White: Team-KERS macht keinen Sinn mehr

Rob White glaubt, dass ab 2014 nur noch der komplette Antriebsstrang verkauft und damit für von den Teams entwickelte KER-Systeme kein Platz mehr sein wird

(Motorsport-Total.com) - 2014 wird in der Formel 1 ein neues Motorenformat eingeführt, basierend auf einem neuen V6-Turbo mit doppelter Energierückgewinnung. Die "Recycling-Energie" wird künftig einerseits wie bisher an den Bremsen abgeschöpft, zusätzlich aber auch an der Kompressor-Turbine. Das bedeutet, dass der Antriebsstrang insgesamt deutlich komplexer wird.

Titel-Bild zur News: Rob White

Rob White glaubt nicht, dass die Teams KERS weiterhin selbst entwickeln werden

Experten gehen davon aus, dass man künftig nicht mehr nach dem Bausatz-Prinzip vorgehen und Motor, Getriebe und KERS einzeln entwickeln oder zukaufen kann, sondern auf eine vollintegrierte Komplettlösung setzen muss. "Es wird nicht mehr machbar sein, ein eigenes KERS auf den neuen Motor aufzusetzen", erklärt Renault-Entwicklungschef Rob White gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich sehe daher keine verschiedenen KERS-Lösungen mehr, sondern nur noch einen vollintegrierten Antriebsstrang."

Renault will voll einbezogen werden

Aber: "Das bedeutet nicht, dass es überhaupt keine Anpassung an besondere Kundenwünsche mehr geben wird", fährt der britische Ingenieur fort. "Wir wollen die Anforderungen aller Teams, mit denen wir zu tun haben, erfüllen, daher erwarten wir auch, voll eingebunden zu werden, wenn an unserem Moto etwas anderes angebracht wird." Solche Speziallösungen wollen aber gut durchdacht sein, denn: "Man muss den Return on Investment in Betracht ziehen."

Während Renault sein künftiges KERS (dann nur noch ERS genannt) gemeinsam mit Magneti-Marelli entwickelt, könnte Williams eines jener Teams sein, die sich eine alternative Lösung wünschen. Der britische Rennstall hat mit Williams Hybrid Power (WHP) in Grove eine eigene Energierückgewinnungs-Firma, die auf Schwungrad-Energiespeicher spezialisiert ist, für die Formel 1 aber eine eigene Batterielösung entwickelt hat. Ob diese ab 2014 auch auf den neuen Renault-V6-Turbo passen wird, ist derzeit noch unklar.

"Wir sind mit Williams weit gekommen und haben die Beziehung auf eigene Beine gestellt", beschreibt White. "Für ihren vorherigen Zulieferer hatten sie ein In-House-KERS entwickelt. Eine der Optionen war, diese in unseren Motor zu integrieren. Das wäre nicht komplett transparent, aber im Geist einer offenen Beziehung haben wir die Bedingungen festgelegt, unter denen man das so machen kann. Unterm Strich sind das gute Bedingungen für beide Seiten, finde ich. Möglich war das, weil das derzeitige KERS ein Add-on-System ist."


Williams-Renault-Partnerschaft

Keine Probleme mit Williams-KERS

"Grundsätzlich haben wir Williams die Spezifikation gegeben, die das KERS braucht, wenn es auf den Renault-Motor passen soll. Gemeinsam haben wir daran gearbeitet, das umzusetzen und den Betrieb des Motors mit Williams-KERS und Renault-Motor in einem Williams-Umfeld sicherzustellen", gibt der Renault-Techniker zu Protokoll. "Bisher war das nicht problematisch. Das war unser Ziel, als wir dieses Programm in Angriff genommen haben."

"Historisch gesehen", fährt White fort, "war KERS eher ein Add-on. Der neue Antriebsstrang ist aber viel besser integriert. Es gibt kaum noch ein 'Laden-KERS', das man einfach so kaufen kann. Es gibt stattdessen viele verschiedene Zulieferquellen für Komponenten und Subsysteme. Magneti-Marelli ist einer der Zulieferer auf dem KERS-Markt in der Formel 1. Wir haben eine lange Beziehung mit Magneti-Marelli. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir im Bereich KERS mit ihnen zusammenarbeiten."

KERS-Gummihandschuhe

Renault-Mechaniker mit einem speziellen Gummihandschuh wegen KERS Zoom

Noch unklar ist, welchen Preis Renault künftig für den Antriebsstrang verrechnen wird. Derzeit verlangt man acht Millionen Euro pro Jahr für den Motor und fünf für KERS, in Summe mit allen Services maximal 15 Millionen Euro pro Team. Aber laut Craig Pollock liegen die prognostizierten Kosten der Hersteller für 2014 bei "mehr als 20 Millionen Euro. Das ist extrem teuer", so der PURE-Chef gegenüber 'GPUpdate.net'. Renault plant für die erste "grüne" Turbo-Saison in der Formel 1 Stand jetzt mit bis zu sechs Kunden.