• 25.10.2009 09:40

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Nach grünem Teppich jetzt rote Fläche

Auch auf dem Hockenheimring gibt es eine "Tabuzone": Die rote Sperrfläche in der ersten Kurve ist zu meiden - Aber im Zweifel wird ein Auge zugedrückt

(Motorsport-Total.com) - In Dijon sorgte ein grüner Teppich in der letzten Kurve für reichlich Gesprächsstoff und auch in Hockenheim gibt es für die Piloten eine "Tabuzone". Ausgangs der ersten Kurve befindet sich links außen eine rote Sperrfläche, die es tunlichst zu meiden gilt. Oft verlassen die Piloten eingangs der Kurve die Strecke nach links, fahren aber kurz vor der Sperrfläche wieder zurück in die Begrenzung.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

So ist es richtig: Ralf Schumacher hält Abstand zur roten Sperrfläche

Mercedes-Pilot Bruno Spengler hat schmerzliche Erinnerungen an diese rote Sperrfläche. Beim Saisonauftakt im Mai wurde ihm in Q1 die schnellste Rune aberkannt, weil er angeblich über die "Tabuzone" gefahren war. Die Folge: der Kanadier musste von Startplatz 19 aus ins Rennen gehen. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Rennleitung sich geirrt hatte und Spengler die Zeit zu Unrecht gestrichen bekommen hatte.#w1#

Jetzt wird auch wieder genau hingeschaut, aber im Zweifel heißt es diesmal "für den Angeklagten". Im Fahrerbriefing am Freitag wurde nochmals über die rote Fläche gesprochen. Eine Strafe gibt es, "wenn man zu oft drüber fährt", berichtet Ralf Schumacher: "Ich glaube, wenn man im Rennen einmal drüber fährt, wird es auch kein Problem sein, solange man es nicht permanent macht oder übertreibt."

Natürlich müsse man als Fahrer darauf achten, dass man nicht auf die rote Fläche kommt: "Aber wenn jetzt einer aus Versehen mit dem Rad einmal drüber kommt, dann wird es vielleicht maximal eine Verwarnung geben oder auch gar nichts", vermutet Schumacher. "Klar, in der Startsituation wird man es sich nicht aussuchen können, aber da wird auch keinem der Kopf abgerissen, wenn er einen Unfall verhindert, indem er mal drüber fährt. Ansonsten ist wohl eindeutig klar, dass man es nicht benutzen soll und sich keinen Vorteil dadurch verschaffen soll."

"Da wird auch keinem der Kopf abgerissen, wenn er einen Unfall verhindert, indem er mal drüber fährt." Ralf Schumacher

Dass in der DTM oft mehr neben der Strecke als auf der Strecke gefahren wird, ist etwas, was Schumacher anfangs überrascht hat. Und manchmal wir diesem Phänomen mit grünen Rasenteppichen oder roten Sperrflächen Einhalt geboten. "Das Problem ist: Durch die Modernisierung und das Sichermachen der Rennstrecken entwickeln sich halt einfach Zonen, die man mit solchen Autos nutzen kann", erklärt der Mercedes-Pilot. Sprich: Wo früher Kiesbetten waren, sind heute Asphaltstreifen.

"In der Formel 1 ist das vielleicht eher weniger ein Thema, aber mit einem DTM-Auto kann man doch einiges mehr machen, weil man einfach eine ganz andere Fahrzeughöhe hat. Deshalb entwickelt sich das bei uns zum Problem", erläutert er. Die Folge seien eben Kompromisslösungen wie diese Sperrflächen, die oft für Diskussionen sorgen: "Denn ansonsten fahren wir irgendwann komplett neben der Strecke her, aber das ist ja nicht Sinn der Sache."


Fotos: Saisonfinale in Hockenheim


Deshalb habe er auch volles Verständnis für diese Maßnahmen: "Sie mögen zwar von außen unsinnig erscheinen und es ist sehr schwer für die Rennleitung, zu überprüfen, wer nun drüber gefahren ist und sich einen Vorteil verschafft hat und wer nicht. Diese Problematik werden wir halt einfach haben. Doch ich denke, die Sicherheit ist mehr wert als diese kleinen Probleme."

"Ich denke, die Sicherheit ist mehr wert als diese kleinen Probleme." Ralf Schumacher

Und der Sicherheit dienen die Auslaufzonen aus Asphalt allemal, so Schumacher: "Früher gab es an diesen Stellen Kiesbetten und wenn man mal zu schnell fährt, dreht man sich definitiv raus und landet in den Reifen. Mit dem DTM-Auto geht es ja noch, aber die Verzögerung im Kiesbett ist seit langem nicht so wie auf Asphalt."

Deshalb habe die FIA die Umbauten an den Rennstrecken veranlasst. Die Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA sei zu seiner Zeit daran auch nicht ganz unbeteiligt gewesen, erinnert er sich und räumt gleichzeitig ein: "Okay, die DTM haben wir damals nicht ganz bedacht. Und die Motorradfahrer haben es damit ja auch nicht ganz so leicht."