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Ramboauftakt: Erhitzte Gemüter beim DTM-Saisonstart 2016

Viel Kleinholz, wütende Funksprüche und tobende Piloten: Der DTM-Aufakt hat den Fans einiges geboten, die Beteiligten selbst sind aber zum Teil ziemlich genervt

(Motorsport-Total.com) - Da hatte sich bei einigen Piloten über den Winter wohl eine ganze Menge Adrenalin angestaut: Beim Saisonauftakt der DTM in Hockenheim produzierten die 24 Piloten am Samstag und Sonntag eine Menge Kleinholz. Besonders im 40-minütigen Samstagsrennen krachten sich die Piloten fast im Minutentakt gegenseitig ins Auto. Das sorgte bei den Fans zwar für beste Unterhaltung, die Beteiligten selbst - inklusive ihrer Chefs und Mechaniker - hatten dabei allerdings deutlich weniger Spaß.

Titel-Bild zur News: Daniel Juncadella

Daniel Juncadella war an diesem Wochenende einer der Übeltäter Zoom

"Der ein oder andere hat die lange Winterpause wohl nicht so gut überstanden und seinen Adrenalinspiegel nicht so ganz im Griff gehabt. Ich muss ehrlich sagen, dass es in den ersten zwei, drei Runden überhart war", ärgert sich BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt über das Auftaktrennen am Samstag. "Ich habe außer den ersten Vier kein Auto gesehen, das heute ganz geblieben ist", bestätigt Timo Glock, der selbst "Opfer" von Daniel Juncadella wurde und das Rennen nicht beenden konnte.

"Ich glaube, da war schon relativ viel Adrenalin im Spiel. Im vergangen war es im ersten Rennen genau das gleiche", erinnert Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz, der allerdings einräumen muss, dass es in diesem Jahr "noch einmal eine Spur heftiger" war. "Ich glaube, es war ein spektakuläres Rennen, ohne Frage. Ich denke, es hat den Zuschauern Spaß gemacht", so Fritz.

Eine Menge Gesprächsbedarf

"Ich denke, über die ein oder andere Sache muss man reden. Es gab unfaire Manöver, und niemand will sehen, dass sich die Fahrer einfach so gegenseitig in die Kiste fahren. Aber ich glaube, wir wollen alle harten Rennsport mit Karosseriekontakt sehen", rechtfertigt Fritz das harte Einsteigen der Piloten. Aber: "Ich glaube, es gab schon die ein oder andere Geschichte, die völlig übertrieben war."

Er selbst sieht die Sache momentan aber noch ziemlich gelassen und vermutet, dass sich die Situation "relativ schnell" von selbst regulieren wird. Möglicherweise wird das auch der ein oder andere Fahrer mit etwas Abstand ähnlich sehen. In den beiden Rennen kochten die Emotionen allerdings mehrfach hoch. Über den Boxenfunk gingen in schöner Regelmäßigkeit Ausdrücke wie "bloody asshole" oder "stupid idiot" - Urheber und Übersetzung sparen wir uns an dieser Stelle.

Nicht immer traf es dabei den richtigen. Nachdem Bruno Spengler am Sonntag gleich in der ersten Runde abgeräumt wurde, stürmte er auf Rookie Esteban Ocon zu und machte seinem Ärger lautstark Luft. Später rudert der Kanadier allerdings zurück: "Ich wurde von hinten rechts angeschoben. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass es Esteban Ocon war. Als ich in die Box kam, habe ich dann aber gesehen, dass Antonio (Felix da Costa; Anm. d. Red.) eigentlich der Auslöser war."


Hockenheim R2: Crash Spengler/Green/Ocon

Die Kollision von Bruno Spengler, Jamie Green und Esteban Ocon im zweiten Rennen in Hockenheim. Weitere DTM-Videos

"Es war eine Kettenreaktion. Ich konnte nichts dafür, und ich glaube, dass Esteban auch nicht viel dafür konnte. Es war einfach Pech", so Spengler, der sich später beim Rookie für seinen Ausraster entschuldigte. Es war nicht die einzige Aussprache, die an diesem Wochenende nötig war. Antonio Felix da Costa und Timo Scheider hatten unmittelbar nach dem Rennen am Samstag ebenfalls einiges zu besprechen.

"Unsere schnellsten Autos wurden früh richtig heftig abgeräumt." BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt

Einen klaren Nachteil hatte übrigens keiner der drei Hersteller: Alle Parteien teilten heftig aus, mussten aber auch ebenso viel einstecken. "Unsere schnellsten Autos wurden früh richtig heftig abgeräumt", ärgert sich BMW-Motorsportdirektor Marquardt trotzdem über das Rennen am Samstag. Einige Fahrer seinen "durch das Feld gerumpelt" und hätten "alles links und rechts von ihnen abgeräumt".

Viel Kleinholz, kaum Strafen

"Wenn du teilweise am Rande der Fairness Leute von der Strecke abräumst, dann ist halt vielleicht nicht nur eine schwarz-weiße Flagge (Verwarnung) angebracht, sondern eine Durchfahrtsstrafe", so Marquardt. Tatsächlich gab es - gemessen an der Anzahl der Zwischenfälle - vor allem am Samstag sehr wenige Strafen. Die Rennleitung hatte zwar eine Menge Arbeit, stufte die meisten Aktionen aber als normale Rennunfälle ein.

Die einzige Durchfahrtsstrafe erhielt Audi-Pilot Jamie Green. Dazu gab es eine Verwarnung gegen Mattias Ekström und eine Rückversetzung für Juncadella um drei Startplätze am Sonntag. Alle anderen Kollisionen am Samstag blieben folgenlos. Viele Fans konnten bei der Rennleitung, die bis spät abends beschäftigt war, keine klare Linie erkennen. Hätte man möglicherweise insgesamt härter durchgreifen sollen?

"Wenn Situationen schnell bewertet werden, werden sie vielleicht auch mal falsch bewertet", grübelt Timo Scheider. "Da gibt's ein paar Situationen, in denen kann man klar sagen, wie entschieden werden sollte. Aber es gibt auch andere Situationen, da möchte man beide Fahrer hören und alle Kameraperspektiven gesehen haben. Das ist keine leichte Aufgabe", weiß der Audi-Pilot, der in beiden Rennen nicht ins Ziel kam.


DTM-Auftakt in Hockenheim

"Wenn man zu den Kommissaren muss und mit denen diskutiert, haben die eine Meinung zu der Situation. De facto haben die Experten noch nie im Rennauto gesessen. Wenn man dann selbst die Sache erklärt, kommt vielleicht ein anderes Bild dazu. Ob das immer richtig ist und fair, kann man eh nicht selbst beeinflussen", so der zweimalige DTM-Champion, der sich seinen Saisonauftakt - so wie auch viele andere Piloten - ganz sicher anders vorgestellt hatte.

"Es gab unfaire Manöver, und niemand will sehen, dass sich die Fahrer einfach so gegenseitig in die Kiste fahren." Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz

In zwei Wochen steht das zweite Rennwochenende des Jahres in Spielberg auf dem Programm. Bis dahin haben alle Piloten Zeit, ihre Gemüter wieder etwas abzukühlen. Vor allem den Mechanikern wäre das zu wünschen, den die hatten an diesem Wochenende die meiste Arbeit und mussten das von den Piloten verursachte Chaos letztendlich ausbaden. Viele Fans würden sich über eine Wiederholung aber wohl nicht beschweren.

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