Abgehängt: Was hinter der BMW-Flaute stecken könnte

In den ersten vier Rennen der DTM-Saison 2017 haben Mercedes und Audi die Siege unter sich ausgemacht - Ist BMW der große Verlierer der Neuregelungen?

(Motorsport-Total.com) - Ab und zu lassen sie ihr Potenzial noch aufblitzen: Da kämpft ein Timo Glock mal um Spitzenplätze, da steht ein Maxime Martin mal in der zweiten oder Tom Blomqvist sogar in der ersten Startreihe. Im Rennen geht es für BMW in diesem Jahr aber meist abwärts. Und in der Gesamtwertung ziehen Mercedes und Audi schon nach zwei Rennwochenenden davon - weil sie besser mit der "neuen" DTM zurechtkommen?

Titel-Bild zur News: Tom Blomqvist

Abgehängt: BMW muss an besten schon Budapest die Kurve kriegen Zoom

"BMW kam im letzten Jahr bekanntlich in den Genuss einer Ausnahmeregelung mit um 5 cm breiterem Heckflügel und 7,5 Kilogramm weniger Gewicht als die Konkurrenz", erklärt Ex-Mercedes-Boss und ARD-TV-Experte Norbert Haug gegenüber dem 'Focus'. "Stimmen im Fahrerlager behaupten bereits, ohne diese Regelung fehle in diesem Jahr die Konkurrenzfähigkeit."

"Solche Kritiker mundtot zu machen, hat BMW selbst in der Hand", so Haug. "Die einzig überzeugende Antwort darauf gibt es auf der Strecke, indem regelmäßig um Siege gefahren wird - und ich traue das BMW absolut zu."

"Sind einfach nicht stark genug"

Während Mercedes konstant Leistung abrufen kann und Audi sich zum Reifenflüsterer mausern konnte, scheint BMW vor allem mit den neuen Hankooks Probleme zu haben. "Es steckt auf jeden Fall Potenzial im Auto, weil wir im Qualifying ja schnelle Runden hinbekommen", betont Blomqvist gegenüber 'Autosport'. "Aber wir haben Probleme mit dem Reifenmanagement. Wir sind einfach nicht stark genug."

Teamkollege Martin sieht noch weittragender Probleme: "Wir müssen vor allem an unser Rennpace arbeiten. Bestimmt ist auch unser Reifenabbau höher, aber die anderen sind schon von Runde 1 an schneller als wir." Der Belgier verleiht seinem Unmut Ausdruck: "Insgesamt bin ich nicht sehr zufrieden - es sieht sogar recht schlecht aus. Wir müssen hart arbeiten und erwarten natürlich besser zu werden. BMW ist gut, aber wir haben uns mehr erwartet."


Fotos: DTM in Budapest, Pre-Events


Es gibt allerdings bereits Hoffnung: Schon der Hungaroring könnte dem Auto besser liegen. Denn auf dem relativ neuen, viel glatteren Asphalt könnten BMWs Schwächen ausgebügelt werden. "Die optimistische Version ist, dass für BMW mit dem Lausitzring die Strecke bereits hinter ihnen liegt, auf der sie auch in den vergangenen Jahren am wenigsten gut zurechtgekommen sind", analysiert Streckensprecher Peter Reichert gegenüber 'DTM.com'.

Audi in Ungarn "ganz klar" Favorit

Und auch Haug glaubt, dass es an diesem Wochenende einen Aufwind im bayrischen Lager geben könnte: "Es scheint, als liegen Strecken mit Bodenwellen dem M4 nicht so gut wie der Konkurrenz. BMW wird seine Hausaufgaben erledigen. Und dafür ist es jetzt auch höchste Eisenbahn, sonst fährt der Meisterschaftszug ohne Stopp in München weiter in Richtung Ingolstadt und Stuttgart."

Siegchancen werden vor den Rennen in Budapest aber anderen zugesprochen. "Audi ist der Favorit, ganz klar", so Haug. Denn die Ingolstädter haben nicht nur die Reifen im Griff: Sie haben sich auch bereits bei warmen Bedingungen, wie sie am Hungaroring erwartet werden, ausgezeichnet und könnten von der spontanen Neuregelung profitieren. "Sie haben am Samstag das leichteste Auto, die Gewichtsangleichung wird künftig ja entsprechend der Rennergebnisse und nicht mehr nach den Qualifyings vorgenommen werden", erklärt der TV-Experte.

Vieles spricht also für den Tabellenzweiten Jamie Green und seine Herstellerkollegen. "Es sei denn, die Gegner aus München und Stuttgart haben in den vier Wochen seit Lausitzring die richtige Rezeptur gefunden, um auf dem Hungaroring, dessen Asphalt bei starker Sonneneinstrahlung erfahrungsgemäß zur siedend heißen Bratpfanne wird, den Audi eins zu verbraten", sagt Haug. "Wetten würde ich darauf allerdings nicht."