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  • 23.04.2010 18:56

  • von Britta Weddige

Coulthard: "Die Startübungen waren schrecklich!"

David Coulthard lebt sich in das "DTM-System" ein, lotet den Hockenheimring mit dem DTM-Auto aus und will von den Zeiten her in Schlagdistanz sein

(Motorsport-Total.com) - David Coulthard muss sich erst einmal an die Abläufe an einem DTM-Wochenende gewöhnen. Nach dem Freien Freitagstraining konnter er nur kurz mit dem Team reden und sich umziehen, dann wurde er schon zum Gespräch mit den Medien gelotst. "Heute folge ich einfach dem DTM-System", sagt der Mercedes-Neuzugang lachend. "Aber normalerweise hätte ich gern mit meinem Ingenieur zusammen die Zeiten und die Sektoren angeschaut und analysiert, warum ich hier langsam war und hier nicht."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard gewöhnt sich allmählich in das System DTM ein

In seinem ersten Freien Training als DTM-Pilot fuhr Coulthard mit seinem Mercedes-Jahreswagen auf den 13. Platz, sein Rückstand auf die Bestzeit von Audi-Pilot Timo Scheider betrug knapp eineinhalb Sekunden. Doch auf Zeiten hat der Schotte heute noch gar nicht geschielt: "Die einzige Zeit, die zählt - egal ob im Kartsport, in der Formel Ford, in der DTM oder der Formel 1 - ist die letzte Zeit im Qualifying und dann die karierte Flagge am Sonntag. Alles andere ist einfach nur ein nettes Gefühl, aber es zählt nicht", betont er. Und deshalb ist ihm auch egal, dass er deutlich schneller war als der andere Mercedes-Promi Ralf Schumacher.#w1#

Für Coulthard ging es heute darum, herauszufinden wie der ihm bestens vertraute Hockenheimring mit einem DTM-Auto zu befahren ist. "Im Unterschied zur Formel 1 kann man die Randsteine hier viel mehr benutzen, vor allem in Kurve eins und wenn man ins Motodrom kommt. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen", hat der Schotte festgestellt. "Man steuert auf diese großen Randsteine zu und denkt, dass man das Auto damit zerstören wird. Aber ein DTM steckt das weg."

In den ersten Stints suchte Coulthard erst einmal nach der richtigen Linie. "Eine der Schwierigkeiten - nicht nur in der DTM, sondern bei jedem Auto - ist: Wenn man mit frischen Reifen fährt, aber die Strecke noch kennenlernt, dann ist man immer unter der Performance des Reifens. Und je besser man die Strecke kennenlernt, umso mehr lässt der Reifen nach", erläutert er. Deshalb ließ er dann auch einen zweiten Satz Reifen aufziehen, um noch einmal frische Pneus zu haben, nachdem er sich einigermaßen auf den Kurs eingeschossen hatte. Zudem hatte er an seiner C-Klasse mehr Übersteuern als bei den Tests, "also haben wir auf die Balance geachtet."

"Man steuert auf diese großen Randsteine zu und denkt, dass man das Auto damit zerstören wird. Aber ein DTM steckt das weg." David Coulthard

Um die Strecke kennenzulernen, wäre ein neutrales oder untersteuerndes Auto besser gewesen. "Aber da mein Auto ziemlich übersteuert hat, habe ich in Kurve eins recht oft den Scheitelpunkt verpasst. Und ich bin in der Haarnadel ein paar Mal von der Linie abgekommen. Das macht die Sache schwieriger. Aber so ist das Leben", sagt Coulthard. "Das Auto bewegt sich viel mehr, ich hatte viel mehr Übersteuern. In Kurve fünf, wo man ins Mercedes-Stadion kommt, das ist echt ein Event! In der Formel 1 achtet man da gar nicht drauf, man rast einfach durch. Aber so hat man aufregendere Runden, weil mehr passiert!"

Er hatte seine Probleme aber auch genau an den Stellen, an denen der Apshalt neu ist und viele Fahrer mit dem Grip haderten. Richtig einschätzen zu können, wie das Gripniveau ist, ist außerdem etwas, was Coulthard noch lernen muss. Dazu hatte er bisher nur fünf Testtage lang Zeit, aber: "Ich hatte die Wahl: Entweder weitermachen und schauen, was bei den Rennen passiert oder abwarten. Aber dann wäre es 2011 und ich wäre vielleicht schon zu alt. Deshalb musste ich mit den fünf Testtagen zurechtkommen."

"Aber so hat man aufregendere Runden, weil mehr passiert!" David Coulthard

Und nun geht alles noch einen Gang schneller. An Rennwochenenden hat Coulthard nicht mehr so viel Zeit, sich zwischen den einzelnen Runs spezielle Dinge anzuschauen und zu analysieren, wo die Probleme liegen und wo man sich verbessern kann. Dass er nach der Formel 1 ein Jahr Pause gemacht hat, könnte laut Coulthard ein Vorteil sein. Denn so hat er den Formel-1-Fahrstil schon ein bisschen aus seinem Kopf verdrängt.

"In der Formel 1 bremst man normalerweise mit über 100 bar, in der DTM ist der maximale Bremsdruck 60 oder 70 bar. Das ist im Vergleich wirklich wenig. Wenn man so daran gewöhnt ist, aggressiv zu fahren, ist das schwierig", erläutert der Schotte. "Ich bin selbst jetzt in manchen Situationen vielleicht ein bisschen zu aggressiv. Dein Auge sagt dir, dass du etwas tun kannst, aber die Wahrheit ist, dass das Auto das nicht kann. Und das ist dein Fehler, nicht der des Autos."


Fotos: DTM-Auftakt Hockenheim


Er sei auf alle Fälle noch "der totale Novize", räumt er ein. Eine weitere Baustelle, an der Coulthard noch arbeiten muss, ist das Starten. Auch das ist für ihn komplett ungewohnt. Seine Startübungen im Anschluss an der Freie Training seien "schrecklich" gewesen, berichtet er lachend: "Die Reifen sind so sehr durchgedreht. Ralf ist neben mir gestartet und bis wir in der ersten Kurve waren, konnte ich kaum noch sein Nummernschild lesen. Das ist definitiv ein Bereich, an dem wir arbeiten müssen. Es ist sehr schwierig, mit diesen Autos zu starten." Das Vorspannen des Autos sei gar nicht so einfach, hat Coulthard festgestellt.

David Coulthard

David Coulthard lernt, mit seiner C-Klasse über die Randsteine zu räubern Zoom

Dass er in der DTM absolut im Fokus des öffentlichen Interesses steht, ist für Coulthard kein Problem, das ist er aus der Formel 1 gewöhnt. "Aber meine Vergangenheit bedeutet gar nichts, wenn ich da jetzt rausgehe", weiß er. "Vielleicht sind diese Jungs jetzt schneller, aber ich muss es einfach versuchen. Wenn ich am Sonntagabend immer noch lächle, ist es gut, wenn ich Tränen in den Augen habe, ist es nicht so gut."

Die erste große Aufgabe ist aber erst einmal das morgige Qualifying. Welche Schlagzeile würde er danach denn gern über sich lesen? "Gute Frage! Pole-Position wäre fantastisch", antwortet Coulthard lachend. "Ich versuche einfach, einen soliden ersten Job zu machen. Ich weiß wirklich nicht, wie es wird. Ich werde wohl irgendwo hinten sein, das ist sicher. Aber ich hoffe, dass ich mit meinen Rundenzeiten in Schlagdistanz mit den Jungs vorn bleibe. Darauf hoffe ich. Und danach muss ich mich steigern, sonst sitze ich in der Scheiße."

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