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  • 31.12.2012 11:53

  • von Roman Wittemeier

Le Mans: Event ohne Ende

Der größte Langstreckenevent der Welt zieht sich über insgesamt 17 Tage: Noch zeitgemäß? - Audi-Rennleiter Dieter Gass: "Kein Bedarf an Veränderungen"

(Motorsport-Total.com) - Wer Le Mans erleben möchte, muss Zeit mitbringen. Beim renommierten Event an der Sarthe geht es eben nicht nur um das Rennen über insgesamt 24 Stunden. Le Mans ist mehr als dieser Wettlauf. Das größte Langstreckenrennen der Welt, das auch im Jahr 2012 zum "besten Sportevent weltweit" gekürt wurde, lebt von seinen traditionellen Abläufen. "Talent, Geschwindigkeit und Ausdauer sind, was das beste Automobil-Rennen der Welt ausmacht - die 24 Stunden von Le Mans", so die Juroren von 'National Geographic'.

Titel-Bild zur News: Girls in Le Mans

In der Innenstadt von Le Mans sind nicht nur Piloten und Autos zu sehen Zoom

Die 24 Stunden von Le Mans starten mit dem Vortest, der seit einigen Jahren (2009 und 2010 gab es keine Testfahrten) zwei Wochen vor der Rennwoche ausgetragen wird. Für die Teams ist dieser Einsatz wichtig, weil er die einzige Chance darstellt, die Boliden vor dem Beginn der offiziellen Trainings auf dem besonderen Geläuf zu testen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rennstrecken der Welt ist der "Circuit des 24 Heures" abseits des Rennwochenendes nicht zu befahren.

Allerdings hat der Testtag dennoch an Bedeutung eingebüßt. "Der Vortest war früher viel besser und wichtiger, als er noch im April stattfand. Da hat er richtig etwas gebracht. Man konnte nach dem Test noch viele Dinge ändern, und auch die Reifenhersteller hatten eine viel bessere Vorbereitung", erklärt Le-Mans-Legende Henri Pescarolo. Heutzutage können die Teams zwar Abstimmungsarbeiten erledigen, aber vor dem Rennen keine umfangreichen technischen Änderungen an den Autos mehr vornehmen.

Vortest und Trainings noch nötig?

Der Vortest, der in diesem Jahr am 9. Juni stattfinden wird, hat allerdings noch eine andere Bedeutung. Jene Piloten, die mit wenig Erfahrung an der Sarthe starten wollen, müssen mit zehn soliden Runden nachweisen, dass sie für den Einsatz beim Klassiker taugen. Eine solche Qualifikation ist notfalls aber auch noch in den Trainingssessions möglich. Nach dem Vortest bleiben den Teams genau sechs Tage bis zum Start der Rennwoche an der Sarthe. Zu wenig zum Abreisen, zu viel für volles Programm.

Am Sonntag nach dem Vortest - also genau eine Woche vor dem Ende des Dauerlaufes - beginnen in der Innenstadt der 150.000-Einwohner-Stadt die technischen Überprüfungen der gemeldeten Fahrzeuge. Das Spektakel, das jedes Jahr mehrere Tausend Besucher anlockt, zieht sich bis zum Montagabend. Die Autos und Teams werden präsentiert, sind zum Greifen nahe. Die Fahrer geben Interviews und unzählige Autogramme. Die Spannung baut sich langsam auf, obwohl sich noch kein Rad dreht.

"Le Mans lebt von Traditionen. Das fängt schon mit der Fahrzeugabnahme in der Innenstadt an. Wir müssen eine Woche vorher anreisen, wenn wir die Abnahme am Sonntag in der City haben. Wenn ich die Begeisterung vor Ort sehe und die Leidenschaft, mit der die Menschen es verfolgen, dann erkenne ich keinen Bedarf an Veränderungen", erklärt Audi-Einsatzleiter Dieter Gass. Aus Sicht des Ingenieurs gibt es an den bewährten Abläufen nichts zu rütteln.

Beim Monaco-Grand-Prix sind die Damen auf den Balkonen jüngeren Semesters Zoom

Für die Piloten sind die ersten Tage der Le-Mans-Woche nicht allzu prickelnd. Am Sonntag und Montag lächeln in der Innenstadt, am Dienstag Autogrammstunde an der Strecke. Erst am Mittwoch geht der Betrieb los, den die Piloten so dermaßen herbeisehnen: Training und Qualifikation. Am Donnerstag ist der Zeitplan ähnlich wie am Vortag, am Freitag wieder Pause. Dort gibt es tagsüber Leerlauf für die Fahrer, am frühen Abend allerdings ein großes Highlight: Parade in der Innenstadt - Party pur!

"Le Mans ist ein ganz besonderes Thema. Man sollte ganz vorsichtig sein bezüglich etwaiger Veränderungen", sagt Gass. Der Audi-WEC-Rennleiter ist davon überzeugt, dass der langatmig wirkende Plan der Traditionsveranstaltung auch heute noch zeitgemäß ist. "Rein technisch gesehen braucht man beispielsweise diese vier langen Trainingssitzungen nicht", fügt Gass allerdings hinzu. "Die Fahrer brauchen selbstverständlich ihre Zeit im Auto, um sich auf das Rennen vorzubereiten, aber bezüglich des Autos braucht man nicht so viel Zeit."