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  • 28.03.2012 11:34

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Formel-1-IPO in Singapur wird konkreter

Die Formel 1 hält mit dem von Mehrheitseigentümer CVC Capital Partners geplanten Börsengang derzeit die Wirtschaftsmedien auf Trab

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 sorgt derzeit nicht nur in den Sport-, sondern auch in diversen Wirtschaftszeitungen für Schlagzeilen. Denn hinter den Kulissen wird offenbar gerade der Börsengang (Initial Public Offering oder kurz IPO) vorbereitet. Doch wer in diesem komplexen Business-Spielchen um Milliardenbeträge wirklich welche Interessen verfolgt, ist selbst für Branchenkenner momentan nur schwer zu durchschauen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in seinem Büro in London-Knightsbridge

Tatsache ist laut 'Bloomberg', dass der größte Teilhaber der Formel-1-Gruppe, CVC Capital Partners (63,4 Prozent), die Investmentbank Goldman Sachs damit beauftragt hat, Möglichkeiten für ein IPO an der Börse in Singapur zu sondieren. Laut 'Sky News' sollen aber nicht 100 Prozent des CVC-Anteils an der obersten Formel-1-Holding Delta Topco veräußert werden, sondern lediglich ein kleinerer Anteil. Auch das Williams-Team hat bei seinem Börsengang im Frankfurt im März 2011 nur 20,8 Prozent der Aktien emittiert.

Interessanterweise gab die Formel-1-Gruppe heute in einer kurzen Stellungnahme bekannt, dass die derzeitigen Verbindlichkeiten in der Höhe von 2,92 Milliarden US-Dollar, die 2013/14 fällig geworden wären, in eine 2,27-Milliarden-Dollar-Verbindlichkeit umgewandelt wurden, allerdings mit einer längeren Laufzeit bis 2017/18. Dadurch sinkt die jährliche Belastung für die Anteilseigner von Delta Topco, was die Formel 1 für Investoren insofern attraktiver macht, als kurz- und mittelfristig höhere Erträge erwirtschaftet werden können.

Mit der Umstrukturierung des Refinanzierungs-Modells wurden laut Informationen verschiedener Nachrichtenagenturen Goldman Sachs und die Royal Bank auf Scotland beauftragt. Offenbar sieht der Plan auch die Auszahlung einer Dividende in der Höhe von einer Milliarde Dollar an die Anteilseigner von Delta Topco vor. Eine solche Konstellation hat es laut eines 'Reuters'-Informanten schon 2007 gegeben, als 2,1 Milliarden Dollar ausgeschüttet wurden. Verwendet werden soll das Geld "für eine Reihe von Zwecken", so die anonyme Quelle.

Die Investmentgruppe CVC hatte die mehrheitliche Kontrolle über die Formel-1-Gruppe in den Jahren 2005 und 2006 übernommen und dafür geschätzte 2,5 Milliarden Dollar für 63,4 Prozent der Anteile investiert. Weitere Anteilseigner sind die LBI-Gruppe (15,3 Prozent) als Insolvenzverwalter von Lehman Brothers, Ecclestones Familienholding Bambino (8,5), Ecclestone selbst (5,3) sowie verschiedene Einzelpersonen aus dem Management der Formel 1. Den Börsengang treibt dem Vernehmen nach aber in erster Linie CVC voran.

Gerüchten zufolge soll Ecclestone selbst, von CVC beauftragter Geschäftsführer der Königsklasse, vergleichsweise wenig Interesse an einem IPO haben. Der 81-Jährige hat sich jahrzehntelang bemüht, ein verworrenes Imperium aufzubauen, um von den Behörden möglichst unbemerkt sein Business betreiben zu können. Warum ausgerechnet Ecclestone ein Interesse daran haben sollte, sich an die für eine Aktiengesellschaft verbindlichen Transparenzvorschriften zu halten, erschließt sich vielen Beobachtern nicht.