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  • 26.12.2008 12:39

  • von Stefanie Szlapka und Britta Weddige

Spengler: "Aufgeben darf man nie"

Mercedes-Pilot Bruno Spengler zieht im Interview Bilanz: Als Titelkandidat war er angetreten, doch es lief nicht optimal und er setzte sich andere Ziele

(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2007 musste sich Bruno Spengler erst beim Saisonfinale in Hockenheim im Titelkampf Mattias Ekström geschlagen geben. Als im April 2008 an gleicher Stelle die neue Saison begann, war klar, dass der Kanadier die Speerspitze des Mercedes-Teams ist. Er ging als Titelkandidat ins Jahr, doch die Saison verlief anders als geplant: Nicht Spengler, sondern seine Kollegen Jamie Green und vor allem Paul di Resta setzten Akzente. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickte Spengler noch einmal zurück - und voraus...

Titel-Bild zur News: Bruno Spengler

Bruno Spengler hatte sich von der DTM-Saison 2008 deutlich mehr erwartet

Frage: "Bruno, wie sieht deine Saisonbilanz aus?"
Bruno Spengler: "Die DTM-Saison 2008 lief für mich leider nicht ganz so gut. Mein Ziel hatte ich mir höher gesteckt, als mein Ergebnis am Ende zeigte. Der Anfang der Saison war schwierig. In den ersten Rennen hat das Team sehr hart gearbeitet, um das Auto zu verbessern. Nach weiteren Rennen waren wir auf gleichem Niveau mit der Konkurrenz."#w1#

"Allerdings lief auch bei mir nicht alles optimal. In Barcelona bin ich mit einem defekten Kühler ausgefallen. In Brands Hatch fiel ich durch ein Elektronikproblem vom dritten auf den siebten Platz zurück. In Mugello habe ich einen Fehler am Start gemacht. Somit hatte ich insgesamt drei Rennen mit keinen oder nur sehr wenig Punkten. Deswegen ist meine Bilanz nicht so optimal. Aber das alles liegt schon weit hinter mir und ich freue mich auf das, was folgt."

Höhen und Tiefen

Frage: "Was war dein schönstes und schlimmstes Rennen?"
Spengler: "Ich erinnere mich besonders an zwei schöne Rennen: Norisring und das Saisonfinale auf dem Hockenheimring. Die Rennen waren gut, ich war schneller als die Top 3 und kam nah an sie ran. Nicht ganz so zufrieden stellend war Mugello. Dort bin ich vom fünften Startplatz ins Rennen gegangen. Aber ich habe den Start total vergeigt und war nur noch 13. nach der ersten Kurve."

Frage: "Wann hast du realisiert, dass du keine Chancen mehr auf den Titel hast?"
Spengler: "Drei, vier Rennen vor Saisonende war mir klar, dass die Chancen auf die Meisterschaft nur noch rein rechnerischer Natur waren - aufgeben darf man aber nie."

Eine neue Zielsetzung

Frage: "Wie hast du dich ab diesen Zeitpunkt motiviert? Schließlich war die Meisterschaft dein großes Ziel..."
Spengler: "Ich habe mir andere Ziele gesucht. Sobald ich keine Chance auf den Titel mehr gesehen habe, habe ich mich auf jedes Rennen einzeln konzentriert. Einfach das Maximale geben und das Beste herausholen. Ich wollte das beste Qualifying abliefern und den Sieg holen - das Ganze, ohne an die Meisterschaft zu denken."

"Ich habe mir andere Ziele gesucht." Bruno Spengler

Frage: "Was waren die Gründe, dass bei dir diese Saison nichts richtig zusammenlief?"
Spengler: "Drei der Gründe habe ich schon genannt. Einige Rennen waren nicht schlecht, aber dieses Jahr ist bei mir irgendwie nicht immer alles perfekt gelaufen. Ich hatte drei Rennen, in denen ich kaum Punkte geholt habe, kein Glück hatte und nichts wirklich ging. Wenn einem so etwas passiert, verliert man zu viele Punkte in der Meisterschaft und dann ist es schnell vorbei - leider!"

Frage: "2008 wurde das Boxenstoppfenster eingeführt. Hat sich das bewährt oder würdest du für 2009 etwas ändern?"
Spengler: "Das System mit dem längeren Boxenstoppfenster fand ich ganz gut. Am Anfang waren die Rennen zu langweilig für die Zuschauer, da eigentlich alle Piloten zur gleichen Zeit in die Box kamen. Aber auch das alte System aus dem letzten Jahr war gut. Der erweiterte Einsatz der blauen Flaggen war eine gute Idee. Mir wäre ein Kompromiss aus dem alten System und den blauen Flaggen am Liebsten."

Blick voraus

Frage: "Was machst du in den nächsten Wochen?"
Spengler: "Da habe ich noch keinen festen Plan. Neujahr fliege ich vielleicht nach Kanada und bleibe eine Woche dort. Aber ich habe noch nichts gebucht und lasse es auf mich zukommen."

Frage: "Kürzlich hat die DTM den neuen Rennkalender bekannt gegeben. Bist du schon mal in Dijon gefahren?"
Spengler: "Ich bin dort schon gefahren und ich habe keine guten Erinnerungen an Dijon. 2003 bin ich dort einen Formel-3-Test gefahren und hatte einen schweren Unfall. In der letzten Kurve bin ich mit hoher Geschwindigkeit geradeaus in die Mauer geknallt. Dabei habe ich mir Wirbelbrüche zugezogen und musste ins Krankenhaus."

"Ich habe keine guten Erinnerungen an Dijon." Bruno Spengler

"Die Ärzte meinten damals, dass ich sechs Monate nicht fahren dürfte. Ich habe dann mit einem sehr guten Physiotherapeuten in Straßburg zusammengearbeitet. Nach drei Monaten bin ich zum Norisring wieder eingestiegen. Ich hatte sechs Rennen verpasst. Ich saß vor dem Fernseher, sah den anderen zu und bekam die Krise. Aber was ich gehört habe, wurde die letzte Kurve entschärft."