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  • 11.04.2013 10:02

  • von Dominik Sharaf

Hand und die US-DTM: Vom Pionier zum Missionar?

Für den Kalifornier ist ein US-Ableger eine verlockende Perspektive - Großes Interesse ohne TV-Präsenz stimmt ihn trotz der Zurückhaltung der Hersteller optimistisch

(Motorsport-Total.com) - Als die DTM in New York ihren nordamerikanischen Ableger vorstellte, ließ die Nachricht aufhorchen. Seitdem ist es still geworden um die US-Serie, die Planungsphase scheint eingesetzt zu haben. Joey Hand will offenbar nur zu gerne mitwirken: Der BMW-Pilot ist sich sicher, dass das Format in seinem Heimatland Erfolg haben und es mit den Platzhirschen Indycar und NASCAR aufnehmen könnte. Ein einheimischer Fahrer, der als Identifikationsfigur fungiert, schwebt ihm auch schon vor.

Titel-Bild zur News: Joey Hand

Hand startet 2013 in seine zweite DTM-Saison, aber was macht er 2015? Zoom

Allerdings hängen über der Serie noch viele Fragezeichen - auch für Hand: "Alle sind sich noch im Unklaren darüber, was das alles zu bedeuten hat", erklärt der Mann aus Sacramento gegenüber 'Motorsport-Total.com', zeigt sich aber begeistert von der Idee, die DTM in die Neue Welt zu exportieren. "Alles, was damit zu tun hat, ist Musik in meinen Ohren", frohlockt er, um gleich darauf von einem langen Weg zu sprechen, der bis hin zu einer Rennpremiere im Jahr 2015 noch zurückzulegen sei. Die Grundlagen für den Erfolg des Formats Hand betrachtet aber als vorhanden.

Der Kalifornier merkt an, dass das Interesse der Fans nicht zu unterschätzen sei. Er verweist auf den Auftakt zur American Le-Mans-Series (ALMS), wo er wenig über seine Fahrt im Z4 GTE sprechen musste: "Als ich in Sebring war, haben 80 Prozent der Leute - ob Fans oder Fotografen - mir viel Glück für die DTM gewünscht", berichtet Hand und staunt: "Das ist doch beeindruckend, denn es gibt die DTM noch nicht einmal im Fernsehen. Jeder muss das im Internet verfolgen." Es sei wie umgekehrt mit der ALMS, nur dass die in Deutschland eben nicht dieser Effekt eintrete.

Kurze Rennen sprechen US-Publikum an

Hand nennt es ein gutes Zeichen und glaubt, dass die DTM mit PS-starken Autos, wenig Abtrieb und Feindkontakt das Paket besitzt, um auf dem US-Markt zu bestehen. "Es kann erfolgreich sein, wenn der Motorsport qualitativ gut ist. Das wollen die Fans. Ob Sportwagen oder Protoypen, die Leute können sich da reinfuchsen", erklärt er die Mentalität des Publikums in Übersee. "Bei den Sportwagen ist es so, dass ein 12-Stunden-Rennen schon einiges an Geduld abverlangt. Aber Läufe, die eine Stunde dauern, könnten auch NASCAR- oder Indycar-Fans interessieren."


Fotos: BMW-Präsentation in München


Doch geht es ohne US-Hersteller wie Ford, Dodge oder GM, die eher zurückhaltend auf die ITR-Ankündigung reagiert haben? "Sicher ist die Tradition eine, die auf den amerikanischen Firmen beruht. Aber auf den Straßen fahren eine Menge BMW", verweist Hand auf die wirtschaftliche Perspektive und die Tatsache, dass solche Markenidentifikation ebenfalls Fans schafft. "Es würde sich sicher auf das Interesse an der Basis-Serie auswirken", erinnert Hand daran, dass die Szene in Europa indirekt profitieren könnte.

Dennoch ist er sich nicht ganz sicher, ob es auch ohne die bekannten Marken klappt: "Ich habe keine Ahnung. Wenn man die Indycar ansieht, wo lange auch kein US-Hersteller engagiert war...", überlegt Hand, ohne eine Schlussfolgerung zu ziehen. Denn die Serie besteht fort, aber hatte eben ihre Schwierigkeiten. Und was ist mit einheimischen Fahrern? "Das weiß ich nicht", rätselt Hand, um die gleichen Parallelen zu ziehen: "Lange gab es keine US-Fahrer in der Indycar. Es wäre sicherlich hilfreich, die Fans zu binden. Das ist in Deutschland nicht anders."

Identifikationsfigur Joey Hand?

Joey Hand

Die DTM scheint Hands ALMS-Einsatz an Aufmerksamkeit gekostet zu haben Zoom

Sein Chef ist optimistischer, wenn es darum geht, die US-Hersteller für die DTM zu gewinnen. "Es ist ein Reglement, bei dem du als Neueinsteiger von Anfang an die Chance hast, konkurrenzfähig und wettbewerbsfähig mitzufahren. Die Zeiten - kann ich nur allen sagen - sind nie besser gewesen, um sich in das Reglement reinzufinden als jetzt", rührt Jens Marquardt die Werbetrommel und nennt die Herkulesaufgabe, die es noch 2009 gewesen wäre, ein Relikt der Vergangenheit. "Wir haben in New York auf der Auto Show Gespräche geführt", deutet der BMW-Motorsportchef an.

Heißt eines Tages der erste US-DTM-Meister etwa Hand? Seine Zukunft will der 34-Jährige noch nicht verplanen, scharrt aber durchaus bereits mit den Hufen: "Ich freue mich über jedes Motorsport-Event in den USA für die Fans dort", berichtet der chronisch Jetlag geplante Dauerpendler, der den Spieß gerne umdrehen würde: "Für mich wäre es großartig, meine Familie näher bei mir zu haben. Als ich hierher kam, hatte ich viele Fans. Aber es ist für die Leute doch einfacher, sich mit Deutschen zu identifizieren. Ich wäre gerne der US-Amerikaner, der das leistet."