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  • 22.06.2015 13:03

  • von Stefan Ziegler

DTM 2015: Ist das Reifenrätsel gelöst?

Audi, BMW und Mercedes trafen sich beim DTM-Test am Lausitzring zum Krisengipfel mit Reifenlieferant Hankook, aber ist das Reifenrätsel nun gelöst?

(Motorsport-Total.com) - Selbst Einheitsreifen geben manchmal Rätsel auf. So wie zu Beginn der DTM-Saison 2015, in der die Pneus von Hankook plötzlich von der bisherigen Norm abgewichen sind und schwerer waren. Zwar hat sich der DTM-Alleinausrüster damit im zulässigen Toleranzfenster bewegt, kann aber nicht ausschließen, dass die veränderten Reifen bei Audi, BMW und Mercedes zu Leistungsunterschieden geführt haben.

Titel-Bild zur News: Hankook-DTM-Reifen

Schön verpackt: Die DTM-Reifen von Hankook geben in diesem Jahr Rätsel auf Zoom

Die bisherigen Ergebnisse deuten jedenfalls darauf hin, dass eine Marke von der Situation profitiert haben könnte. "Die Fakten sind, dass Audi viermal gewonnen hat. Die Mutmaßung ist, dass sie besser mit den Reifen zurechtgekommen sind. Und es sieht so aus", sagt der frühere Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der inzwischen als DTM-Experte für die 'ARD' tätig ist.

Allerdings gäbe es aus seiner Sicht keinen Grund zu Annahme, dass ein Regelverstoß vorliege. "Wenn jemand Unregelmäßigkeiten vermutet, dann muss er protestieren. Es gibt eine Sportbehörde, die einschreiten muss, wenn etwas Unregelmäßiges passiert. Das ist bis dato nicht passiert, also ist alles andere Spekulation", meint Haug, fügt jedoch mit Blick auf Hankook hinzu: "Man wundert sich, dass es bei der hohen Präzision doch immer wieder Abweichungen gibt. Aber das kann passieren."

Wie viel schwerer waren die abweichenden Reifen?

Aber was genau ist passiert? Die DTM-Reifen für die Läufe in Hockenheim und am Lausitzring entstammen einer Produktionseinheit, die nicht dem üblichen Standard entsprach. Der Unterschied zu den Pneus aus früheren Produktionszyklen beträgt laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' etwa 700 Gramm - pro Reifen. Und das ist ein nicht unerheblicher Wert, wenngleich immer noch innerhalb des vom Reglement eingeräumten Toleranzfensters.

Und so trafen sich die Verantwortlichen der drei DTM-Hersteller Audi, BMW und Mercedes in der vergangenen Woche beim Test am Lausitzring mit den Hankook-Vertretern zum Krisengipfel. Laut 'ARD' wurden gleich zwei Gesprächsrunden abgehalten, um die Situation zu verstehen und eine Lösung herbeizuführen. Und Hankook hat inzwischen angekündigt, eine neue Kontrollinstanz installiert zu haben, um ab dem dritten Rennwochenende der DTM-Saison 2015 am Norisring "nach dem neuen Verfahren geprüfte Reifen" zur Verfügung zu stellen (alle Hintergründe!).

Speziell BMW und Mercedes werden diese Maßnahme begrüßen. "Fakt ist offenbar, dass wir mit diesem neuartigen Reifen nicht so gut zurechtgekommen sind wie der eine oder andere Wettbewerber", sagt beispielsweise Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz. Und auch im Hause BMW war die Verwunderung groß, wie Sportchef Jens Marquardt erklärt: "Wenn du nicht ganz verstehst, wo ein mögliches Problem liegen könnte, kuckst du natürlich erst einmal in alle Richtungen."


Fotostrecke: DTM am Lausitzring: Tops & Flops

Nur Audi scheint die Reifensituation in der DTM als nicht dramatisch empfunden zu haben. Vielmehr haben die Ingolstädter wohl sogar auf das veränderte Pneugewicht aufmerksam gemacht. "Wir verfolgen unsere Reifen relativ genau, unter anderem auch deren Gewicht", sagt Audi-DTM-Leiter Dieter Gass in der 'ARD'. "Deswegen ist vielleicht der Analyseprozess bei Hankook nicht zuletzt durch unsere Fragen in Gang geraten."