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  • 15.04.2014 10:27

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Aus drei wird eine Säule: Warum Williams Katar-Filiale zusperrt

Vor kurzem war ein Katar-Deal Frank Williams' letzter großer Wunsch, jetzt schließt man den Technologiepark: Warum Williams sein Geschäftskonzept umkrempelt

(Motorsport-Total.com) - Zunächst wirkte es wie eine kleine Randnotiz: Williams verkaufte Ende März seine Hybridabteilung in Grove an das britische Luftfahrt- und Automobil-Unternehmen GKN. Wie 'Motorsport-Total.com' recherchiert hat, war das aber nur ein Teil der Unternehmensumstrukturierung: Gleichzeitig wurde auch ohne Kenntnis der Öffentlichkeit das Williams-Technologiezentrum im Science and Technology Park von Doha in Katar geschlossen.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Jahrelang buhlte Williams in Katar um potenzielle Großsponsoren

Das hat das Team auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' inzwischen offiziell bestätigt. Man gibt sich dabei aber kryptisch: "Das Unternehmen wird vertragliche Angelegenheiten bezüglich seiner Mitarbeiter, Qatar Science and Technology Park oder Qatar Foundation nicht öffentlich kommentieren." Fakt ist aber, dass die Außenstelle nicht wie die Hybridsparte verkauft, sondern ab April definitiv aufgelöst wird.

Frank Williams' letzter großer Wunsch...

Eine interessante Richtungsänderung in der Firmenstrategie, denn ursprünglich wollte Teamboss Frank Williams mit dem Science and Technology Park in Doha wie zu den goldenen Saudia-Zeiten einen Investor aus Arabien anlocken, was die stellvertretende Teamchefin Claire Williams noch vor wenigen Monaten im Interview mit 'Motorsport-Total.com' erklärte.

Und auch Teamboss Frank Williams setzte Ende 2013 noch große Hoffnungen in die Außenstelle in Katar. "Mein letzter großer Wunsch ist es, unsere Partnerschaft mit Katar zu einem Abschluss zu bringen", sagte der "Rollstuhlgeneral" gegenüber 'auto motor und sport'. "Ich habe in den 1970er-Jahren mit den Saudis einen Vertrag gemacht. Das gleiche möchte ich jetzt mit Katar schaffen."

"Mein letzter großer Wunsch ist es, unsere Partnerschaft mit Katar zu einem Abschluss zu bringen." Frank Williams

Drei Jahre lang hatte sich Williams in Doha enagiert. "Von meiner Erfahrung mit den Saudis weiß ich, dass Geduld eine große Rolle spielt", meinte Williams. Diesen Plan hat man offensichtlich schneller verworfen als erwartet. Das Technologiezentrum im Nahen Osten war eine von drei Säulen des innovativen Williams-Geschäftsmodells - neben dem Formel-1-Rennstall war auch das in Grove beheimatete Hybrid-Unternehmen eines der Standbeine. Wegen des Börsengangs im März 2011 wollte man sich 2010 breiter aufstellen.

Warum sich Williams aus Katar zurückzieht

Die Filiale in Doha "ist nicht unsere Lebensader, aber es ist wichtig", meinte Frank Williams. Warum man sich nun aus dem Nahen Osten zurückzieht? Der Hintergrund: Das Team aus Grove hat dieses Jahr mit Martini einen neuen Hauptsponsor an Land gezogen. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' war die Katar-Außenstelle hauptsächlich dazu gedacht, um auf dem arabischen Markt präsent zu sein und einen großen Sponsorendeal vorzubereiten.

Mit einem eigenen Technologieunternehmen in Katar wäre man den Mitbewerbern im Kampf um arabische Investoren um einiges voraus gewesen und würde einer derartigen Zusammenarbeit zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihen. Da dies nun nicht mehr im Fokus des Williams-Teams steht, zog man sich aus Katar zurück. Zumal sich die Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht für Williams nur geringfügig auswirkt, da es sich nur um einen kleinen Betrieb mit wenigen Mitarbeitern handelte.