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  • 11.06.2017 15:26

  • von Roman Wittemeier

Neue Slow-Zones in Le Mans 2017: "Es wird zur Lotterie!"

Große Diskussionen um veränderte Prozeduren bei den 24 Stunden von Le Mans 2017: Wie die neuen Slow-Zones zum entscheidenden Faktor werden könnten

(Motorsport-Total.com) - Das Tempo und die Zuverlässigkeit von Mensch und Maschine sollten im motorsportlichen Wettbewerb die entscheidenden Faktoren im Kampf um Siege sein. Wie jeder Fan schon vielfach beobachten konnte, ist dies allerdings längst nicht immer der Fall. Oftmals machen Einstufungen (BoP), Strafen oder Zwischenfälle den eigentlich schnellsten Teams einen Strich durch die Rechnung. Bei den 24 Stunden von Le Mans kommen zwei weitere Besonderheiten hinzu.

Titel-Bild zur News: James Winslow

Auf den langen Geraden nur mit 80 km/h: Die Slow-Zones bremsen deutlich Zoom

Beim Klassiker an der Sarthe werden traditionell drei Safety-Cars gleichzeitig eingesetzt. In solchen Phasen werden oftmals Duelle entschieden, wenn der Führende hinter einem Führungsfahrzeug landet, der Verfolger aber erst hinter dem nächsten. Sofort reißt eine riesige Lücke auf, die kaum wieder wettzumachen ist. 2017 wird es - sehr zum Leidwesen der Piloten und Teams - ein Element geben, das den Wettbewerb noch nachhaltiger beeinflussen kann als zuvor: die Slow-Zones.

Bei lokalen Zwischenfällen, beispielsweise bei der Bergung eines gestrandeten Fahrzeugs aus einem Kiesbett, ruft die Rennleitung nicht erst seit diesem Jahr eine Zone aus, in der alle Piloten nur mit Tempo 80 km/h fahren dürfen. Zur 85. Auflage der 24 Stunden von Le Mans in diesem Jahr gibt es jedoch entscheidende Änderungen am Prozedere. Die Vorwarnungen für die Fahrer kommen später, die Slow-Zones sind teils erheblich länger geworden.

"Das wird so zu einer Lotterie. Aber vielleicht will man das ja so haben", sagt ein LMP1-Pilot aus dem Lager von Toyota. "Wenn du Pech hast und zweimal durch die Slow-Zone musst, dein Gegner aber nur einmal, dann hast du so viel verloren, dass du es nie wieder aufholen kannst." Der ACO hat den Kurs in neun Slow-Zones unterteilt. Die längste dieser Strecken geht von der Bremszone vor Tertre Rouge bis hinter die erste Schikane. Da in jenem Bereich sehr schnell gefahren wird, ist der Zeitverlust bei 80 km/h immens. Man spricht von bis zu einer Minute.

Ärger um Slow-Zones: ACO hört nicht auf Andre Lotterer

"Ich habe es in der Fahrerbesprechung erwähnt, aber es ist denen egal. Dass man ein Rennen dadurch womöglich nachhaltig beeinflusst, geht denen komplett am Hintern vorbei", klagt Andre Lotterer, der beim Meeting mit Rennleiter Edoardo Freitas stellvertretend für alle Piloten aufgestanden war. Freitas und seine Mitstreiter argumentieren mit dem Thema Sicherheit. Man habe die Zonen teils verlängern müssen, um die arbeitenden Streckenposten nicht zu gefährden.

"Natürlich ist die Sicherheit wichtig, aber wir sind doch auch in der Vergangenheit sicher durch diese Situationen gekommen", sagt Lotterer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Man müsste es weiter vorher ankündigen und die Slow-Zones sollten kürzer sein. Das ist meine Meinung", erklärt Ford-Werksfahrer Stefan Mücke. Aus Sicht des Berliners seien die neuen Prozeduren "möglicherweise rennentscheidend, vor allem im engen Wettbewerb der GTE-Pro-Klasse".

"Ein Thema, das wirklich eher Unsicherheit schafft ist das Timing vor der Slow-Zone. Es können nicht alle entsprechend dosiert auf 80 km/h abbremsen. Manche werfen ganz furchtbar den Anker", erklärt Andre Lotterer. "Da kommt man dann mit viel höherem Tempo an und muss daran vorbeiblasen. Oder auch am Ende der Zone: Manche schnallen das erst fünf Sekunden später und geben Gas. Wir sind ganz fix auf fast 300 km/h und müssen dann an einem Hindernis vorbei, das noch mit 80 dahinzuckelt. Das soll sicher sein?"


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"Die Vorwarnungen kommen extrem kurzfristig. Es wird nur noch über einen Streckenposten angekündigt, nicht mehr über zwei. Man bekommt den Hinweis für die nächste Slow-Zone, aber dann ist sie schon da. Man hat gar keine Chance, so schnell mit dem Tempo herunterzukommen", stimmt Stefan Mücke zu. "Da musst du eine komplette Vollbremsung hinlegen. Erst recht, wenn du mit 340 km/h in einem LMP2 dort ankommst. Das ist brandgefährlich, nicht besonders nachvollziehbar und für den Wettbewerb nicht gut."

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