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  • 13.07.2013 20:35

  • von Dominik Sharaf

Priaulx' Wiederauferstehung: "Will ein Held sein"

Der Brite vergleicht seine starke Vorstellung auf dem Norisring mit Valentino Rossis Comeback und hält sein Auto für einen Aschenputtel-Schuh

(Motorsport-Total.com) - Kaum einem DTM-Fahrer klebte in den vergangenen Wochen das Pech an den Socken wie Andy Priaulx. Der RMG-Pilot steht bisher ohne jeden Meisterschaftspunkt da - weil ihm teilweise das nötige Tempo fehlte, aber auch, weil ihn Konkurrenten auf die Hörner nahmen oder sonstige Pannen ereilten. Das Qualifying auf dem Norisring markierte das Ende der schwarzen Serie: Startplatz sechs, die zweitbeste Rundenzeit des Tages und ein über beide Backen strahlender Priaulx am Samstag.

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

Andy Priaulx fühlt sich auf Stadtkursen pudelwohl - und will angreifen Zoom

Da passt es eigentlich gar nicht, dass die Erwartungen nicht erfüllt wurden: "Ich war enttäuscht, nicht in Q4 gekommen zu sein, das Potenzial war da. Aber zum Schluss haben meine Bremsen nachgelassen", resümiert Priaulx im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Die Wiederauferstehung sei nicht dem Lausitzring-Test zu verdanken: "Ich habe das Auto vier Wochen nicht gefahren, aber eine Menge nachgedacht. Trotzdem haben wir für mich natürlich eine Menge verändert." Und diese Maßnahmen zeigten Wirkung.

Während Teamkollege Martin Tomczyk als 17. erneut enttäuschte, war der 39-Jährige so stark wie selten zuvor in der DTM. "Man darf nie den Glauben an sich selbst verlieren", meint Priaulx, der in seiner langen Karriere durch viele Täler wanderte und immer wieder auf einen Gipfel kletterte. Trotzdem sind es keine Psychotricks, die hinter der 180-Grad-Wende der Formkurve stecken: "Ich habe in den vergangenen zwölf Monaten jede mentale Herangehensweise erkundet, die man sich nur vorstellen kann", so Priaulx schmunzelnd.

Nichts zu verlieren: Wagt Priaulx eine Extremstrategie?

Jens Marquardt glaubt, dass sich mit seinem Routinier und dem Norisring zwei Puzzleteile gefunden haben, die zueinander passen: "Eine kurze Runde, nahe an der Mauer oder wenn es um die Linie geht - dafür scheint er ein Faible zu haben", so der BMW-Motorsportchef. Sorgen darum, einen Piloten im Kader zu haben, der nicht mithalten kann, muss er sich nicht machen. Priaulx geht in die Offensive: "Könnte ich in der DTM nicht mithalten, hätte ich es BMW ganz offen gesagt. Aber ich habe das Gefühl, richtig konkurrenzfähig zu sein."

Dank der Arbeit seiner RMG-Mannschaft, die an den richtigen Stellschrauben gedreht und seinem Aschenputtel das richtige Schuhwerk verpasst hat: "Das ist wie bei Valentino Rossi. Setzt du ihn auf eine Ducati mit dem Setup von Casey Stoner, klappt nichts. Bekommt er eine Yamaha, gewinnt er Rennen", wagt Priaulx den Vergleich mit dem Motorrad-Superstar. "Ein Schuh passt eben nicht jedem." Genau deshalb will der dreifache Tourenwagen-Weltmeister am Sonntag angreifen und den großen Coup landen.


Fotos: DTM auf dem Norisring, Samstag


"Das Auto ist konstant und ich habe nichts zu verlieren. Ich will ein Held sein und sonst nichts", kündigt Priaulx an und schielt dabei in Richtung der Podiumsplätze. Vielleicht, indem er den auf dem Stadtkurs mutmaßlich extrem ausdauernden Option-Reifen über eine Marathondistanz trägt? "Das könnte klappen. Aber ich komme an die Box, wenn meine Jungs mir das sagen", blickt der Mann aus Guernsey voraus. Marquardt warnt: "Bei Extremstrategien muss man immer bedenken: Du fährst hier nicht lange ohne Verkehr."