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Vorschau 24h Spa: Größtes GT3-Spektakel aller Zeiten?

Nochmal zwei werksunterstützte Teams mehr: Die 24 Stunden von Spa-Francorchamps 2017 versprechen ein GT3-Feuerwerk der Extraklasse

(Motorsport-Total.com) - Wie lässt sich ein Rennen nochmal steigern, in dem schon unzählige Werksteams für eine gigantische Show liefern? Klare Sache: Mit noch mehr Werksteams. Die Creme de la Creme des GT-Sports trifft sich an diesem Wochenende zum größten Kampf um den Cupe de Roi, den es je gegeben haben dürfte. Neun Hersteller schicken werksunterstützte Teams zum härtesten GT3-Rennen des Jahres. Die Favoritenliste umfasst schnell zwei Dutzend Fahrzeuge. Prognose? Unmöglich. Genau hier liegt der Reiz.

Titel-Bild zur News: 24h Spa, Start

Umkämpft wie nie zuvor: Die 24 Stunden von Spa versprechen Spannung hoch 20 Zoom

Audi, BMW, Porsche, Mercedes, Bentley, Nissan, Ferrari, McLaren und Lamborghini: So viel Werksunterstützung hat es bei den 24 Stunden von Spa noch nie gegeben. Eine Konstante aber gibt es in den Ardennen: Seit die 24 Stunden von Spa Teil der Blancpain-GT-Serie sind, haben nur deutsche Hersteller gewinnen können. (Alle Informationen zu den 69. 24 Stunden von Spa!)

Diese Dominanz könnte dieses Jahr wackeln: Von den drei Langstreckenrennen in der bisherigen Blancpain-GT-Saison ging bislang keines an einen deutschen Hersteller. Lamborghini und Bentley teilen sich bislang die Siege auf. Insbesondere Grasser Racing hat mit dem Lamborghini Huracan #63 (Bortolotti/Engelhart/Caldarelli) bislang ziemlich abgeräumt: Zwei Siege aus drei Rennen, plus einen Sprint-Sieg. Der Lamborghini Huracan GT3 war in der Vergangenheit nicht erste Wahl für Eau Rouge und Co.: Grasser kam bislang noch nicht einmal in die Top 10 in Spa. Zeit, das mit einem Paukenschlag zu ändern.

WRT holt Lotterer ins Audi-Cockpit

Die deutschen Hersteller werden aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder zur Stelle sein, wenn es drauf ankommt. Allen voran: Das heimische W-Racing Team von Vincent Vosse. WRT konnte drei der vergangenen sechs Rennen gewinnen, musste aber in den vergangenen beiden Jahren BMW-Teams den Vortritt lassen. Wieder wird geklotzt und nicht gekleckert: Die Mannschaft aus Baudour setzt nicht weniger als sechs Audi R8 LMS ein, davon drei mit Werksunterstützung.

Spektakulärer Neuzugang: Porsche-LMP1-Star Andre Lotterer, der mit seinem alten Kumpel Marcel Fässler zusammenspannt. "Das ist eine nette Überraschung und ich freue mich sehr", sagt der 35-Jährige. "Als Vincent mich anrief, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen." Mit dieser spektakulären Verpflichtung hat sich WRT schon im Vorfeld des Rennens in die Schlagzeilen gebracht. Lotterer hat zwar seit 2015 keinen GT3-Audi mehr gesteuert, doch das dürfte ihn kaum einbremsen.


Teaser: 24 Stunden von Spa 2017

Die SRO gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die 24 Stunden von Spa-Francorchamps 2017 mit den besten Szenen vom Vortest Weitere Langstrecke-Videos

Die absolute Speerspitze dürfte dennoch das Fahrzeug #2 darstellen. Die Nürburgring-Sieger Christopher Mies und Connor de Phillippi, die ein GT-Dreamteam bilden, werden gemeinsam mit dem belgischen GT-Spezialisten Frederic Vervisch auf die Jagd nach ihrem ersten Spa-Sieg gehen. Allein schon die teaminterne Konkurrenz ist groß: Audi schickt eine Vielzahl von Werksfahrern auf drei werksunterstütze WRT-Fahrzeuge, hinzu kommt noch der von Corvette ausgeliehene Antonio Garcia. Zusätzliche werksunterstützte Audis gibt es bei Sainteloc und ISR.

Zahlenmäßige Übermacht, bärenstarke Fahrer, ausgewiesene Expertise auf dem Circuit de Spa-Francorchamps und ein Auto, das perfekt auf die Strecke passt: Von der Papierform her stimmt alles bei WRT. Trotzdem musste sich die erfolgsverwöhnte Mannschaft in den vergangenen beiden Jahren BMW-Teams beugen.


Fotostrecke: 24h Spa 2017: Die Top-Favoriten

Rowe Racing als Titelverteidiger

Die bayerische Marke brachte den Sieg im vergangenen Jahr mit einem Minimalengagement zustande: Lediglich das Rowe-Team vertritt derzeit BMW beim 24-Stunden-Rennen in Spa mit gesamtsiegfähigen Autos. Das hat aber gereicht, um im Vorjahr den Sieg einzufahren. Die erfolgreiche Paarung Maxime Martin, Philipp Eng und Alexander Sims ist zusammengeblieben. Zwar ist die Generalprobe in Le Castellet (die einzige Teilnahme dieser Paarung in der Blancpain-Serie in diesem Jahr) mit einem Ausfall ziemlich daneben gegangen, doch bekanntlich funktioniert die Aufführung ja dann umso besser.

