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  • 28.12.2012 08:12

  • von Roman Wittemeier

Rebellion: Goldene WEC-Ananas und süße ALMS-Früchte

In der WEC-Privatwertung dominant, in der ALMS sofort siegreich: Rebellion blickt auf ein sportlich erfolgreiches Jahr zurück - Entsprechende Anerkennung fehlt

(Motorsport-Total.com) - Rebellion steckt nach einer starken Saison 2012 im Dilemma. Die Mannschaft aus der Schweiz hat die LMP1-Trophy in der WEC locker gewonnen, war an fast jedem Rennwochenende das bestimmende Team. Dennoch fristete man ein Dasein im Schatten der Werksteams von Audi und Toyota. Die Leistungen waren stets bärenstark, die Anerkennung allerdings kaum entsprechend. Als Konsequenz denkt das Team um Boss Alexandre Pesci über ein weiteres Engagement in der WEC nach.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld, Neel Jani, Nicolas Prost

Der Lola-Toyota von Rebellion war 2012 das stärkste Privatauto in der WEC Zoom

"Die Saison war aus Sicht von Rebellion fantastisch. Wir haben alle Ziele erreicht, haben den Titel in der Privatwertung geholt, waren in Le Mans bestes Privatteam und konnten am Ende des Jahres auch noch das Petit Le Mans gewinnen. Es war also insgesamt ein tolles Jahr", schildert Teamchef Bart Hayden. "Wir hatten in gewisser Weise erwartet, dass wir die LMP1-Trophy gewinnen. Als wir den Titel in der Tasche hatten, war es eher Erleichterung als große Party. Nichtsdestotrotz war es eine starke Leistung."

Die Mannschaft um den schnellen Neel Jani feierte im Verlauf der Saison 2012 sechs Siege in acht Rennen der WEC. Unter anderem holte man in Le Mans Gesamtrang vier und schrammte hinter dem erfolgreichen Audi-Trio an der Spitze nur knapp an einem Podestrang beim Klassiker an der Sarthe vorbei. Einzig bei den beiden WM-Läufen in Sebring und Bahrain musste man anderen Privatmannschaften unfreiwillig den Vortritt lassen.

Kaum Gegenwehr von HPD-Teams

"Zu Beginn des Jahres wussten wir, dass wir ein Update für Sebring bekommen würden. Aber uns war nicht ganz klar, was zu erwarten war", sagt Hayden, bei dessen Team aufgrund der Lola-Pleite kaum Weiterentwicklung zu erwarten war. "Wir waren auch nicht sicher, wie gut die HPD-Autos sein würden. Letztlich stellte sich in Sebring heraus, dass unser Update gut war und die HPDs nicht allzu schnell. Der Hauptkonkurrent war nicht mehr dermaßen zu fürchten."

Nach dem misslungenen Saisonauftakt in Sebring hatte Rebellion oft leichtes Spiel. Pescarolo und Oak hatten wenig erfolgversprechende Autos am Start, die britischen HPD-Mannschaften JRM und Strakka kamen zu Beginn nicht in Schwung. "Wir waren schon etwas überrascht", sagt Hayden. "Wir hatten gesehen, dass der HPD von Pickett in den USA bärenstark war, aber die Autos von Strakka und JRM in der WEC längst nicht in diesem Maße."

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld fühlte sich bei seiner Le-Mans-Rückkehr mit Rebllion sehr wohl Zoom

"Man darf aber nicht vergessen, dass die Leute von Greg Pickett viel Erfahrung haben. Im Falle von JRM war es so, dass sie auf der GT1-WM ganz frisch auf die Langstrecke kamen. Die mussten zuerst lernen. Am Ende der Saison hat man gesehen, dass sie den richtigen Weg gefunden haben, denn sie waren näher dran", schildert der Brite. Seine Landsleute von Strakka und JRM hatten zum Ende des WEC-Jahres deutlich aufgeholt, der Wettkampf der Privaten wurde härter.

ALMS-Sieg bringt mehr Aufmerksamkeit

Für den Rebellion-Teamchef gab es im Jahresverlauf drei Highlights: Rang vier in Le Mans, Titelgewinn in Fuji und Sieg beim Petit Le Mans in den USA. "Von diesen drei Sternstunden kann ich kaum ein einzelnes deutlich herausheben. Wenn ich es unbedingt tun müsste, dann würde ich aber das Ergebnis von Le Mans vor dem Titelgewinn nennen und den Sieg auf der Road Atlanta ganz vorne", stellt Hayden seine persönliche Rangfolge dar.

"Der Sieg beim Petit Le Mans wurde in der Öffentlichkeit gut wahrgenommen, das war eine tolle Geschichte. Es gab in jener Phase der Saison recht viel Aufmerksamkeit für uns, denn wir hatten auch noch den Titel geholt", sagt er. "Die Geschichte ist immer klarer, wenn du als Gesamtsieger aus einem Rennen hervorgehst. Das ist immer besser als ein Rennen im Rennen zu gewinnen. Das macht die ALMS so interessant für uns."

Neel Jani

Nell Jani hat sich im Rebellion-Auto als einer der besten LMP1-Piloten etabliert Zoom

"Wir starten 2013 mit zwei Autos in Sebring, in den weiteren ALMS-Rennen mit einem Fahrzeug. Wir würden auch im kommenden Jahr gern mit zwei Autos in Le Mans fahren", blickt Hayden voraus. "Wenn wir das machen, dann ist es sinnvoll, die WEC-Rennen zuvor in Silverstone und Spa zu bestreiten. Das wäre die beste Vorbereitung auf Le Mans. Das müssen wir jetzt unter Dach und Fach bringen. Das Programm bis Le Mans steht dann. Was nach Le Mans kommt, müssen wir schauen."

Jani/Heidfeld als festes Duo 2013

Der langjährige Rebellion-Pilot Neel Jani wird 2014 voraussichtlich zu Porsche wechseln. Neben entsprechenden Testfahrten ab Mitte des Jahres 2013 wird der Schweizer eine weitere Saison im privaten LMP1-Auto seiner Landsleute bestreiten. "Neel hat eine Vereinbarung für die kommende Saison, ein Engagement von Nick Heidfeld ist sehr wahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass die beiden zusammen in einem unserer Autos sitzen werden", sagt Hayden.

Nicolas Prost wird demnach vermutlich in das zweite Auto von Rebellion wechseln und sich dieses über weite Phasen der Saison mit Neuzugang Mathias Beche teilen. Als Ergänzungsfahrer für die großen Klassiker in Sebring, Le Mans und auf der Road Atlanta gibt es einige Kandidaten. Dazu zählen beispielsweise der Südafrikaner Adrian Zaugg, der Ex-DTM-Pilot Congfu Cheng oder der österreichische Youngster Dominik Kraihamer.

Die große Frage vor der Saison 2013: Wie gut wird der betagte Lola-Toyota noch sein? "Dass Lola Pleite ist, ist natürlich weniger gut. Aber wir haben es geschafft, zu überleben", sagt der Teamchef. "Wegen des Regelumbruchs 2014 ist es kaum denkbar, für nur eine einzige Saison ein anderes Chassis zu wählen. Wir versuchen natürlich, auch unser Paket voranzubringen und das Beste herauszuholen. Verbesserungen am Auto werden wir aber frühestens vor dem WEC-Rennen in Silverstone bekommen."