• 05.10.2008 15:26

  • von Stefanie Szlapka

Ekström gewinnt - Audi vergibt Scheiders Matchball

Eigentlich hatten Audi und Timo Scheider in Le Mans schon den Titelgewinn in der Tasche, doch der Wettergott hatte andere Pläne

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Start sah es nach einem sicheren Sieg und damit auch nach dem Titelgewinn für Timo Scheider aus. Doch der Wettergott kannte kein Erbarmen und schickte sehr wechselhafte Bedingungen nach Le Mans. Das brachte Paul Di Resta wieder nach vorne und Scheider in Probleme. Sieger Mattias Ekström trat dadurch in den Hintergrund. Wichtig war nur: Paul di Resta überquerte als Zweiter die Ziellinie und Timo Scheider nur als Sechster. Der Deutsche kommt damit mit nur zwei Punkten Vorsprung zum Hockenheimring.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Mattias Ekström sicherte sich den dritten Saisonsieg

Es gab noch eine weitere Überraschung: Lokalmatador Alexandre Prémat schaffte es im Audi-Jahreswagen auf die dritte Position. Auch Gary Paffett zeigte eine starke Leistung und kam mit dem 07er-Mercedes auf Rang vier ins Ziel. Rang fünf ging an Bernd Schneider, der wenige Runden zuvor Scheider überholt hatte. Bruno Spengler wurde Siebter vor Tom Kristensen. Jamie Green wurde nur Zehnter. Damit verabschieden sich Ekström und Green endgültig aus dem Meisterschaftskampf.#w1#

Sensationeller Beginn für Audi

Der Start verlief für Audi mehr als gut und schien die Vorentscheidung im Titelrennen zu bringen. Ekström ging mit Scheider im Schlepptau an Polesitter Kristensen vorbei. Ekström überließ dann auch noch Scheider die Führung und schaffte damit die optimale Ausgangssituation für Audi und Scheider.

Auch Prémat gelang ein sehr guter Start und der Franzose konnte sich auf die vierte Position vorschieben und sich damit vor Paul di Resta setzen. Mercedes hatte sich verspekuliert: Der Schotte war auf falschen Reifen (Regen) unterwegs, hatte keine Chance gegen den Rest des Feldes und wurde immer weiter duchgereicht. Zuvor hatte er sich noch einen heftigen Zweikampf mit Alexandre Prémat geliefert. Dort waren auch einige Teile fliegen gegangen. In der sechsten Runde bekam Prémat wegen des eher rabiaten Umgangs mit Di Resta eine Boxenstopp-Strafe aufgebrummt.

Das Wetterchaos beginnt

Alle aktuellen Mercedes-Boliden mussten frühzeitig in die Box kommen und sich Slicks abholen. Auf dem abtrocknenden Kurs war die erste Reifenwahl total daneben gegangen. Da wurden zunächst mal Erinnerungen an den Nürburgring wach, als sich Audi verzockte. Di Resta kam in der sechsten Runde rein und fiel auf Rang elf zurück, während Timo Scheider in Ruhe vorne fahren konnte. Zu diesem Zeitpunkt war die Strecke so gut wie trocken.

Prémat lief nach seinem Boxenstopp wieder auf Di Resta auf und es kam erneut zum Lackaustausch. Der Franzose konnte wieder vorbeiziehen. Doch dann berappelte sich der Schotte und brannte extrem schnelle Zeiten auf den Asphalt, holte auf seine Vorderleute und damit auch auf Scheider auf.

Mit der zehnten Runde begann es auf Teilen der Strecke wieder zu regnen. Eine Runde später ging Timo Scheider an die Box, holte sich allerdings wieder Slicks ab. Green wartete bis zur 15. Runde, um zum ersten Stopp zu kommen. In Runde 17 verstärkte sich der Regen - Di Resta war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Box, er wartete noch ab, was das Wetter macht. Ekström kam in der 18. Runde an die Box, holte sich trotzdem Slicks und blieb sogar vor Scheider. Zwei Runden später kam Kristensen zum Stopp und sein Team hatte gut gerechnet - er kam vor Di Resta auf die Strecke zurück. In Runde 22 war es dann soweit: Di Resta kam in die Box. Schon wieder gab es kleine Probleme während des Stopps. Die Strafe folgte sofort: Genau mit ihm zusammen kam Prémat aus der Boxengasse und lag hinter dem Schotten. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Fahrer der Spitzengruppe auf Slicks unterwegs.

Der bis dahin führende Bernd Schneider kam in der 23. Runde in Box. Als er aus der Boxengasse kam, lag er vor Scheider. Der ging an Schneider vorbei, kürzte dabei aber ab. Scheider ließ den Rekordchampion zwar nicht zurück passieren, doch auch dieser Zweikampf war noch nicht vorbei.

Die entscheidenden Reifenwechsel

In Runde 26 wurde der Regen wieder stärker. Trotzdem blieb Scheider auf Slicks, auch Schneider lies sich die Trockenreifen aufziehen. Schneider kam danach hinter Ekström und Scheider auf die Strecke zurück. In Runde 28 fuhr Di Resta die Box an und holte sich im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Regenreifen ab. Durch den Stopp fiel er auf Rang zehn zurück. Jetzt waren bis auf Di Resta immer noch alle Spitzenpiloten auf Slicks unterwegs - auch Scheider, der bei seinem zweiten Stopp erneut Slicks bekam. Das sollte sich als verhängnisvoll herausstellen.

Denn Di Resta sollte am Ende der sein, der die richtige Entscheidung getroffen hatte - es begann wieder sintflutartig zu regnen. So kamen auch eine Runde nach dem Schotten Ekström, Scheider und Schneider in die Box, um sich Regenreifen abzuholen - es war Scheiders dritter Stopp, druch den er hinter Di Resta zurückfiel. Der Deutsche rutschte sogar noch hinter Paffett auf Rang fünf zurück. Als würde es dem Wettergott Spaß machen, hörte der Regen dann aber wieder auf.

Di Resta: Matchball abgewehrt

Di Resta hatte alles richtig gemacht und lag neun Runden vor Schluss hinter Mattias Ekström auf Rang zwei. Bernd Schneider, der auf Regenreifen geblieben war, setzte ab der 35. Runde Scheider unter Druck. Eine Runde später kollidierten die beiden, aber ohne Folgen. Aber auch im folgenden Zweikampf blieb Schneider fair und ließ Scheider genügend Platz. Zwei Runden vor Schluss jedoch rutschte Scheider zu weit aus der Kurve und Schneider konnte überholen. Der Tabellenführer musste sich mit Rang sechs begnügen, Di Resta hat Scheiders ersten Matchball abgewehrt.

Viele hatten mit einem Wetterchaos gerechnet und es war gekommen - und wie! Zu Beginn des Rennens war Scheider noch Meister, am Ende hätte es noch schlimmer für ihn ausgehen können - Di Resta hätte die Tabellenführung übernehmen können. Somit war im Audi-Lager zumindest Schadensbegrenzung erfolgt. Durch den Sieg von Ekström werden die aktuellen Boliden gleich schwer nach Hockenheim reisen. Spannung ist beim Finale also garantiert!