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  • 18.07.2014 21:55

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Sonnenschein und Silberpfeile: Wo sind die Fans?

Silberpfeile im Goldrausch, Nico Rosberg als WM-Leader und Sebastian Vettel beim Heimspiel: Warum kommen die Deutschen Fans nicht nach Hockenheim?

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Deutschland, der in diesem Jahr in Hockenheim stattfindet, löst in der hiesigen Fangemeinde offenbar keinen allzu großen Hype aus. Die Veranstalter stehen vermutlich angesichts der Vorverkaufszahlen und Besucher am Trainingsfreitag vor einem Rätsel: Was läuft hier falsch? Die Tribünen im altehrwürdigen Motodrom blieben während der ersten zwei Sessions der Königsklasse nahezu leer. Auch das perfekte Sommerwetter bot beste Voraussetzungen für einen Besuch der Rennstrecke, aber kaum jemand kam.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel fuhr am Freitag an leeren Tribünen in Hockenheim vorbei Zoom

Die Verantwortlichen am Hockenheimring müssen das Schlimmste befürchten. In den Jahren 2010 und 2012 waren die Zuschauerzahlen bereits rückläufig. Vor vier Jahren waren 63.000 Menschen am Renntag an der Strecke, vor zwei Jahren waren es nur noch 59.000 Fans. Und in diesem Jahr? Man dürfte wohl erleichtert aufatmen, wenn die 50.000er-Marke am Sonntag überhaupt geknackt wird. Der Vorverkauf verlief schleppend - trotz eigentlich bester Voraussetzungen und umfangreicher PR.

"Es ist unbefriedigend", meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Wenn man den heutigen Freitag mit den Freitagen in Silverstone und Spielberg vergleicht, dann ist das eine ganz andere Welt. Wir müssen verstehen, warum das so ist", sagt der Österreicher. Wolffs Mannschaft drückt der Szene seit Saisonbeginn den Stempel auf, dennoch herrscht auf den Tribünen unweit vom Mercedes-Stammsitz in Stuttgart gähnende Leere.

Deutschland ist Fußball-Weltmeister, die Sporteuphorie im Land auf einem Höhepunkt. In der Ferienzeit müssten vielen Fans eigentlich Zeit für einen Formel-1-Besuch haben. "Viele werden sich wahrscheinlich kurzfristig noch entscheiden", sagt Wolff. Allerdings ist in der Königsklasse selten ein Geschäft an der Tageskasse zu machen. Die Tickets gehen im Vorverkauf über den Tisch. Nicht einmal die Aktion "Jedes Tor ein 11?r" während der Fußball-WM hat entscheidende Fortschritte gebracht - obwohl man nach dem Brasilien-Knaller (7:1) immerhin 77 Euro pro Karte sparen konnte.

"Wenn es am gesamten Wochenende so bleibt, dann müssen wir ernsthaft mal darüber nachdenken", meint Wolff. "Dann müssen wir dieses Phänomen analysieren." Sind die deutschen Fans die Siegesserie von Mercedes bereits leid? Fehlen die Erfolge von Vettel? Oder liegen die Ursachen im Kern der Formel 1? Diese Fragen wird man sich nach dem Wochenende stellen müssen, immer mit Zahlen von anderen Schauplätzen im Hinterkopf. Spielberg war ausverkauft, Silverstone bestens besucht und bei den 24 Stunden von Le Mans verzeichnete man in diesem Jahr mit 263.300 Zuschauern einen Ansturm.