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  • 24.10.2012 20:37

Lamm: "Bruno hat Unglaubliches geleistet"

Schnitzer-Teamchef Charly Lamm über das sensationelle Comeback-Jahr von BMW und den Titelgewinn durch seinen Schützling Bruno Spengler

(Motorsport-Total.com) - Die Geschichte hat sich wiederholt: Wie schon 1989 mit dem BMW M3 der ersten Generation und Roberto Ravaglia im Cockpit konnte das Team Schnitzer gleich in seinem ersten DTM-Jahr den Titel erringen. 2012 erwies sich die Mannschaft um Teamchef Charly Lamm als das Maß aller Dinge - und feierte mit Bruno Spengler vier Siege sowie den Gewinn des Fahrertitels und der Teamwertung. Auch DTM-Neuling Dirk Werner konnte in den zehn Saisonrennen überzeugen. Im Interview spricht Lamm über den Triumph für das Team, den Saisonverlauf und seine beiden Fahrer.

Titel-Bild zur News:

Schnitzer-Teamchef Charly Lamm genießt im gesamten Fahrerlager viel Respekt Zoom

Frage: "Charly Lamm, 13 Jahre nach dem letzten DTM-Titelgewinn steht Schnitzer wieder ganz oben. Hast du schon begriffen, was am Sonntag passiert ist?"
Lamm: "Ich bin einfach nur stolz auf das BMW Team Schnitzer. Das Saisonfinale mit dem Dreikampf zwischen Bruno Spengler, Gary Paffett und Jamie Green hatte alles, was man sich als Motorsport-Fan wünscht. Der Schlüssel war Brunos guter Start. Mit starken Boxenstopps hat dann auch die Mannschaft ihren Teil dazu beigetragen, dass er am Ende vor Gary bleiben konnte und den Titel gewonnen hat. Es war einfach unglaublich."

Frage: "Hättest du einen solchen Erfolg zu Beginn der Saison für möglich gehalten?"
Lamm: "Über so etwas denkt man nicht nach. Vor dem Saisonauftakt in Hockenheim vor einem halben Jahr haben wir uns gefragt, was uns wohl in der DTM erwarten würde. Natürlich geht man mit Ideen, Zielen und Hoffnungen in die Saison."

"Wir hatten uns vorgenommen, respektabel in die DTM zu starten. Jetzt ist Bruno Champion, BMW hat die Herstellerkrone gewonnen und wir liegen bei den Teams ganz vorne. Unfassbar. Was mich für die Mannschaft zusätzlich freut, ist der Gewinn des Boxenstopp-Wettbewerbs. Dieser Erfolg zeigt, wie gut wir uns in der DTM nach zwei Jahrzehnten Pause zurechtgefunden haben."

Frage: "Dein letzter Titelgewinn - in der American-Le-Lans-Series - lag elf Jahre zurück..."
Lamm: "Ja, wir haben zwar in der Zwischenzeit auch weiterhin große Erfolge gefeiert, etwa mit unseren Siegen beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Aber ein großer Titel ist natürlich immer etwas ganz Besonderes. In der Tourenwagen-Europameisterschaft und auch in der Weltmeisterschaft haben wir immer um den Titel gekämpft und teilweise ganz knapp verloren. Gezweifelt haben wir jedoch nie an uns."

"Dass es jetzt gleich im ersten Jahr in der DTM zum Titel gereicht hat, ist mit Worten kaum zu beschreiben. In der neuen DTM sind die Anforderungen immens. Audi und Mercedes-Benz haben hier über Jahre die Messlatte sehr hoch gelegt. Wir wollten diese Messlatte so schnell wie möglich erreichen und irgendwann überspringen. Jetzt haben wir sie selbst ein kleines bisschen höher gelegt."


Fotos: DTM-Finalparty in Hockenheim


Frage: "Schnitzer gehörte in der Vergangenheit immer zu den Favoriten, diesmal eher in einer Außenseiterrolle. Hat euch diese Rolle gelegen?"
Lamm: "Der Sieg auf dem Lausitzring hat ja früh in der Saison gezeigt, dass wir vorne mit dabei sind. Damit hatten wir in dieser Form nicht gerechnet. Anschließend haben wir uns von Rennen zu Rennen weiter steigern können und kontinuierlich Erfahrungen gesammelt, die uns weitergebracht haben."

"Das ganze Team hatte am Anfang viel Respekt, und der frühe Erfolg hat uns beflügelt. Jedes Podium war ein Bonus. Und als die Saison dann auf die Zielgerade ging, wussten wir, dass da tatsächlich eine Chance auf den Titel sein würde. Ab diesem Moment war der Wille da, um diese Chance zu kämpfen und sie zu nutzen. Aber ohne Druck."

Frage: "Deine Fahrer hatten unterschiedliche Ausgangslagen. Dirk Werner als DTM-Rookie, Bruno Spengler als erfahrener DTM-Star. Wie beurteilst du die Leistung der Piloten?"
Lamm: "Dirk ist es ähnlich wie uns ergangen. Er musste viel lernen und erkennen, dass man in der DTM einfach alles richtig machen muss, wenn man nicht durchgereicht werden will. Nach dem starken Auftakt in Hockenheim hatte er ein paar Probleme, hat sich dann aber Schritt für Schritt nach vorn gearbeitet."

Dirk Werner

Dirk Werner lernte die DTM ebenso schnell kennen wie die Schnitzer-Mannschaft Zoom

"Am Norisring wollten wir den ersten Punkt - und es hat geklappt. Danach ging es nur noch vorwärts. Dirk wurde mit jedem Rennen besser und hat allen Grund, genauso wie das gesamte Team, stolz auf seine Leistung zu sein."

Frage: "Dasselbe gilt sicher auch für Bruno Spengler..."
Lamm: "Schnitzer hat in der Vergangenheit häufig genau den richtigen Fahrer zum richtigen Zeitpunkt gehabt. Das war mit Bruno in diesem Jahr wieder der Fall. Vor Saisonbeginn kannten wir uns nicht. Wir hatten ihn vorher nur in der DTM beobachtet. Erst beim ersten gemeinsamen Test haben wir uns kennengelernt. Die Entscheidung von BMW, Bruno und Dirk bei uns fahren zu lassen, war sicherlich sehr glücklich für uns. Brunos Erfahrung hat uns unheimlich gut getan. Er hat das Team mitgerissen und seine Erfahrung weitergegeben."

Frage: "Wie stolz macht es dich, dass Bruno Spengler nach so vielen Anläufen mit Schnitzer endlich den Titel gewinnen konnte?"
Lamm: "Der Fahrer ist in unserem Team immer der Held. Er setzt die Leistung um. Es geht nicht nur darum, sein Auto perfekt vorzubereiten, aber auch eine gute menschliche Verbindung zu haben. Man kann das Ziel nur gemeinsam erreichen. Diese Philosophie hat Bruno erkannt. In diesem Umfeld konnte er beweisen, dass er Nerven wie Drahtseile hat. Er hat Unglaubliches geleistet. Und ich freue mich natürlich sehr, dass wir ihm zum ersten DTM-Titel verhelfen konnten."