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  • 02.06.2014 08:43

  • von Roman Wittemeier

Nissan ZEOD: Der etwas andere DeltaWing

Das Äußere ist dem DeltaWing ähnlich, aber der Antrieb brandneu: Nissan schickt 2014 den ZEOD nach Le Mans - Muss Motoyama wieder schrauben?

(Motorsport-Total.com) - Bevor Nissan im kommenden Jahr den spannenden Wettbewerb in der LMP1-Klasse bereichern wird, gehen die Japaner noch einmal aus der 56. Box auf die berühmten 13,6 Kilometer des Circuit de la Sarthe in Le Mans. 2012 war Nissan im letzten Moment auf den DeltaWing-Zug aufgesprungen und hatte aus dem Einsatz der "Rennrakete" einen erheblichen PR-Wert gezogen. Der damals dramatische Rennverlauf rückte den DeltaWing damals noch zusätzlich in den Fokus der Öffentlichkeit.

Titel-Bild zur News: Nissan ZEOD

Sieht dem DeltaWing ähnlich: Der Nissan ZEOD für die 24 Stunden von Le Mans Zoom

Nissan will noch einmal mit einem Fahrzeug der Experimentalklasse (Box 56) für Furore sorgen. Ursprünglich hatte man geplant, das berühmte 24-Stunden-Rennen mit rein elektrischem Antrieb zu absolvieren, doch da hatte man den Mund wohl zu voll genommen. Man musste zurückrudern. Die neue Ansage: Der Nissan ZEOD (steht für: Zero Emission On Demand) soll am Ende eines jeden Stints einen kompletten Le-Mans-Umlauf mit rein elektrischem Antrieb schaffen.

Das neue Fahrzeug sieht dem DeltaWing auf den ersten Blick extrem ähnlich. Kein Wunder, denn man holte sich DeltaWing-Entwickler Ben Bowlby ins Haus. Don Panoz staunte nicht schlecht, als der Nissan ZEOD präsentiert wurde. Der Amerikaner kündigte sogleich eine Klage wegen angeblicher Urheberrechts-Verletzungen an, die jedoch im Sande verlief. Der ZEOD ist in seiner Grundform ähnlich, besitzt aber ein brandneues Monocoque und ein verändertes Aerodynamikkonzept.

400 PS aus nur 40 Kilogramm Motor

Der größte Unterschied liegt jedoch beim Antrieb. Der Nissan ZEOD RC wird von zwei je 110 kW (150 PS) starken Elektromotoren angetrieben, welche ihre Kraft über ein gemeinsames Getriebe an die Antriebsräder leiten. Zu Beginn eines jeden Stints übernimmt ein nur 40 Kilogramm schwerer und 400 PS starker 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo den Vortrieb. Für die letzte Runde vor einem geplanten Boxenstopp übernehmen dann die E-Motoren das Kommando.

Der Elektroantrieb, der immerhin 13,6 Kilometer lang nicht nur im Flüsterton durchhalten, sondern den Wagen auf über 300 km/h bringen soll, mag beeindruckend sein. Noch viel interessanter ist allerdings der kleine Verbrenner, bei dem Nissan das derzeit so im Trend liegende "Downsizing" in extremer Form umgesetzt hat. Der kleine Dreiyzlinder-Turbo misst ohne Nebenaggregate nur 40 mal 50 mal 20 Zentimeter. Er dreht bis zu 7.500 Touren und liefert ein maximales Drehmoment von 380 Nm. Die spezifische Leistung des 400-PS-Motors ist höher als bei den neuen Triebwerken der Formel 1!

Nissan DIG-T R Motor ZEOD

Wiegt nur 40 Kilogramm und leistet 400 PS: Der 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo Zoom

"Mit dem Verbrennungsmotor für den ZEOD RC hat unser Motorenteam einen wirklich bemerkenswerten Job gemacht", sagt Nissan-Motorsportchef Darren Cox über den kleinen Verbrenner mit der Kennzeichnung DIG-T R. "Uns war bewusst, dass vor allem die elektrische Seite des Nissan ZEOD in Le Mans für viel Aufsehen sorgen wird. Doch unser kombinierter Antriebsstrang ist das wirkliche technologische Glanzstück des Autos", erklärt der Brite stolz.

Im Oktober 2013 wurde der fertige ZEOD in Japan vorgestellt, anschließend absolvierte Werkspilot Michael Krumm die Jungfernfahrt auf dem Fuji-Speedway im Rahmen des dortigen WEC-Wochenendes. Der Deutsche ließ es langsam angehen, manövrierte die neue Rakete behutsam um den Kurs. "Doch den Biss im Auto konnte ich schon spüren", sagte Krumm nach den ersten Runden. "Die Fahrt hat viel Spaß gemacht. Es war wie in einer anderen Welt", erklärte der Reutlinger seine ersten Eindrücke.

Hat Motoyama wieder Werkzeug dabei?

"So ein Elektroantrieb gibt dir ein ganz neues Gefühl, vor allem, wenn du in einem hautengen Le-Mans-Cockpit sitzt. Und der Nissan ZEOD RC hat anders als sonstige Elektroautos ein richtiges Renngetriebe, das wie bei einem konventionellen Rennwagen mit dem Antrieb verbunden ist", sagte Krumm, der die weitere Entwicklungsarbeit hauptsächlich seinem Werksfahrer-Kollegen Lucas Ordonez überließ. Der Spanier teilt sich das Cockpit beim bevorstehenden Einsatz in Le Mans mit Wolfgang Reip und Satoshi Motoyama.

Motoyama? Da war doch was! Der Japaner war der tragische Held beim Einsatz des DeltaWing 2012. Motoyama versuchte seinen Wagen unter Anleitung der Techniker in stundenlanger harter Arbeit wieder flott zu bekommen, nachdem ihn Landsmann Kazuki Nakajima am Ende einer Safety-Car-Phase mit seinem Toyota von der Strecke bugsiert hatte. Motoyama schuftete und schraubte - aber es brachte nichts. Der DeltaWing kam nicht wieder in die Gänge.

Nissan ZEOD Technik

Die Technik im Nissan ZEOD in der Explosionsgrafik mal dargestellt Zoom

Ob man in diesem Jahr mit dem Nissan ZEOD über volle 24 Stunden fahren kann, steht in den Sternen. Ist aber vielleicht auch nicht so wichtig, wie die große öffentliche Aufmerksamkeit beim Ausfall 2012 zeigte. Wenn der Wagen einige Stunden lang beweisen kann, dass er der angeblich schnellste Elektrorenner der Welt ist, dann dürften im Hause Nismo alle zufrieden sein. Bezüglich der Rundenzeiten erwartete man den ZEOD in etwa auf dem Niveau der LMP2-Klasse, aber beim Vortest war man nur knapp vor den GTE-Autos. Hinzu kommt: Der ZEOD schaffte am Sonntag nur 24 Runden, rein elektrisch fuhr man nur in der Boxengasse.

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