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  • 31.05.2016 19:49

Gosia Rdest: Im GAZPROM-Audi quer durchs Schumacher-S

Im Rahmen des 24-Stunden-Rennens stand für den Audi Sport TT Cup der Saisonhöhepunkt auf dem Programm - Gosia Rdest mischte im GAZPROM-TT mit

(Motorsport-Total.com) - Gosia Rdest ist beim Audi Sport TT Cup die einzige weibliche Fahrerin im 16-köpfigen Starterfeld. Ihre guten Leistungen haben sich in der Szene bereits herumgesprochen. Seit dieser Saison unterstützt der Energiekonzern Gazprom das junge Renntalent. "Gosia hat auf der Rennstrecke wie zuletzt am Nürburgring einige Fahrer hinter sich gelassen. Wir sind von Ihrem Fahrtalent überzeugt und unterstützen sie gern bei ihren Einsätzen im Audi Sport TT Cup", so Mirco Hillmann, Sprecher bei GAZPROM Germania. Im Interview mit 'Motosport-Total.com' spricht die 23-Jährige über ihre Erfahrungen auf dem Nürburgring.

Titel-Bild zur News: Gosia Rdest

Gosia Rdest hatte zwei ereignisreiche Rennen auf dem Nürburgring Zoom

Frage: "Gosia, das war Ihr viertes Rennen im Audi-TT-Cup. Wie gefällt es Ihnen und wie war's?"
Gosia Rdest: "Der Audi-TT-Cup ist wirklich eine tolle Serie. Wir fahren alle das gleiche Auto, also kommt es auf das Fahrkönnen, den Umgang mit den Reifen und die Streckenkenntnis an. Das vierte Rennen war wirklich gut. Ich wurde zwar am Ende nur Zwölfter, aber ich kam ja auch vom letzten Startplatz, weil ich davor einen Crash im Qualifying hatte. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, auf Platz zehn zu fahren, aber leider begannen meine Reifen zu überhitzen. Ich fuhr etwas zu schnell in die Michael-Schumacher-Schikane und kam von der Strecke ab. Hätte es dort eine Audi-Drift-Competition gegeben, hätte ich die mit Sicherheit gewonnen! Zumindest habe ich das Auto gerettet und nur zwei Positionen verloren.

Frage: "Werden Sie als Frau genauso behandelt wie die Männer?"
Rdest: "Wenn ich den Helm aufsetze, ist ganz egal, ob ich ein Mädchen oder ein Junge bin. Da sind wir alle nur noch Rennfahrer, die auf das Podium fahren wollen. Auf der Strecke werde ich nicht anders behandelt. Abseits der Strecke sind die Männer echte Gentlemen, muss ich zugeben. Sie halten mir sogar die Tür auf. Aber wenn wir im Auto sitzen, fighten sie mit voller Härte."

Frage: "Sie sind Formelrennen gefahren, bevor es in den Audi-TT-Cup ging, richtig?"
Rdest: "Stimmt. 2013 erhielt ich die Chance, die BRDC-Formel-Ford-Meisterschaft in Großbritannien zu fahren. Das war das erste Jahr dieser Meisterschaft, und es war mein erstes Jahr im Formelauto nach dem Kartsport. Der Sprung war ziemlich groß für mich, zumal ich nur Rennen gefahren bin und nicht getestet habe. Das war ein bisschen optimistisch! Die Strecken, alles war neu für mich. Aber ich habe das Jahr genossen und die Erfahrung, Rennen mit reinen Einsitzern zu fahren, war sehr wertvoll für mich. Ich habe auch den Preis für die meisten Überholmanöver während der Saison gewonnen. Insgesamt waren es 72 Überholmanöver."

Frage: "Was möchten Sie im Motorsport noch erreichen?"
Rdest: "Es ist mein zweites Jahr in der Audi-Sport-Familie. Mein sportliches Karriereziel ist, in der DTM zu fahren. Ich bin guter Dinge, dass das möglich ist, ich glaube daran und werde hart dafür arbeiten, eines Tages am Steuer eines DTM-Audi zu sitzen."

