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  • 29.06.2017 14:15

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

WEC-Boss Gerard Neveu: Formel 1 ist Freund, nicht Feind

Durch die Veränderungen an der Spitze der Formel 1 hat sich auch das Verhältnis zur Le-Mans-Szene gewandelt: Keine Terminüberschneidungen mehr

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Boss Chase Carey durfte das 60 Fahrzeuge umfassende Starterfeld bei den 24 Stunden von Le Mans 2017 als Ehrenstarter auf die lange Reise schicken. Das hätte es in der Ära Bernie Ecclestone nicht gegeben. Durch die veränderten Machtverhältnisse in der Königsklasse ist die Beziehung zwischen der Formel 1 und dem Langstreckensport eine komplett andere. Man arbeitet neuerdings eng zusammen, nicht mehr gegeneinander.

Titel-Bild zur News: Chase Carey

Formel-1-Boss Chase Carey fungierte 2017 in Le Mans als Ehrenstarter Zoom

"Ein Meeting mit den Formel-1-Verantwortlichen hat dazu geführt, dass wir im kommenden Jahr sehr, sehr viele potenzielle Terminüberschneidungen mit der WEC verhindern konnten", freut sich Gerard Neveu, Promoter der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). "Vor allem ist nun der Event Le Mans wirklich geschützt vor solchen Szenarien. Das ist absolut sinnvoll, denn die besten Fahrer der Welt sollten auch an den größten Motorsportevents teilnehmen können."

Diese Terminabstimmungen helfen auch an anderer Stelle. Die wichtigsten Events der Szene bekommen die entsprechende Darstellung im TV, solange es keine Überschneidungen gibt. "Es wäre dumm, etwas gegen Le Mans zu positionieren. Genauso dumm wäre es, am Tag des Grand Prix von Monaco eine Veranstaltung dagegen zu setzen", erklärt Neveu. "Die Welt ist klein. Da muss man sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen."

"Es gibt keinen Grund, gegen andere zu kämpfen. Wir sind voll auf unser Programm fokussiert, respektieren aber gleichzeitig die Programme der anderen", sagt der Franzose. Der neue "Kuschelkurs" mit der Formel 1 könnte in Zukunft womöglich zu noch engeren Verknüpfungen führen. Es sei auch eine Zusammenarbeit auf technischer Ebene denkbar, so Neveu: "Formel 1 und WEC haben viele Ähnlichkeiten bei Teams, Antrieben und Technologien. Auch die Formel E nähert sich in Teilen an. Aus Kostengründen wäre es nicht dumm, an einigen Stellen ein paar technische Lösungen zu teilen und Dinge gemeinsam zu gestalten."

"Die Tatsache, dass Chase Carey die Startflagge in Le Mans schwenken durfte, zeigt doch eindeutig, dass wir keine Feinde sind. Es gibt bestimmt Fans, die Formel 1 und WEC mögen. Alle gemeinsam können im Sinne des Motorsports viel mehr erreichen", meint der WEC-Boss. Enge Abstimmungen finden derzeit nicht nur mit der Formel 1, sondern auch mit der Formel E statt. "Die drei Promoter haben eine tolle Beziehung. So werden wir Terminüberschneidungen verhindern."


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Die Macher der drei Motorsportserien haben zuletzt immer wieder ihre geplanten Kalender für die Saison 2018 ausgetauscht. Im Dialog fand man Lösungen, die im Sinne aller drei Parteien zu sein scheinen. "Mit der Formel E wollen wir gar keine Überschneidungen mehr haben. Es gibt viele Fahrer, die beide Serien bestreiten", so Neveu. "Das, was in diesem Jahr mit der Überschneidung am Nürburgring passiert, war eine Folge mangelnder Kommunikation." Bernie Ecclestone hatte sich zu lange bezüglich eines Deutschland-Grand-Prix bedeckt gehalten. Eine Verschiebung des WEC-Rennens war kurzfristig nicht mehr möglich.