"Im Rennsport hat das, was im letzten Rennen passiert ist, keinen Einfluss mehr auf das, was vor uns liegt", sagt Vorjahressieger Sims. Teamkollege Eng ergänzt: "Die Anderen haben über den Winter nicht geschlafen, aber wir haben unsere Hausaufgaben auch erledigt und vieles aussortiert, deshalb bin ich vorsichtig optimistisch. Im vorigen Jahr haben wir als einziges Team keinen Fehler gemacht, das war der Schlüssel zum Erfolg. Damit haben wir die Latte für alle noch ein Stück höher gelegt." Abgerundet wird das BMW-Engagement mit zwei Walkenhorst-M6.


24h Spa-Francorchamps: Die Rennhighlights

Die Highlights der 24 Stunden von Spa-Francorchamps 2016

Mercedes sinnt auf Revanche

Zu hoch gelegt hat die Latte im Vorjahr Mercedes. Nach dem überlegenen Auftritt im Qualifying währte die Freude nicht lang. AMG hatte die Regeln anders ausgelegt als SRO und FIA. Durch eine Fünf-Minuten-Strafe waren alle Mercedes chancenlos, bevor das Rennen überhaupt gestartet wurde. Nun folgt der erneute Angriff mit den Teams Black Falcon, HTP Motorsport und Akka ASP. Die Konkurrenz ist nach der bärenstarken Vorstellung im Vorjahr gewarnt.

Erstmals mit einem werksunterstützten Team ist Porsche in Spa-Francorchamps vertreten. Ein neuer Schritt, denn bislang konzentrierte sich Porsche auf die GTE-Klasse. Das Team75 Bernhard hat mit einer Bestzeit bei den Testfahrten Anfang Juli in Spa klargemacht, was man hier für Ambitionen mitbringt. Für das Team des Le-Mans-Siegers ist es die große Bewährungsprobe mit dem Porsche 911 GT3 R in einem 24-Stunden-Rennen. Als Knackpunkt könnte sich die Tatsache erweisen, dass Porsche nur ein einziges Eisen im Feuer um den Gesamtsieg hat.


Fotos: Vortest 24h Spa-Francorchamps


Ferrari erstmals seit 2010 mit Siegambitionen

Ebenfalls neu mit Werksunterstützung dabei ist Ferrari. Die Italiener bringen erstmals seit 2010, als das Rennen noch für die mittlerweile in der GTE aufgegangenen GT2-Klasse geöffnet war, wieder Michelotto-Boliden mit Gesamtsiegambitionen an den Start. Von der Papierform mag der Kaspersky-488 GT3 #55 (Fisichella/Cioci/Calado) am stärksten besetzt sein, in der Praxis haben sich jedoch bislang SMP Racing #72 (Schaitar/Molina/Rigon) und AF Corse #50 (Lathouras/Rugolo/Pier Guidi) als stärker erweisen. Allerdings müssen Letztere den Thai Lathouras durchbringen, der zwar schneller als Amateure, aber nicht so flott wie seine Teamkollegen ist.

Bentley und Nissan werden mit ihren großen Schiffen versuchen, ihre bisher magere Erfolgsbilanz in Spa endlich aufzumöbeln. Nissan stößt mit dem alternden GT-R jedoch langsam an seine Grenzen. Das Fahrzeug geht auf der Geraden noch immer wie der Teufel, ist aber im Mittelsektor der Strecke zu schwerfällig. Die bisherige Saison lief für RJN noch nicht zufriedenstellend, bis in Le Castellet jüngst ein fünfter Platz heraussprang. Hier profitierte das Team allerdings von der langen Mistral-Geraden.

Zuschauer

Volksfest der Extraklasse: Zuschauer bei den 24 Stunden von Spa Zoom

Bentley wiederum kommt mit einem Sieg vom Circuit Paul Ricard im Rücken nach Spa. Bislang haben die Briten noch nicht wirklich beim Ardennen-Klassiker Fuß fassen können. Das M-Sport-Team hat sich diesmal Hilfe durch das Abt-Team geholt, das einen dritten Continental GT3 an den Start bringt. Man darf gespannt sein, ob der Knoten endlich platzt.

Mit den werksunterstützten Engagements von Ferrari und Porsche ist der Traum des Stephane Ratel in Spa-Francorchamps aufgegangen. Alle namhaften GT3-Hersteller sind vertreten - bis auf Aston Martin, die ein neues GT3-Auto für 2018 entwickeln. Bei dieser enormen Leistungsdichte wird letztlich auch viele von der Balance of Performance abhängen, denn schon kleinste Veränderungen können große Unterschiede bewirken. Oder vom Ardennen-Wetter, das seine ganz eigenen Pläne hat. Die Fans dürfen sich auf ein Rennen der Extraklasse freuen. Es wird die härteste GT3-Schlacht des Jahres werden.