• 01.06.2016 11:22

  • von Roman Wittemeier

Motorsport-Monopoly: Das Business 24 Stunden von Le Mans

Was ein einziges Rennen für eine ganze Region bedeutet: Wirtschaftszahlen zu den 24 Stunden von Le Mans - "Wie alle 25 Jahre Olympische Spiele"

(Motorsport-Total.com) - Wenn in den kommenden Wochen in der 200.000-Einwohner-Stadt Le Mans im Nordwesten Frankreichs der "Beste Sportevent der Welt" (Ranking des Magazins 'National Geographic') durchgeführt wird, dann klingeln an zahlreichen Stellen die Kassen besonders laut. Das 24-Stunden-Rennen an der Sarthe, das am 18./19. Juni dieses Jahres in der 84. Auflage stattfinden wird, ist für de Stadt Le Mans, den Veranstalter Automobile Club de l'Ouest (ACO) und die gesamte Region Sarthe ein Wirtschaftsfaktor von besonderer Größe.

Titel-Bild zur News: Le Mans Sarthe 24 Stunden

24 Stunden von Le Mans: An den Einnahmen partizipieren zahlreiche Parteien Zoom

"Das 24-Stunden-Rennen ist für uns wirtschaftlich vergleichbar mit Olympischen Spielen alle 25 Jahre in einer Stadt - und das hat keine Stadt auf der Welt", sagt ein Marketing-Fachmann des Departements Sarthe. In der Rennwoche am "Circuit des 24 Heures" werden jährlich viele Millionen umgesetzt. Der Veranstalter reibt sich die Hände, die Stadt stellt sich dar und die Region tritt als Förderer und Profiteur gleichzeitig auf den Plan. Nicht vergessen: Le Mans ist nicht New York, Rio oder Tokio. Eine vergleichsweise kleine Stadt inmitten der Kornkammer Frankreichs veranstaltet quasi Olympia im 25-Jahres-Rhythmus.

Ein Blick auf einige Zahlen: Allein die Anwesenheit von über 250.000 Fans an der Strecke beschert der Region zusätzliche Einnahmen in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro. Die Zuschauer kaufen sich nicht nur die Eintrittkarten beim ACO (mindestens 78 Euro pro Ticket), sondern die müssen übernachten, essen, trinken und feiern - und das tun sie in Le Mans nicht zu knapp. Regelmäßig sind die Biervorräte in allen umliegenden Supermärkten vorübergehend ausverkauft. An der Strecke sprudelt der Gerstensaft im Eiltempo - mindestens fünf Euro pro halbvollem Plastikbecher.

Stadt und Region fördern die Baumaßnahmen

Die touristisch nur mäßig beliebte Region in Frankreich nutzt das jährliche Rennen zur Kernsanierung. Die Hotels im Umkreis von rund 50 Kilometern um die Strecke sind stets komplett ausgebucht. Die Hoteliers nutzen die Not der Besucher schamlos aus. Die Übernachtungspreise werden zur Rennwoche verdreifacht, eine Mindestbuchung von sieben Nächten durchgesetzt. Da bleibt den Motorsportfans oft nur Camping. Die Preise dabei sind recht fair: 57 Euro für ein Auto plus Zelt.

Der Veranstalter ACO investiert nach eigenen Angaben mindestens eine Million Euro jährlich in den Ausbau und die Erhaltung der Anlage. In diesem Jahr wurde die Anzahl der Boxen (und somit der Startplätze) auf 60 erhöht, man schaffte mit umfangreicher Förderung in der Arnage-Kurve neue Zuschauerbereiche. Das Syndicat Mixte du Circuit des 24 Heures du Mans (bestehend aus Departement, Region und Stadt) steuerte für die Baumaßnahmen eine Million Euro Fördergelder bei.

Der ACO, vergleichbar mit einem regionalen Verband des deutschen ADAC, hat für die Geschäfte vier verschiedene Unternehmen aktiv, um Einnahmen und Ausgaben passend verteilen und etwaige Risiken auf bestimmte Geschäftszweige beschränken zu können. Die Einnahmenseite sieht auf den ersten Blick rosig aus: Mit 160 Mitarbeitern generiert man weit über 50 Millionen Euro allein durch das 24-Stunden-Rennen. Jedes Team muss pro Fahrzeug allein 67.500 Euro Einschreibegebühr zahlen - plus Steuern versteht sich.


Teaser: 24 Stunden von Le Mans 2016

Anheizer für die 84. Auflage der 24 Stunden von Le Mans am 18./19. Juni dieses Jahres

Über die Eintrittskarten nimmt man rund 20 Millionen Euro ein, hinzu kommen fast fünf Millionen für die zusätzlichen Tribünentickets und weiteres Geld über Zugang zur ACO-Hospitality (rund eine Million) und die Vermarktung des Pitwalks (ca. 500.000 Euro). Die Einnahmen durch Parkplatzflächen (eine Million) und Camping (600.000 Euro) kommen hinzu sowie unter anderem die Einkünfte aus der TV-Vermarktung, dem Merchandising, der Bandenwerbung und der Ausstellungs- und Verkaufsflächen im Infield.

Trotz hoher Einnahmen: Nur 40.000 Euro für den Sieger

Hierzu werden keine Zahlen kommuniziert, auch die in Le Mans engagierten Automobil-Hersteller halten sich bedeckt. Wenn aber bereits in der European-Le-Mans-Series (ELMS) 70 Euro pro Quadratmeter Ausstellungsfläche aufgerufen werden, kann man sich in etwa ausmalen, was beispielsweise Audi für die riesige Arena und zahlreiche Hospitalities rund um die Strecke zahlen muss. Von Sponsoren und Partnern kommt weiteres Geld. Allein Rolex zahlt für den Event in Le Mans 3,5 Millionen Euro pro Jahr.

Den Einnahmen stehen allerdings auch umfangreiche Ausgaben gegenüber. Der ACO ist als Veranstalter keineswegs Besitzer der Rennstrecke und der dortigen Anlagen. Man muss für alle Events jeweils hohe Mieten zahlen, zudem viel Geld für Organisation und Sicherheit ausgeben. Aus den Einkünften wird beispielsweise auch die Antrittsprämie der MotoGP gezahlt. Die Ausschüttung an die beim 24-Stunden-Rennen erfolgreichen Teams fällt äußerst gering aus. Der Sieger bekommt schlappe 40.000 Euro.

Le Mans Fans

Fans in Le Mans: Vor allem am "Mad Friday" ist der Bierkonsum extrem hoch Zoom

Der große Gewinner im Motorsport-Monopoly von Le Mans ist ohnehin nicht der ACO, sondern am meisten profitieren Stadt, Region und das Departement Sarthe. Und man ist auf dem besten Weg, die Geldquellen noch stärker sprudeln zu lassen. In Le Mans werden schon jetzt 24-Stunden-Veranstaltungen im Golf, im Kochen und weiteren Disziplinen gewinnbringend veranstaltet. Ab 2019 soll ein regelrechter Themenpark entstehen. Das "Le Mans Resort" mit dem Museum als Kern, einem neuen Hotel im Infield und automon fahrenden Transportmitteln soll die Maschinerie weiter ankurbeln.

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