powered by Motorsport.com
  • 30.05.2009 17:50

  • von Britta Weddige

Ullrich und die Wetterfrösche

Audi erlebte zu Beginn der Qualifikation wieder ein Wetterdebakel, doch Mattias Ekström konnte Wolfgang Ullrichs Stimmung mit der Pole wieder aufhellen

(Motorsport-Total.com) - "Es war auf alle Fälle aufregend" - so leitetete Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich mit einer gehörigen Portion Galgenhumor seine Qualifikations-Analyse am EuroSpeedway Lausitz ein. Denn in Q1 erlebten die Ingolstädter ein Wetterdebakel. Von den Neuwagenpiloten schieden Martin Tomczyk und Tom Kristensen gleich nach Q1 aus, nur Timo Scheider und Mattias Ekström schafften es in Q2 - Ekström sogar nur um wenige Hundertstelsekunden.

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef)

Der Beginn der Qualifikation verlief so gar nicht nach Wolfgang Ullrichs Wünschen

"Im ersten Teil der Qualifikation lief es für uns überhaupt nicht wie erwartet", erklärte Ullrich. "Wir hatten die Information, dass es im ersten Teil der Qualifikation trocken bleiben soll. Deshalb haben ein paar unser Jungs entschieden, schon einmal ein paar Regenreifen einzufahren. Und alle, die das getan haben, waren am Ende draußen, bis auf Matthias Ekström. Er hat es irgendwie weiter geschafft."#w1#

Die Information des Audi-Wetterfrosches stimmte nicht, denn schon als die ersten Runden liefen, begann es zu regnen. "Derjenige, der nicht in der ersten fliegenden Runde mit den Slicks schnell unterwegs war, hatte eigentlich keine Chance mehr", so Ullrich. Auch Tomczyk, Kristensen, Alexandre Prémat und Oliver Jarvis wechselten zwar noch schnell auf Slicks und wieder zurück auf Regenreifen, doch sie schafften es nicht mehr in Q1. "Das ist eine ganz seltene Situation, aber das macht die Sache natürlich auch besonders prickelnd und besonders spannend."

Es habe im für Audi denkbar ungünstigsten Moment begonnen zu regnen, fuhr Ullrich fort, "aber es war natürlich unsere Entscheidung, in dem Moment mit da draußen Regenreifen einzufahren. Wir müssen jetzt auch zu dieser Entscheidung stehen, denn wir hatten sie zuvor getroffen. Dass es so ausgeht, ist natürlich für die, die es wirklich betroffen hat, nicht sehr lustig. Aber wir hätten es nicht getan, wenn wir uns nicht sehr sicher gewesen wären, dass es eben nicht gleich zu regnen beginnt."

"Man kann sicherlich sagen: 'Jetzt sollten die endlich einmal ihren Frosch totschießen'." Wolfgang Ullrich

Man fühlte sich zwangsläufig an das Rennen am Nürburgring im vergangenen Jahr erinnert, als der Audi-Wetterfrosch sich schon einmal folgenreich irrte, die Ingolstädter mit falschen Reifen auf der Startaufstellung standen und so das Rennen verloren haben. "Man kann sicherlich sagen: 'Jetzt sollten die endlich einmal ihren Frosch totschießen'. Die Situation ist aber: Wir haben jetzt einen anderen Frosch, doch der andere Frosch ist wohl auch nicht sehr zuverlässig", sagte Ullrich mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Ab Q2 war die Strecke durchgängig feucht, aber nicht richtig nass. "Derjenige der seine Reifen am besten nutzen konnte - also verhindern konnte, dass sie zu heiß werden oder eine Möglichkeit gefunden hat, sie vor der schnellen Runde noch einmal abzukühlen - für den lief es ganz gut." So zum Beispiel für Ekström, der dann problemlos durch alle Sessions kam und sich am Ende die Pole Position sicherte. "Das war eine tolle Leistung von ihm", lobte der Sportchef. "Aber wir standen die ganze Zeit unter enormen Druck von Mercedes. Sie waren sehr stark und sehr nah an uns dran. Am Ende war es wirklich, wirklich eng."


Fotos: DTM am Lausitzring


Ullrich hob auch die Leistung von Mike Rockenfeller hervor. Mit ihm war es wieder einem Audi-Jahreswagenpiloten gelungen, in Q4 zu fahren: "Auch das war eine tolle Leistung. Wir dürfen uns morgens sicher auf ein spannendes Rennen freuen. Wenn der Meisterschaftsführende in der letzten Reihe steht, ist das eine sehr besondere und sehr seltene Situation. Es stehen in den letzten zwei Startreihen vier Autos, die vom Speed her problemlos in den Top 8 fahren können und ich glaube, das ist das beste Salz in einer Rennsuppe, das man sich vorstellen kann. Denn eines ist klar: Die wollen nicht da hinten bleiben. Sie werden alles tun, und nach vorne zu kommen."

"Das ist das beste Salz in einer Rennsuppe, das man sich vorstellen kann."

"Doch Mattias und auch Timo Scheider haben eine ganz gute Ausgangslage und sie werden versuchen, das Beste daraus zu machen", fuhr Ullrich fort. Ekström habe schon am Hockenheimring gezeigt, "dass es ihm an Performance wirklich nicht fehlt", so Ullrich. "Das hatte er aber Pech. Mattias zudem auch noch Pech bei den 24 Stunden am Nürburgring. Ich hoffe also, dass er seine Ration für dieses Jahr abgearbeitet hat."