• 26.01.2011 13:37

Al-Attiyah: "Katar verändert alles"

Dakar-Sieger Nasser Al-Attiyah über die Sportbegeisterung in seiner Heimat Katar und seine eigenen Medaillenträume bei Olympischen Spielen

(Motorsport-Total.com/SID) - Mit seinem Sieg bei der Dakar-Rallye hat Nasser Al-Attiyah seinem Heimatland Katar weltweite Aufmerksamkeit beschert. Im Interview spricht der 40 Jahre alte VW-Werksfahrer, der als Weltklasse-Tontaubenschütze noch von Olympiagold träumt und ein Cousin von Katars Emir Hamad bin Khalifa Al-Thani ist, über die Bedeutung seines Erfolges und vor allem über die Fußball-WM 2022.

Titel-Bild zur News: Nasser Al-Attiyah

Nasser Al-Attiyah hat keine Zweifel: Katar kann die Fußball-WM stemmen

Frage: "Wie wichtig ist dein Sieg bei der Dakar-Rallye für dein Land?"
Nasser Al-Attiyah: "Für die Leute ist das sehr wichtig, ähnlich wie der Zuschlag für die Fußball-WM 2022. Der Motorsport in Arabien hat in seiner Geschichte noch nie so ein Level erreicht. Ich habe es jetzt geschafft, und das ist auch für mich sehr wichtig. Denn ich habe wirklich hart dafür gearbeitet."

Frage: "Im Auto bist du - laut Aussage deines Co-Piloten Timo Gottschalk - wild und kontrolliert zugleich. Was ist dein Geheimnis?"
Al-Attiyah: "Diese Erfahrung habe ich vom Schießen. An Olympischen Spielen dürfen von 5.000 Schützen weltweit nur 36 teilnehmen. Man muss viel Selbstvertrauen und Kraft haben. Das hilft mir auch unheimlich beim Fahren. Ich versuche, keine Chance auszulassen, gebe immer mein Bestes und bin konzentriert bis zum Ende. Manchmal vergesse ich dabei sogar zu trinken."

Frage: "Reden wir über Fußball: War es einer der größten Tage in der Geschichte von Katar, als FIFA-Chef Joseph Blatter den Briefumschlag mit dem Zuschlag für die WM 2022 geöffnet hat?"
Al-Attiyah: "Ja, auf jeden Fall. Wir hatten an uns selbst geglaubt. Die Leute hatten vorher immer gesagt, Katar ist sehr klein und kann nicht gewinnen. Wenn es zwischen Katar und den USA um eine Entscheidung geht, glaubt jeder, die USA werden es machen."

"Aber unsere Bewerbung hat genau das geboten, was die FIFA braucht. Auch der Sommer wird kein Problem sein, alle Stadien werden klimatisiert sein. Wir haben die Unterstützung der Regierung, wir haben das Geld, wir können das machen. Keine Frage. Wir waren immer davon überzeugt, dass wir die WM 2022 bekommen würden."

¿pbvin|8|3406||0|1pb¿Frage: "Für viele Experten war Katar aber nur ein Außenseiter. Sie waren der Meinung, Katar ist zu klein, Katar hat keine Fußball-Geschichte, Katar würde die WM nur wegen des Geldes bekommen. Was antwortest du auf solche Kritik?"
Al-Attiyah: "Solche Leute tun mir leid. Es geht nicht um Geld, sondern um Vertrauen. Wir haben die Asienspiele 2006 ausgerichtet. Es war fantastisch und gab keine Probleme. Wir haben alle Einrichtungen in Katar, wir haben die Kraft, natürlich auch das Geld. Wir können alles schaffen. Unsere Leute sind so clever."

Frage: "Wie meinst du das?"
Al-Attiyah: "Katar könnte wie Dubai sein, wo die Häuser und alles andere einfach riesig sind. Aber unsere Strategie ist komplett anders. Katar gehören viele Dinge in Europa, zum Beispiel 20 Prozent an VW. Wir verdienen Geld außerhalb unseres Landes und warten nicht einfach nur auf Öl. Eines Tages wird das Öl zu Ende sein. Auch deshalb unsere Bewerbung für 2022. Die FIFA hat uns vertraut. Man kann vom Hotel in jedes Stadion in 20, 30 Minuten fahren. Man muss nicht in andere Städte fliegen, um seine Mannschaft zu verfolgen. Man kann an einem Tag drei, vier verschiedene Teams besuchen."

Frage: "Ist Katar in der Lage, mehrere Millionen Gäste zu beherbergen?"
Al-Attiyah: "Leicht, ganz leicht. Wir haben schon viele Hotels, und außerdem reden wir über 2022. Das sind noch fast 12 Jahre, in dieser Zeit wird sich noch viel verändern. Bei den Asienspielen 2006 sind die Leute aus ganz Asien nach Katar gekommen, und es war kein Problem."

"Jeder mag doch den Sommer." Nasser Al-Attiyah

Frage: "Das Land muss noch neue Stadien bauen, es braucht Straßen, Infrastruktur. Du bist selbst im Baugeschäft tätig. Wirst du daran beteiligt sein, das Katar für 2022 zu errichten?"
Al-Attiyah: "Ja, sicher. Als wir von der FIFA das grüne Licht bekommen hatten, sagte die Regierung schon am nächsten Tag: Wir müssen jetzt anfangen, zu arbeiten. Mit unserer Firma sind wir daran beteiligt."

Frage: "Es gab Diskussionen, wegen der Hitze im Sommer die WM vielleicht in den Winter zu verlegen ..."
Al-Attiyah: "Jeder mag doch den Sommer."

Frage: "Aber nicht unbedingt bei 50 Grad. Was würdest du von einer WM im Dezember oder Januar halten?"
Al-Attiyah: "Für uns wäre es kein Problem. Wenn die WM im Sommer gewünscht wird, machen wir es im Sommer. Wenn man es im Januar haben will, können wir es auch im Januar machen. Unsere Stadien sind voll klimatisiert, und das sogar umweltfreundlich. Die Luft wird mit Wasser von außen heruntergekühlt. Wenn es draußen 50 oder 55 Grad heiß ist, kann es drinnen 15 oder 20 Grad haben. Aber Sie wollen meine persönliche Meinung hören: Dann lasst es uns im Januar machen. Denn Katar verändert alles."