"Unter der Gürtellinie": Glock kritisiert Audi wegen Scheider

Timo Glock ist nicht mit der Art und Weise einverstanden, wie sein Freund Timo Scheider von Audi vor die Tür gesetzt wurde - Heftige Kritik an Dieter Gass und Co.

(Motorsport-Total.com) - Sportlich war der Titelkampf zwischen Marco Wittmann und Edoardo Mortara beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim das große Thema. Auf der emotionalen Ebene drehte sich allerdings fast alles um den Abschied von Timo Scheider. Nach 16 Jahren in der DTM wurde dem zweimaligen Champion nur einen Tag vor dem Finale telefonisch mitgeteilt, dass im Audi-Kader 2017 kein Platz mehr für ihn ist. Scheider-Kumpel Timo Glock hat für diese Vorgehensweise der Ingolstädter überhaupt kein Verständnis.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock ist aktuell gar nicht gut auf die Audi-Chefs zu sprechen... Zoom

"Es weiß ja jeder, dass Timo und ich uns seit einer langen Zeit sehr, sehr gut verstehen", verrät Glock, der anschließend äußerst scharf gegen Audi schießt: "Wenn man einen Mann, der elf Jahre bei Audi ist, 16 Jahre in der DTM und zweimal die Meisterschaft gewonnen hat, als Marke so verabschiedet, da muss ich mich fragen, ob man da noch bei Trost ist."

"Ich finde, das ist menschlich schon unter der Gürtellinie. Ein Timo Scheider hat so etwas nicht verdient", wettert Glock und ergänzt: "Dass er noch so 'cool' geblieben ist und sich bei Audi bedankt hat, davor habe ich hohen Respekt. Ich glaube, ich hätte da anders in die Kerbe geschlagen..." Scheider kündigte seinen Rücktritt am Samstagabend auf einer spontanen Pressekonferenz an. Audi gab lediglich eine Pressemitteilung mit vier kurzen Absätzen heraus.

Glocks Arbeitgeber BMW löste eine ähnliche Situation ganz anders. So wurde der Rücktritt von Martin Tomczyk bereits Wochen vor dem Finale bekanntgegeben, wodurch der Ex-Champion die Möglichkeit hatte, sich am Freitagabend bei einer großen Party aus dem DTM-Paddock zu verabschieden. Diese Möglichkeit erhielt Scheider nicht. "Da sollten sich Herr Gass oder Herr Ullrich oder wer auch immer das entschieden hat einmal überlegen, was sie sich dabei gedacht haben", ärgert sich Glock.

"Da sollte man sich auch einmal in die Haut eines Timo Scheiders versetzen. Das hat mich sehr lange beschäftigt", verrät der 34-Jährige und erklärt: "Ich bin froh, dass mich keiner gesehen hat, als ich mir das Interview mit ihm angeguckt habe. Da musste ich schon dreimal schlucken." Glock selbst ahnte bis zum Samstagabend übrigens nichts vom Rücktritt seines Freundes.

"Ich hab mich nur gewundert, weil er beim Abschied von Martin so nachdenklich war. Wir haben nebeneinandergesessen, und normalerweise blödeln wir immer rum. Aber er war ziemlich in sich gekehrt", berichtet Glock und verrät: "Als dann die Nachricht kam, dass er eine Pressekonferenz gibt, da war mir klar, was passiert." Scheiders Abschied sei auf vielen Ebenen ein "herber Verlust für die DTM."


Fotos: DTM-Finale in Hockenheim, Sonntag


Bei Audi ist man sich derweil bewusst, dass nicht alles optimal gelaufen ist. Man habe allerdings nur die Wahl zwischen "Pest und Cholera" gehabt. "Wir haben natürlich versucht, uns in dieser Woche mit ihm zu treffen. Das haben wir leider nicht hinbekommen", versichert Audi-DTM-Leiter Dieter Gass auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Daher habe man Scheider letztendlich vor dem Finale telefonisch informiert, um ihm so die Gelegenheit zu geben, sich in Hockenheim immerhin noch von seinen Fans verabschieden zu können.