• 28.03.2017 23:54

  • von Dieter Rencken & Daniel Halder

Liberty: Sponsoren sollen TV-Bilder für Werbespots bekommen

Formel-1-Marketingchef Sean Bratches will die Formel 1 auf allen Kanälen öffnen und die Digitalisierung vorantreiben - Zeiten der Abschottung vorbei

(Motorsport-Total.com) - Die Ära der neuen Formel-1-Mehrheitseigner von "Liberty Media" hat gerade erst begonnen, doch rund um den Auftakt-Grand-Prix in Melbourne wurden schon erste Veränderungen sichtbar. Ins Auge stach vielen Zuschauern das neue Branding "F1 Experiences". Mit diesem Paket will Formel-1-Marketingchef Sean Bratches den Fans eine Möglichkeit bieten, näher ans Geschehen heranzukommen - sei es durch den Besuch des Paddock Clubs, Strecken- und Fahrerlagerführungen bis hin zu Meet & Greets mit den Piloten. Noch auffälliger: die Öffnung der sozialen Medien für Videos aus der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn und Sean Bratches (rechts) wollen die Formel 1 zugänglicher machen Zoom

"Bei allem was wir tun, steht der Fan im Mittelpunkt", skizziert Bratches seine Pläne. "Wir laden ihn ein, neue Wege mit uns zu gehen und die Emotionen zu erleben, die dieser tolle Sport hervorbringt." Die neuen Freiheiten hinsichtlich der der Bewegtbildnutzung bei Facebook, Twitter & Co. seien dafür erst der Anfang. War es durch die FOM (Formula One Management) unter Bernie Ecclestone bis vor kurzem noch strikt verboten, Videos der Königsklasse zu verbreiten, will der neue Marketingboss nun sogar noch einen Schritt weitergehen.

Der frühere ESPN-Manager will sogar die Formel-1-Sponsoren mit TV-Bildern für Werbespots versorgen. "Wir wollen unseren Partnern ermöglichen, ihre Marken über unseren Kanal dem Fan näherzubringen. Mit unseren Bildern können sie ihre Produkte in digitaler Form mit der Formel 1 verbinden", so der Experte. Einen Seitenhieb auf Ecclestone kann sich Bratches am Rande des Melbourne-Rennens nicht verkneifen. "Es gibt eine ja Reihe klarer, zukunftsorientierter Geschäftspraktiken des 21. Jahrhunderts, die vorher nicht ausgenutzt wurden."

Der Ex-Zampano stellte sich jahrelang gegen die Digitalisierung und setzte ein striktes Filmverbot im Paddock durch. Nur zahlende TV-Stationen waren berechtigt, dort zu filmen. "Manches wird komplizierter werden, doch viele Trauben hängen gar nicht so hoch, als dass wir sie nicht schnell ernten könnten", pocht der neue Marketing-Boss auf eine rasche Umsetzung der Liberty-Ideen. Eine davon könnte sogar dazu führen, dass künftig auch schreibende Journalisten kleine Videoclips und Bewegtbilder im Paddock drehen könnten.

"Mein Bauchgefühl sagt ja. Wir sind absolut an einer offeneren, transparenteren Kommunikation mit euch interessiert. Denn das dient dann ja auch wieder dem Fan, der dadurch besser informiert und unterrichtet wird", so Bratches. Unterstützt wird er dabei vom neuen "Geschäftsführer Motorsport" Ross Brawn, der ins selbe Horn bläst: "Der Zugang für die Fans ist das A und O. Wir wissen ja, zu welch abgeschottetem, exklusivem Zirkel die Formel 1 geworden ist. Das war nicht sehr konstruktiv und hat nicht geholfen", so Brawns Fazit.