sind es aber längst nicht nur sportliche Aspekte, die einem möglichen Comeback des einstigen Publikumslieblings gewissen Charme verleihen. Nicht zu unterschätzen ist im Zuge dessen die Medienwirksamkeit und der gesamte PR-Wert des zweimaligen Formel-1-Champions. Mal ehrlich: Würde ein Nick Heidfeld als DTM-Neuzugang auch nur annähernd die Publicity bringen, die ein Mika-Comeback brächte?

Ich gehe fest davon aus, dass in der Führungsetage von Mercedes das Thema Mika Häkkinen und DTM derzeit intensiv diskutiert wird. Irgendetwas muss man der gewaltigen Wucht der Fahrerkader von Audi und BMW ja entgegenstellen. Nicht falsch verstehen: Ich halte Paffett und Green für feinste Brenner, aber sie haben sich schon lange nicht mehr als ernsthafte Titelkandidaten in der DTM präsentiert. PR-mäßig könnte Mika vieles richten und sportlich wird man womöglich auf einen Youngster setzen, der entweder Roberto Merhi oder Nico Müller heißen könnte.

Lass dich mal wieder blicken, Mika!

Roman Wittemeier