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  • 28.03.2012 14:56

  • von Roman Wittemeier

Heidfeld-Interview: Und wenn Porsche anklopft?

Nick Heidfeld nach seinem WEC-Debüt im Rebellion-Toyota im Interview: Von Setupkompromissen und einer Sicht "wie beim Pferd mit Scheuklappen"

(Motorsport-Total.com) - Er war 1999 mit Mercedes in Le Mans und wollte seitdem immer mal wieder dorthin zurück: Nick Heidfeld. Der Mönchengladbacher wird sich 2012 seinen lang gehegten Traum erfüllen. Mit dem Schweizer Team Rebellion ist Heidfeld in diesem Jahr in der neuen Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) aktiv. Das erste von drei Rennen, die der erfahrene Deutsche in diesem Jahr im Prototypen bestreiten wird, verlief nicht ganz nach Wunsch.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld fährt 2012 noch zwei Rennen für Rebellion: Spa und Le Mans

Bei den 12 Stunden von Sebring lag Heidfeld gemeinsam mit seinen Kollegen Neel Jani und Nicolas Prost auf gutem Kurs, doch technische Probleme machten die Hoffnungen zunichte: Gesamtrang 32 in Florida. Für den bisherigen Formel-1-Piloten, dem nach wie vor gute Chancen auf eine Rückkehr in die Königsklasse nachgesagt werden, brachte der Trip nach Sebring dennoch viel. Heidfeld gewöhnte sich an die Abläufe auf der Langstrecke und nahm intensiven Kontakt zum Lola-Toyota auf. Im Interview berichtet der 34-Jährige von seinen Erfahrungen.

Frage: "Nick, du hast in Sebring dein erstes Rennen für Rebellion bestritten. Wie waren deine Eindrücke von Strecke, Auto und Szene?"
Nick Heidfeld: "Die Atmosphäre war beeindruckend. Das Event war wirklich packend und die Stimmung super. Das liegt bestimmt an der Serie selbst, aber mit Sicherheit auch an der tollen Fankultur, welche die Amis hier haben. Ich habe mich immer besser mit dem Auto anfreunden können und die Strecke rangiert trotz der Bodenwellen und ihres Alters doch recht weit oben in meiner Beliebtheitsskala."

Frage: "Einige Piloten haben nach dem Umstieg von Formelautos in einen geschlossenen Le-Mans-Prototypen ein 'Aha-Erlebnis' gehabt - nämlich die komplett anderen Sichtverhältnisse wegen der Coupé-Kuppel. Wie hast du dies empfunden?"
Heidfeld: "Eher 'oh-oh', da ich die mangelnde Sicht für gefährlich halte. Nicht wegen der Kuppel, sondern weil man eine Sicht hat, in etwa wie ein Pferd mit Scheuklappen."

Frage: "Neel und Nicolas haben viel Erfahrung im Prototypen. Inwiefern können sie dir Tipps geben? Und wenn ja, welcher Art?"
Heidfeld: "Wir haben uns als Team schnell zusammen gefunden und sprechen offen über alles mögliche. So viele Fragen hatte ich ehrlich gesagt speziell bezüglich des Fahrens nicht. Ich finde, man muss das selber 'erfahren'. Trotzdem ist es hilfreich und mit Nico bin ich beispielsweise an einem Abend über die Strecke gegangen. Wir haben über gute Überholstellen gesprochen."

Frage: "Es sind drei Mann pro Auto. Wann hast du letztmals Kompromisse beim Setup eingehen müssen, weil auch andere den Wagen bequem fahren können müssen? Wie schwierig ist so etwas?"
Heidfeld: "Das letzte Mal ist schon einige Jahre her. Das war, als ich ein Sportwagenrennen für Mercedes gefahren bin. Ich habe jetzt kaum komplett andere Ansichten als Nico und Neel, weshalb wir auch ein gutes Setup für alle finden konnten."

Nick Heidfeld, Neel Jani, Nicolas Prost

Viele Autos auf wenig Sebring-Strecke: Rebellion vor Pescarolo und Porsche 911 Zoom

Frage: "Wie hast du den dichten Verkehr in Sebring wahrgenommen?
Heidfeld: "In den Freien Trainings war ich noch sehr zurückhaltend, weil ich das Auto heil lassen und mich erst mal ein bisschen gewöhnen und herantasten wollte. Im Rennen bin ich dann - glaube ich - für einen Newcomer recht gut durchgekommen."

Frage: "Wann und wo sitzt du zum nächsten Mal im LMP1?"
Heidfeld: "Wir werden vor dem nächsten Rennen in Spa-Francorchamps nochmal testen. Wann und wo, das genau steht noch nicht fest. An dann werden wir aber auch nicht mehr mit dem letztjährigen Auto, sondern dem aktuellen Lola-Chassis unterwegs sein."

Frage: "Du hast immer gesagt, dass du unbedingt nochmal nach Le Mans möchtest. Welche Bilder sind in deinem Kopf, wenn du das Stichwort Le Mans hörst?"
Heidfeld: "Es sind nicht in erster Linie Bilder, sondern ein Gefühl und eine Stimmung, die ich dort einfach als einzigartig empfand."


Fotos: ALMS- und WEC-Auftakt in Sebring


Frage: "Was passiert eigentlich, wenn Porsche im Jahresverlauf bei dir anklopft?"
Heidfeld: "Porsche nimmt, nicht zuletzt auch durch 16 Gesamtsiege, auch für Le Mans eine Sonderstellung ein. Es ist eine fantastische Marke und ein Riesengewinn für die WEC. Für diese Saison konzentriere ich mich erst einmal auf den maximalen Erfolg mit Rebellion. Was die Zukunft bringt, wird man sehen."