• 20.10.2016 12:44

Marquardt: "Marco hat die Messlatte für alle sehr hoch gelegt"

BMW-Motorsportchef Jens Marquardt resümiert die abgelaufene DTM-Saison: Er stellt Marco Wittmann ein starkes Zeugnis aus und bedankt sich bei den Abgängern

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Hockenheimring wurde Marco Wittmann am Sonntag zum zweiten Mal DTM-Champion. Das war vor ihm noch keinem anderen BMW-Fahrer gelungen. In der Teamwertung belegte das Team RMG Platz zwei vor dem Team RBM - und beendete die Saison damit zum dritten Mal in Folge als bestplatzierte BMW-Mannschaft. In der DTM-Herstellerwertung kam BMW ebenfalls auf den zweiten Rang.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann, Jens Marquardt

Jens Marquardt ist begeistert von der Leistung von Marco Wittmann Zoom

Im Interview spricht Motorsport-Direktor Jens Marquardt über Marco Wittmanns Titelgewinn und bewertet die fünfte Saison seit dem DTM-Comeback von BMW.

Frage: "Herr Marquardt, wie hoch ist der Titelgewinn von Marco Wittmann einzuschätzen?"
Jens Marquardt: "Marco Wittmann hat seinem Spitznamen 'Mega Marco', den er seit seinem ersten Titelgewinn 2014 trägt, in der vergangenen Saison alle Ehre gemacht. Sein Topspeed, seine Nervenstärke und seine Cleverness haben Marco zum verdienten Champion 2016 gemacht. Er hat die Messlatte für alle anderen Fahrer in der DTM sehr hoch gelegt."

Frage: "Was macht Marco so stark?"
Marquardt: "Er hat eigentlich keine Schwächen. Auf die eine Runde im Qualifying ist Marco extrem schnell, gleichzeitig kann er sich ein Rennen perfekt einteilen und sehr intelligent fahren. Diese Mischung aus rohem Speed und Köpfchen ist der Stoff, aus dem Champions gemacht sind. Das ist in jeder Rennserie so. Viele Fahrer mit diesen Eigenschaften gibt es nicht. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir Marco in unseren Reihen haben."

Frage: "Wie haben Sie das Saisonfinale in Hockenheim erlebt?"
Marquardt: "Das war ein echter Thriller vor einer großartigen Kulisse. 142.000 Zuschauer haben die letzten beiden Rennen an der Strecke live verfolgt und dabei die Saison 2016 quasi noch mal im Zeitraffer erlebt. Es ging unheimlich eng zu, die Rennen waren in den meisten Fällen extrem spannend. Edoardo Mortara hat zum Abschluss zwei ganz starke Rennen gezeigt und Marco noch einmal herausgefordert. Aber unser Champion hat einmal mehr gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist - und seinen zweiten Titel ganz cool nach Hause gefahren."

Frage: "Welchen Platz in der DTM-Historie von BMW nimmt Marco Wittmann bereits jetzt ein?"
Marquardt: "Marco ist der erste BMW-Fahrer, der zwei Mal den Fahrertitel in der DTM gewinnen konnte. Es gibt überhaupt nur zwei Fahrer, die mehr Titel in dieser Serie gewonnen haben als Marco. Was soll man dazu noch sagen? Marco hat schon jetzt, obwohl er erst 26 Jahre alt ist und den größten Teil seiner Karriere noch vor sich hat, seinen Platz in den Geschichtsbüchern der DTM und von BMW sicher. Er ist einer der Größten."

Marco Wittmann

Für Marquardt gehört Wittmann schon jetzt zu den Größten in der DTM Zoom

Frage: "BMW hat Marco eine besondere BMW-M4-DTM-Champion-Edition gewidmet..."
Marquardt: "Ja, das hat mittlerweile schon Tradition. Bruno Spengler erhielt 2012 eine BMW-M3-DTM-Champion-Edition, dasselbe galt für Marco nach seinem ersten Titelgewinn 2014. Es ist fantastisch, dass die BMW-M-GmbH nun erneut eine exklusive Sonderedition von nur 200 Fahrzeugen aufgelegt hat. Die Verbindung zwischen BMW M und BMW Motorsport ist seit jeher sehr eng. Und die Champion-Edition ist ein starkes Symbol für diese enge Verbundenheit."

Frage: "Wie fassen Sie die DTM-Saison 2016 generell zusammen?"
Marquardt: "Ich denke, die Fans haben eine der spannendsten Saisons erlebt, die es in der DTM je gegeben hat. Wir haben zehn verschiedene Sieger gesehen. 18 von 24 Fahrern haben den Sprung auf das Podium geschafft. Im Qualifying lagen die Fahrer regelmäßig nur Sekundenbruchteile auseinander. Der Titelkampf war bis zur letzten Rennrunde ein Krimi."

"All das beweist, dass die Maßnahmen, die vor der Saison ergriffen wurden, gewirkt haben. Die Pakete aller drei Hersteller waren nahezu auf demselben Niveau unterwegs. Marco hat dann für uns den Unterschied gemacht. Das zeigt auch, welch wichtige Rolle der Fahrer in der DTM spielt."

Frage: "Wie bewerten Sie die Leistungen der einzelnen BMW-Teams?"
Marquardt: "Wir haben insgesamt wieder großartigen Teamgeist bewiesen und gemeinsam mit dem Fahrertitel für Marco Wittmann und den zweiten Plätzen in der Team- und Herstellerwertung sehr viel erreicht. Das Team RMG ist nun schon zum dritten Mal in Folge die erfolgreichste unserer Mannschaften. Stefan Reinhold und seine Jungs leisten wirklich hervorragende Arbeit."


Fotostrecke: Die Karriere von Marco Wittmann

"Aber die Tatsache, dass all unsere Teams in dieser Saison den Sprung auf das Treppchen geschafft haben, freut mich besonders. RBM hat Platz drei in der Teamwertung erreicht, MTEK stellt die schnellste Boxencrew im gesamten DTM-Feld. Schnitzer hat in Budapest und Hockenheim mit zwei Pole-Positions und einem Podium einen grandiosen Saisonabschluss gefeiert. Wir können auf all unsere Teams stolz sein."

Frage: "Martin Tomczyk und Antonio Felix da Costa werden wir in Zukunft nicht mehr in der DTM sehen."
Marquardt: "Das ist richtig, aber beide werden Teil der BMW-Familie bleiben und gemeinsam mit uns neue Projekte angehen. Martin Tomczyk hatte eine außergewöhnliche DTM-Karriere. Er hat diese Serie über 16 Jahre geprägt. Aber er ist vor allen ein großartiger Typ, der für uns in Zukunft mit seinem Können und seiner Persönlichkeit im internationalen GT-Sport sicher sehr wertvoll sein wird."

Martin Tomczyk, Jens Marquardt, Antonio Felix da Costa

BMW verabschiedet sich von Tomczyk und Felix da Costa - aber nur in der DTM Zoom

"Gleiches gilt für Antonio Felix da Costa in der Formel-E-Meisterschaft, die er vom ersten Jahr an kennengelernt hat. Er ist ein extrem talentierter Rennfahrer, das hat er beim DTM-Saisonfinale mit seinen beiden Pole-Positions noch einmal eindrucksvoll bewiesen. Martin lieferte zum Abschied noch einmal ein starkes Rennen ab und wurde mit einem Punkt belohnt. Beide hatten einen würdigen Abschied."