Roma gewinnt, Gordon verliert viel Zeit

Joan "Nani" Roma gewinnt die zehnte Etappe, während Stephane Peterhansel die Gesamtführung der Rallye Dakar ausbaut - Robby Gordon büßt wertvollen Boden ein

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf um die Gesamtführung der Rallye Dakar setzte sich auf der zehnten Wertungsprüfung zwischen Iquique und Arica fort. Hummer-Pilot Robby Gordon war gegen die MINI-Mannschaft auf sich alleine gestellt. Prompt hatte der US-Amerikaner Probleme und büßte heute 14 Minuten ein. Den Tagessieg sicherte sich Joan "Nani" Roma, der damit auch den zweiten Platz in der Gesamtwertung übernahm. Nur 21 Sekunden dahinter klassierte sich sein MINI-Teamkollege Stephane Peterhansel als Zweiter. In der Gesamtwertung führt der Franzose nun 19:05 Minuten vor Roma.

Titel-Bild zur News: Joan Roma

Joan "Nani" Roma hat durch den dritten Tagessieg Platz zwei übernommen

Die zehnte Wertungsprüfung hatte eine Länge von 377 Kilometern und hatte es wahrlich in sich. Die Route durch die Pampa del Tamarugal verlief zu Beginn in einer Schleife zwischen den Salzformationen des Salar de Llamara im Osten und des Salar Grande im Westen und war zunächst geprägt von hartem Untergrund, der angesichts des allgegenwertigen Gerölls viel Gelegenheit bot, sich die Aufhängung zu beschädigen. Nach 219 der insgesamt 377 Prüfungskilometer stellten Dünen und sandige Pisten Aufgaben an die Teilnehmer, ehe ein erneut Schotter-artiger Schlussabschnitt in Richtung chilenisch-peruanischer Grenze das Finale bildete.

Gordon nahm die Speziale als Erster in Angriff. Ihm folgte die geballte X-raid-Mannschaft von Peterhansel, Roma, Krzysztof Holowczyc und Ricardo Leal dos Santos. Es ging auch gleich turbulent los. Den ersten Wegpunkt passierte Peterhansel als Erster. Das hieß, dass er Gordon auf der Strecke überholt hatte. Tatsächlich hatte der US-Amerikaner auf den ersten Kilometern zwei Minuten verloren. Es sollte für ihn aber noch schlimmer kommen. Die ersten Probleme des Spitzenfeldes trafen Holowczyc. Der Pole blieb bei Kilometer 48 stehen. Leal dos Santos hielt ebenfalls kurz an, um zu helfen.


Fotos: Rallye Dakar 2012, Etappen 08-11


Über eine halbe Stunde lang versuchte Holowczyc ein Problem mit einem Kühlwasserschlauch zu lösen. Er brachte den MINI wieder in Gang, blieb später aber noch mehrmals stehen und verlor weit mehr als eineinhalb Stunden auf die Spitze. Dort tobte mittlerweile ein großer Kampf. Roma hatte sich bei Halbzeit an die Spitze gesetzt. Peterhansel folgte mit einem Rückstand von 1:07 Minuten, Gordon lag 2:24 zurück. Leonid Nowitzkiy lag zu diesem Zeitpunkt an der sechsten Stelle.

Wenig später kam der Russe allerdings auch in Probleme. Bei Kilometer 231 hatten er und sein Co-Pilot Andreas Schulz den falschen Weg genommen und viel Zeit verloren bis sie wieder richtig waren. Beim sechsten Wegpunkt drückte sich das in einem Rückstand von einer halben Stunde aus. An der Spitze kontrollierte Roma weiterhin das Feld. Peterhansel folgte 51 Sekunden dahinter. Gordon lag vier Minuten zurück.

Gordon in Problemen

Kurz darauf ging beim US-Amerikaner einiges schief. Das Glück ist dem Hummer bei dieser Dakar nicht hold. Gordon blieb bei Kilometer 316 stehen, konnte seine Fahrt aber fortsetzen. Die Standzeit betrug elf Minuten. 60 Kilometer galt es von da an noch bis ins Ziel zu absolvieren. Vorne diktierten die MINI das Geschehen. Roma und Peterhansel fuhren solide, konstant und hatten keinerlei Probleme. Schließlich sicherte sich Roma nach einer Fahrtzeit von vier Stunden den Tagessieg, sein dritter bei der diesjährigen Dakar.

