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Streit zwischen Teamchefs und Journalisten spitzt sich zu

Nach dem PK-Ausraster von Christian Horner ist die Stimmung zwischen Teamchefs und Journalisten angespannt - Berichterstattung soll gefiltert werden

(Motorsport-Total.com) - Es war eine Freitags-Pressekonferenz wie (fast) jede andere in diesem Jahr: Die Journalisten stellen den Teamchefs sehr kritische Fragen, über die teilweise fragwürdigen Regeländerungen, über politische Verantwortung und über diktatorische Veranstalternationen. Und die Teamchefs geben darauf bestenfalls vage Antworten, drucksen sich um klare Statements. Geld regiert die Welt, für Moral ist kein Platz in der Formel 1 - aber das weiß man schon länger. Dieses Spielchen zwischen Teamchefs und Journalisten ist nicht neu.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn, Vijay Mallya, Claire Williams, Eric Boullier, Christian Horner, Marco Mattiacci

Bei den Freitags-Pressekonferenzen ist die Stimmung in letzter Zeit oft angespannt Zoom

Neu war am Freitag aber, dass Christian Horner der Kragen platzt: "Es wird deprimierend, hier zu sitzen und ständig solche Fragen beantworten zu müssen", so der Red-Bull-Teamchef, nachdem der deutsche Journalist Ralf Bach provokant gefragt hatte, ob die Formel-1-Rennställe auch in Nordkorea fahren würden, wenn Bernie Ecclestone das so entscheidet. Denn bekanntlich lässt sich in politischen Diktaturen momentan oft mehr Geld verdienen als in westlichen Demokratien.

Die Zuspitzung der Auseinandersetzung mit den Journalisten in den Freitags-Pressekonferenzen war dann am Samstag auch Thema eines Teamchef-Meetings mit Formel-1-Geschäftsführer Ecclestone. Laut brasilianischen Medienberichten soll McLaren-Rennleiter Eric Boullier vorgeschlagen haben, dem Sport-Bild-Journalisten Bach die Akkreditierung zu entziehen. Auf Twitter hagelte es dafür unter Journalisten scharfe Kritik für Boullier.

Boullier: Hat er oder hat er nicht?

Gesichert ist diese Information jedoch nicht - später hieß es, man habe den Fall zwar besprochen, jedoch sei nie Thema gewesen, jemandem eine Akkreditierung wegzunehmen. Wie dem auch sei: Die Spannungen zwischen kritischen Journalisten und Teamchefs, die am liebsten nur eine heile Welt nach außen getragen sehen wollen, nehmen momentan dramatisch zu. Boullier ist dabei "hundertprozentig" Horners Meinung, dass die Journalisten fehlgeleitet sind.

Zumindest räumt er ein: "Wir müssen aber einen Teil der Schuld auf uns nehmen, denn auch andere Leute im Paddock standen den Veränderungen und allen Maßnahmen, die die Formel 1 versucht, negativ gegenüber", spricht er die kritischen Aussagen etwa von Ecclestone oder Weltmeister Sebastian Vettel zum neuen Antriebsformat und dem Sound der Motoren an. "Wenn wir euch Material geben, um negativ zu schreiben, dann werdet ihr das tun."

Kosten negative Schlagzeilen wirklich Fans?

Negative Berichterstattung müsse man aber reduzieren, weil dies der Formel 1 insgesamt schade: "Indem wir negative Nachrichten verbreiten, lenken wir die Menschen davon ab, uns voller Leidenschaft zuzuschauen - und wir halten potenzielle neue Fans davon ab, zu uns zu kommen, weil wir negativ eingestellt sind. Ich glaube, diese Negativität ist ein Grund, weshalb viele Zuschauer den Fernseher ausschalten", sagt Boullier.

Unter Journalisten freilich sorgt die medienfeindliche Haltung der Teams für heiße Diskussionen - selbst große Schlagworte wie Pressefreiheit werden da erstmals in den Mund genommen. Horner wiederum will eine andere Strategie fahren: Die negativen Themen in Zukunft endgültig unter den Teppich kehren und die Journalisten stattdessen mit mehr Zugang zu den Fahrern ablenken. Denn die sollten seiner Meinung nach die Schlagzeilen machen...