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  • 29.10.2011 12:52

  • von Roman Wittemeier

Abschied von den DTM-Autos: Emotion und Vorfreude

Viele Piloten freuen sich schon jetzt auf die 2012er-Generation von DTM-Autos - Timo Scheider erklärt seine besondere Beziehung zu seinen Gefährten mit vier Rädern

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Saisonfinale in Hockenheim ist in der DTM eine Ära zu Ende gegangen. 2012 greift in der Serie ein neues Reglement. Es heißt Abschied nehmen von den bishergigen Fahrzeugen, im kommenden Jahr wird mit brandneuen Coupes gekämpft. "Insofern ist es schön, damit ein letztes Mal auf der Pole zu stehen", kommentierte Miguel Molina am Hockenheim-Samstag. "Ich bin stolz, dass ich das letzte Rennen mit diesen Autos gewinnen konnte", sagte Jamie Green am Sonntag.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider hat sich von seinem bisherigen Audi A4 DTM verabschiedet

"Man wird schnell sentimental, weil es das letzte Rennen dieser Ära war", fügt der britische Mercedes-Pilot noch hinzu. "Ein gutes Gefühl, dass es jetzt endlich ein neues Auto gibt", sagt Audi-Pilot Mike Rockenfeller, der mit der Ankunft der neuen DTM-Autos auf ein besseres Abschneiden 2012 hofft. Emotional nahm sein Audi-Teamkollege Timo Scheider von seinem A4 DTM Abschied. "Autos sind nie gleich. Du kannst zehn baugleiche Fahrzeuge nehmen, und dennoch hat jedes seine Eigenheiten", sagt Scheider im Gespräch mit 'Motorsport-total.com'.

Die bisherigen DTM-Fahrzeuge, die bei Mercedes und Audi unter Einhaltung höchster Qualitätsmaßstäbe gebaut wurden, hatten Charakter - jedes Fahrzeug seinen eigenen. "Man merkt das zum Beispiel bei einem Rollout recht deutlich. Wir bei Audi machen es so, dass immer ein einzelner Pilot alle Autos beim Rollout nacheinander einfährt. Da stellt man immer wieder fest, dass manch ein Auto ganz anders reagiert", sagt Scheider.

"Man fragt sich 'Hä? Gleiches Setup, gleiche Anbauteile, gleiches Auto und verhält sich trotzdem anders?' Das gibt es immer wieder. Man kann das kaum erklären", so der zweimalige DTM-Champion. Scheider ist dafür bekannt, dass er sich vor jeder Session in besonderer Form mit seinem Rennwagen anfreundet. "Ich bin jemand, der eine innige Beziehung zu seinem Auto aufbaut", sagt er. "Ein Auto ist für mich ein Arbeitsgerät, mit dem man sich gewissermaßen vereinen muss."

¿pbvin|1|4208||0|1pb¿Diese Vereingung von Fahrer und Fahrzeug entsteht in der Scheider-Box jeweils kurz vor dem Start in ein Training oder ein Rennen. Der Audi-Pilot lehnt sich mit seinem Kopf an seinen Wagen, nimmt gewissermaßen Kontakt zu seinem Gefährt auf. "Es ist Materie. Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass man diese Materie verändern kann", erklärt der gebürtige Lahnsteiner. "Demzufolge ist das etwas, was ich schon sehr langer Zeit so mache."

Scheider ist von seinem Weg überzeugt. Die Erfolge der vergangenen Jahre geben ihm Recht. "Aber meine Autos haben nie Namen von mir bekommen", betont er. "Tom Kristensen hat mir mal nach einem furiosen Start in Spanien einen Namen für mein Auto gegeben. Ich hatte ihn dort mit meinem schwarzen Audi damals von Startplatz fünf in der ersten Kurve eins überholt, wobei er auf Pole gestanden hatte. Er hat dann meinem Auto den Spitznamen 'Darth Vader' gegeben. Das hat sich 2009 für kurze Zeit gehalten."

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist für seinen besonderen Umgang mit seinen Red-Bull-Autos bekannt. Sein aktueller RB7 trägt den Namen "Kinky Kylie" - diese Dame ermöglichte ihm den zweiten Titelgewinn in Folge. "Bei mir gibt es keine Namen", so Scheider, "aber ich habe bisher immer mit 'ihm' gesprochen. Meine Autos sind immer männlich." Von seinem bisherigen Wegbleiter musste sich der Deutsche nun schweren Herzens trennen.

Timo Scheider

Wichtiges Ritual: Timo Scheider vereint sich vor jeder Session mit seinem Auto Zoom

"Das diesjährige Auto von Mattias ist das Auto, mit dem ich 2009 Meister geworden bin. Dieses Fahrzeug geht jetzt ins Museum. Mein diesjähriges Auto wird noch für andere Sachen gebraucht", erklärt Scheider. "Es ist schon so, dass ich denke: 'Es wäre schön, dieses Auto zu haben'. Ich habe auch bei Audi mal angefragt, ob man das Auto ohne Motor erwerben könnte. Unter dem Strich stellt sich aber die Frage, was man damit macht. In die Garage stellen nur wegen der Emotionen? Und mein Wohnzimmer ist nicht gerade eine Lagerhalle..."

"Es kommt also nicht in Frage", sagt der Audi-Pilot, der auch 2012 für die Ingolstädter in der DTM antreten wird. Die diesjährige Saison ist schnell abgehakt, die Testarbeit mit dem neuen A5 DTM steht im Vordergrund. "Ich muss sagen, dass es eine besondere Ära war. Ich kam 2000 mit als Erster in diese 'neue DTM'. Jetzt kommt wieder eine 'neue DTM': Es ist schon witzig, zwei Geschichten der DTM mitzuerleben", sagt Scheider, der in wenigen Tagen seinen 33. Geburtstag feiern wird.