Robby Gordon

Robby Gordon ist zwar schnell, aber es gibt immer kleine Probleme Zoom

Peterhansel war lediglich um 21 Sekunden langsamer und wurde Zweiter. Viel wichtiger ist für den Rekordsieger der Blick auf die Gesamtwertung. Gordon büßte heute 14:14 Minuten auf Roma ein. In der Gesamtwertung verlor der 43-Jährige wertvollen Boden. Betrug Gordons Rückstand vor der zehnten Etappe 5:58 Minuten, so ist dieser nun auf 19:51 Minuten angewachsen. Das heutige Ergebnis bedeutete auch eine Veränderung des Klassements.

Peterhansel verteidigte seine Gesamtwertung. Neuer Zweiter ist Roma mit einem Rückstand von 19:05 Sekunden. Gordon ist auf den dritten Platz zurückgefallen und liegt 46 Sekunden hinter dem Spanier. Das Pendel hat zu Gunsten der X-raid-Mannschaft ausgeschlagen. "Robby und wir sind uns unterwegs mehrfach begegnet, es war wie bei einem Jojo", beschreibt Peterhansel " Einmal hat er uns überholt und wenige Kilometer später ist er in einem Abgrund gelandet."

Stephane Peterhansel

Stephane Peterhansel fährt konstant schnell und liegt weiterhin in Führung Zoom

"Ich war mir sicher, dass er sich überschlagen haben muss, aber mein Co-Pilot hat gesehen, dass er auf den Rädern stand. Danach hat er es aufgegeben, er muss ein kleines technisches Problem gehabt haben. Wenn man so in einen Abgrund rutscht, kann das die Reifen, die Lenkung oder was anderes an einem Auto beschädigen." Dennoch überwiegt beim Rekordsieger die Freude über das Ergebnis. "Das ist für uns nicht schlecht. Wir haben gekämpft, wir haben die Zähne zusammengebissen und wir versuchen, diesen ersten Platz zu behalten."

Nachdem Gordon an den Vortagen auf Peterhansel aufgeholt hatte, büßte er heute viel Boden ein. "Ich habe mit den beiden rechten Reifen einen Stein mitgenommen und wir haben Teile am Auto beschädigt", sagt der US-Amerikaner. "Ob ich noch gewinnen kann? Natürlich. Ich war dabei, Stephane zu überholen, aber er hat keinen Platz gemacht, also habe ich diesen Stein mitgenommen und dabei gleich zwei Reifen gekillt."

De Villiers/Von Zitzewitz verbessern sich

"Wir müssen jetzt wieder aufholen und das Auto wieder fit machen, denn so wie ich es sehe, ist es arg mitgenommen! Und dann werde ich angreifen, angreifen und nochmals angreifen. Noch mehr." Solide präsentierte sich auch wieder der Imperial-Toyota. Giniel de Villiers und sein Co-Pilot Dirk von Zitzewitz kamen heute sieben Minuten nach Roma über die Linie und belegten den dritten Platz. Gesamt verbesserte sich das Duo auf Rang vier.

"Das war die mit Abstand anspruchsvollste Etappe der Dakar bislang", bringt es von Zitzewitz auf den Punkt. "Es gab viel Sand und etwa 20 Kilometer lang viele Dünenquerungen. Auch die Navigation war heute extrem schwierig und man brauchte hier und da etwas Fantasie, um den richtigen Weg zu finden. Deshalb haben sich heute auch einige Konkurrenten verfahren. Wir konnten Zeit gutmachen, obwohl wir nach wie vor damit zu kämpfen haben, dass wir weniger Leistung und Drehmoment haben als die Favoriten."

Morgen geht es weiter nach Arequipa. Die Wertungsprüfung beträgt insgesamt 478 Kilometer und ist in zwei Abschnitte unterteilt.

Ergebnis der 10. Etappe (Top 10):
01. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) 3:59:37 Stunden
02. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) +21 Sekunden
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +7:44 Minuten
04. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +14:14
05. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +29:47
06. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +34:56
07. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +31:56
08. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +43:47
09. Bors Garafulic/Gilles Picard (BMW) +45:00
10. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +53:44

Gesamtwertung nach 10 von 14 Etappen (Top 10):
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 28:41:12 Stunden
02. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +19:05 Minuten
03. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +19:51
04. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +1:01:33 Stunden
05. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +2:00:55
06. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +2:27:53
07. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +3:24:58
08. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +3:58:22
09. Erik van Loon/Harmen Scholtalbers (Mitsubishi) +3:59:31
10. Duncan Vos/Robert Howie (Imperial Toyota) +4:01:54