Frage: "Und wie wär's mal mit einem 24-Stunden-Rennen?"
Rdest: "Ich hatte schon einmal Gelegenheit dazu, im vergangenen Jahr. Da bin ich die 24 Stunden von Dubai gefahren. Eine tolle Erfahrung für mich! Ich fuhr ein langsameres Auto, einen Volkswagen Polo. Das war für mich und meine Teamkollegen ziemlich ermüdend, denn in einem langsameren Auto musst du dich bei einem 24-Stunden-Rennen noch mehr konzentrieren. Denn du holst nicht so oft selbst jemanden ein, aber du wirst ständig von schnelleren Autos eingeholt. Du musst permanent wach sein, um niemanden zu übersehen und jemanden aus dem Rennen zu werfen. Dieses Jahr konzentriere ich mich auf den Audi-TT-Cup, ich fahre keine andere Rennserie. Aber nächstes Jahr, wer weiß? Vielleicht bekomme ich ja die Chance, die 24 Stunden auf dem Nürburgring zu fahren, in der 'Grünen Hölle'."

Frage: "Das Leading Car fährt hier mit Gasantrieb. Was halten Sie von alternativen Gasantrieben?"
Rdest: "Ich finde es wirklich gut, dass Unternehmen wie Gazprom und Audi zeigen, dass Autos auch umweltfreundlich sein können. Motorsport ist nicht nur Motorsport, sondern die Kooperationen im Motorsport haben Einfluss auf viele Bereiche. Darüber bin ich sehr froh. Ich hatte schon die Gelegenheit, so ein Erdgas-Auto zu fahren. Ich war Gaststarter im Scirocco-R-Cup, und der Scirocco läuft ja auch mit Erdgas. Die Performance des Autos war gleich, da spürte ich keinen Unterschied. Geschwindigkeit und Umweltverträglichkeit schließen sich nicht aus."

Über Gosia Rdest

Gosia Rdest wurde 1993 in Zyrardow geboren. Ihre Motorsportkarriere begann auf der Kartbahn. In der Saison 2011 wurde sie Polnische Meisterin in der Kartklasse KF2. Sie trat auch bei italienischen Kartrennen an. Unter anderem erreichte sie den ersten Platz beim 21. Trofeo d'Autunno in der Klasse KF2 sowie den dritten Platz während der vierten Runde der Italienischen Meisterschaften in der Klasse KF2.

Gosia Rdest

Aus dem Audi TT Cup möchte Rdest mittelfristig in die DTM aufsteigen Zoom

2013 hat Gosia als einzige Frau an der britischen BRDC Formula 4 Championship teilgenommen und die Saison mit dem Preis "Who Zooms Award" für die größte Anzahl von Überholungen abgeschlossen. Als eine von zwölf Frauen wurde sie von VW Motorsport und der FIA-Frauenkommission zu den Ausscheidungen zum Scirocco R-Cup eingeladen. Ihre Vorbilder sind Aryton Senna und Jerzy Kukuczka.

In der Saison 2014 wechselte Gosia von den Einsitzern zu den Tourenwagen und nahm am Volkswagen Castrol Cup teil. Sie konnte auch beim VW Scirocco R-Cup auf dem Red Bull Ring und beim VW Polo R Cup an den Start gehen, wo sie nacheinander die Plätze zwei, vier und sechs belegte.

Die Saison 2015 begann sie mit dem 24-Stunden-Rennen in Dubai. Als eine von vier Fahrerinnen nahm sie hinter dem Lenkrad eines VW Golf TDI des britischen KPM Racing Teams Platz. Trotz der schwächeren Fahrzeugeigenschaften bot sie gekonnt stärkeren Rivalen die Stirn und erreichte im Gesamtklassement den 9. Platz in der Klasse A2 und 51. In der vergangenen Saison beteiligte sie sich an zwei Rennserien, nämlich dem Volkswagen Golf Cup und dem Audi Sport TT Cup. Sie schloss diese mit dem zehnten beziehungsweise zwölften Platz im Gesamtklassement ab.