Wie im Radsport? Audi-DTM-Leiter Gass verteidigt Stallregie

Für Dieter Gass ist Motorsport auch ein Teamsport - Der Audi-DTM-Leiter zieht einen interessanten Vergleich - Timo Glock spricht sich massiv gegen Stallregie aus

(Motorsport-Total.com) - Kann man in der DTM ohne Stallregie keine Titel gewinnen? Nachdem Pascal Wehrlein sich im vergangenen Jahr unter freundlicher Mithilfe seiner Mercedes-Markenkollegen zum Champion krönte, haben die Taktikspielchen der Hersteller auch in diesem Jahr schon wieder angefangen. Zuletzt in Moskau griffen sowohl Mercedes als auch Audi auf eine Stallregie zurück. Besonders kontrovers wurde anschließend die Entscheidung der Ingolstädter diskutiert, Jamie Green an Edoardo Mortara vorbei zu winken.

Titel-Bild zur News: Dieter Gass, Timo Glock

Dieter Gass und Timo Glock sind sich beim Thema Stallregie nicht ganz einig Zoom

Obwohl auch Mortara noch Titelchancen hat, setzte Audi am Samstag ein deutliches Statement pro Green. Das entpuppte sich allerdings nur einen Tag später als Reinfall, denn am Sonntag ging Green leer aus - und Mortara fehlen nun die Punkte vom Samstag. "Ich glaube, so kurzfristig darf man nicht denken. Wir schauen ja auf das Ende der Saison, nicht auf den Sonntag", rechtfertigt sich Audi-DTM-Leiter Dieter Gass bei 'Sport1'.

Daher werde man "erst in Hockenheim erfahren", ob die Entscheidung des Samstags die richtige gewesen sei. Klar ist allerdings, dass Audi sich nun offenbar auf Green als Titelkandidaten Nummer eins festgelegt hat. BMW-Pilot Timo Glock erklärt ebenfalls bei 'Sport1': "Im Sinne des Sports ist es in meinen Augen völlig unnötig! Meine private Meinung als Sportler ist, dass das auch nicht ins letzte Rennen gehört."

"Der beste Fahrer muss sich bis zum Ende alleine durchsetzen. Das Problem ist, dass wir pro Hersteller acht Autos haben und dann damit anfangen. Das ist schon in den letzten 10, 15 Jahren in der DTM gang und gäbe, aber man muss davon wegkommen. Wir hören die Resultate bei den Fans. Die sind damit nicht happy und für die Fans machen wir den Sport", erinnert Glock.


Fotos: DTM in Moskau, Sonntag


"Als Sportler finde ich es völlig unnötig, schon in der ersten Runde weit zu fahren", mahnt der ehemalige Formel-1-Pilot, der damit auch Mercedes kritisiert. Dort musste Gary Paffett am Samstag gleich am Start Platz für Robert Wickens machen. Glock: "Der Fan muss am Sonntag von der Tribüne nach Hause gehen oder den Fernseher ausmachen und danach die Zeitung aufschlagen und sagen: 'Wann ist das nächste Rennen, weil das eine Mega-Show war.'"

"Das müssen wir bieten und das passiert natürlich nicht mit der Stallregie", warnt der 34-Jährige. "Ich bin generell nicht ganz Timos Meinung, was die Stallregie angeht", kontert Gass jedoch und nennt ein interessantes Beispiel: "Letztendlich ist der Rennsport auch ein Teamsport und da ist es durchaus nicht unüblich, dass man sich gegenseitig hilft. Ich möchte da mal den Radsport zitieren. Da gibt es genau diese Situationen permanent."


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"Da regt sich auch keiner auf, wenn am Ende die Kollegen für den Sprinter anziehen, ihm Windschatten geben und sich dann überholen lassen. Oder wenn die Teamkollegen einem Fahrer am Berg helfen. Das ist ein ganz normaler Bestandteil des Sports und das sehe ich bei uns in der DTM genauso", so der Audi-DTM-Leiter. Letztendlich bleibt jedoch abzuwarten, ob sich Audis Stallregie aus Moskau überhaupt auszahlen wird, oder ob man sich damit möglicherweise selbst geschadet hat...