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Kosten: Arbeiten Teams bald an gemeinsamer Plattform?

Sauber, Force India und Lotus haben einen Plan, um die Kosten in der Formel 1 zu senken: Teams sollen wie in der Autobranche an gemeinsamer Plattform arbeiten

(Motorsport-Total.com) - Viel wurde in den vergangenen Jahren über Kundenautos, das dritte Auto oder eine Budgetobergrenze diskutiert, doch Tatsache ist: Nach wie vor hat die Formel 1 keine Lösung gefunden, um die kleinen Rennställe vor dem Aus zu bewahren. Stattdessen zieht sich die Schlinge um den Hals der Privatteams immer enger: Einer der Hauptgründe sind die teuren Antriebseinheiten, die die Reglementrevolution 2014 mit sich gebracht hat.

Titel-Bild zur News: Felipe Nasr, Pascal Wehrlein

Sauber und Force India wollen in Zukunft gemeinsam ein Formel-1-Auto bauen Zoom

Caterham und HRT haben den Kampf ums Überleben in den vergangenen Jahren verloren, Marussia ringt noch mit dem Tod, aber auch etablierte Rennställe wie Force India, Sauber oder Lotus stehen oder standen bereits mit dem Rücken zur Wand. In der Endphase der Saison 2014 drohten sie sogar mit einem Streik.

Das Trio hat nun selbst einen Vorschlag gemacht, wie die Kosten gesenkt werden können: Auf Englisch nennt es sich Core-Car- oder Single-Car-Konzept, es geht dabei um die Kooperation unterschiedlicher Teams beim Bau eines Formel-1-Boliden. Auf eine gewisse Art und Weise ist dies zwar nichts neues, denn Force India bezieht bereits jetzt den kompletten Antriebsstrang von Mercedes.

Wie die Idee in der Praxis aussehen könnte

Doch in diesem Fall würde die Kooperation darüber hinausgehen: So könnten beispielsweise die drei Privatteams Force India, Sauber und Lotus ihre Ressourcen zusammenlegen und gemeinsam an einer Plattform für einen Boliden arbeiten, den dann jeder in Sachen Motor oder Kühlung an seine Bedürfnisse anpasst und dafür selbst Updates entwickeln kann. Der Vorteil: Die Rennställe würden weniger Geld ausgeben, ohne dabei die Top-Teams und ihre riesigen Budgets zu beeinflussen. Diese haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie sich nicht zum Sparen zwingen lassen, weil sie dadurch ihren größten Vorteil verlieren würden.

Zudem würden sich die kleinen Teams nicht wie beim Kundenauto-Konzept komplett von ihren großen Partnern abhängig machen, sondern auf eigenen Beinen stehen. Sie könnten zwar auch mit einem großen Team zusammenarbeiten, wären aber nicht gezwungen, ihre technischen Einrichtungen wie den Windkanal aufzugeben, was für Rennställe wie Williams, die als Konstrukteur eine große Tradition haben, einer Entmündigung gleichkommen würde.

Formel-1-Windkanal

Sauber verfügt in Hinwil über einen Top-Windkanal, den man weiter nutzen will Zoom

In der Praxis könnte das Konzept folgendermaßen umgesetzt werden: Sauber würde sich um das Design des Boliden kümmern, da man in Hinwil einen der besten Windkanäle der Formel 1 hat, Lotus könnte mit seinen hervorragenden CFD-Simulationsanlagen einen Beitrag leisten und sich auf den Bau wichtiger Komponenten des Autos konzentrieren, während Force India die Hydraulik beisteuert.

Anleihen aus der Autoindustrie

Ein Konzept, das in der Automobilindustrie bereits etabliert ist: Ein Beispiel sind der Volkswagen Sharan und der Ford Galaxy, die die gleiche Basis und Silhouette haben, aber sich in Ausstattung, Preis und Leistung unterscheiden. Der Toyota Aygo, der Peugeot 106 und Citroen C1 werden sogar in der gleichen Fabrik in Tschechien produziert und sind mechanisch gesehen ident. Der größte Vorteil ist der sogenannte Skaleneffekt, da die Entwicklungskosten durch die Beteiligung mehrerer Hersteller gesenkt werden können.

In der Formel 1 wäre selbst die Tatsache, dass Sauber, Force India und Lotus mit Ferrari und Mercedes unterschiedliche Antriebspartner besitzen, kein definitiver Hinderungsgrund: Das Chassis müsste so gebaut werden, dass es mit beiden Antriebseinheiten kompatibel wäre, was anhand der Tatsache, dass die Anlenkpunkte sogar vom Reglement einheitlich vorgeschrieben sind, machbar wäre.

Getriebe

Das Getriebe kann bereits jetzt von einem anderen Hersteller bezogen werden Zoom

Theoretisch wäre es sogar denkbar, dass neben den drei Teams auch Ferrari und Haas, McLaren und Manor, Red Bull und Toro Rosso sowie Mercedes und Williams unter den in diesem Fall neuen Reglementbedigungen zusammenarbeiten. Und selbst, wenn ein Team seine Ressourcen nicht mit einem anderen Rennstall bündeln will, dann würde dies nicht im Widerspruch zum Plattform-Konzept stehen - man müsste einfach mit höheren Kosten leben.

Plattform-Konzept schon 2016? Die Zeit drängt...

Fakt ist allerdings, dass die Zeit drängt, will man die Idee bereits 2016 umsetzen. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde das Thema bereits beim Treffen der Formel-1-Kommission Anfang vergangener Woche aufgebracht, wurde aber wegen der zahlreichen anderen Themen nicht im Detail besprochen. Zudem gibt es aus den Reihen der Top-Teams Skeptiker.

Reglementänderungen für 2016 können noch bis 1. März 2015 mit einer 70-Prozent-Mehrheit abgesegnet werden, danach wäre dies nur noch einstimmig möglich. Bereits im aktuellen Reglement gibt es einige Teile wie zum Beispiel das Getriebe, die als für die Leistung nicht entscheidend eingestuft werden und daher von anderen Herstellern bezogen werden dürfen. Eine Regel, die unter den neuen Gesichtspunkten deutlich erweitert werden müsste.

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